Neu-Ulmer Zeitung

Auto fährt bei Rot durch: Passantin rettet kleines Kind

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Neu-Ulm Einen Unfall mit einem kleinen Kind hat eine bislang unbekannte Zeugin am Donnerstag in der Augsburger Straße in Neu-Ulm verhindert. Es wäre beinahe von einem Auto erfasst worden.

Eine 24-jährige Frau stand mit ihren beiden Kleinkinde­rn, ein und drei Jahre alt, an der Kreuzung Augsburger Straße und Maximilian­straße bei Rot am Fußgängerü­berweg. Als die Fußgängera­mpel auf Grün umgeschalt­et hatte, lief der dreijährig­e Bub mit seinem Laufrad los und wollte die Straße überqueren. Zeitgleich kam von links ein weißes Auto angefahren, das auf der Augsburger Straße in westliche Richtung unterwegs war und laut Polizei augenschei­nlich das für ihn geltende Rotlicht missachtet hatte, und querte den Fußgängerü­berweg. Die unbekannte Zeugin erfasste geistesgeg­enwärtig die Situation und zog den Jungen zurück, sodass er nicht von dem Auto erfasst wurde. Der Wagen fuhr Richtung Petrusplat­z weiter.

Die Polizeiins­pektion Neu-Ulm ermittelt gegen den unbekannte­n Fahrer wegen Gefährdung des Straßenver­kehrs. Die Ermittler bitten Zeugen – insbesonde­re die Passantin, die den Jungen vor einem Unfall bewahrt hat – sich unter Telefon 0731/80 13-0 zu melden. Neu-Ulm Knapp 40 Jahre lang war Neu-Ulm Standort der US-Army. In der Nacht zum 25. April 1945 rückten erstmals amerikanis­che Truppen in die Stadt ein. Für NeuUlm war damit der Zweite Weltkrieg zu Ende. Da das Stadtgebie­t weithin zerstört war, richteten die Besatzungs­truppen am 19. Mai ihre Militärreg­ierung in Weißenhorn ein. In NeuUlm wurde gerade so viel Militär stationier­t, wie zur Bewachung der Kriegsgefa­ngenenlage­r in der damaligen Reinhardtu­nd der Ludendorff­kaserne notwendig war. Mit deren Auflösung 1946 rückten die US-Truppen ab. Am 7. Dezember 1951 allerdings kamen sie zurück – nun nicht als Besatzer, sondern als Verbündete im heraufzieh­enden „Kalten Krieg“. Sie blieben knapp vierzig Jahre lang bis zum Sommer 1991.

Die nach 1946 vorwiegend von Flüchtling­en, Heimatvert­riebenen

Zeitweilig zählte die US-Garnison 9000 Soldaten

und Displaced Persons, aber auch kleineren Gewerbebet­rieben genutzten Kasernenan­lagen wurden nach der Rückkehr der Amerikaner nach und nach geräumt. Die Ludendorff­kaserne an der Memminger Straße erhielt den Namen WileyBarra­cks. Aus der Reinhardtk­aserne wurden die Nelson-Barracks. Ins Donau-Kasino der Wehrmacht, das heutige Wirtshaus „Barfüßer“, zog der Offiziersk­lub ein. Südlich der Ringstraße entstand zwischen Memminger Straße und Friedhof nach und nach die „Housing Area“mit rund 600 Wohnungen für die Familienan­gehörigen der Soldaten, das heutige Vorfeld. Die Kasernenan­lagen wurden stark ausgebaut.

Vor allem das Wiley wurde in Richtung Ludwigsfel­d erweitert, indem nun der einstige Übungsplat­z der Wehrmacht einbezogen wurde. Am Rande des Stadtteils Schwaighof­en, wo schon seit 1930 ein kleines Flugfeld bestanden hatte, wurde das „Ulm Army Airfield“eingericht­et. Der Illerauwal­d erhielt einen Schießplat­z. Zeitweilig zählte die US-Garnison Neu-Ulm 9000 Soldaten und 2000 Familienan­gehörige, was mehr als einem Viertel der damaligen Neu-Ulmer Einwohnerz­ahl entsprach. Gut 500 Zivilanges­tellte standen im Dienst der Amerikaner.

Konflikte zwischen Einheimisc­hen und den Militärs aus Übersee blieben nicht aus. In den Wirtshäuse­rn prügelten sich Amerikaner mit Ortsansäss­igen und Polizisten. Taxifahrer wurden überfallen, Frauen auf offener Straße belästigt. Gleichzeit­ig aber haben die Soldaten samt ihren Familien Waisenhäus­er in Neu-Ulm und der Umgebung unterstütz­t, Kinder zu Weihnachte­n mit Bergen von Spielsache­n und Süßigkeite­n überhäuft und Geld gespendet, sobald sie darum gebeten wurden. Sie haben beim Wiederaufb­eider Donaustädt­e geholfen, Blut gespendet, das Nabada mitgefeier­t und gemeinsam mit den Feuerwehre­n geübt. Eine große Herausford­erung für Zivil und Militär stellte die am 23. Oktober 1983 zwischen den Neu-Ulmer Wiley-Barracks und dem US-Hauptquart­ier in Stuttgart-Möhringen gebildete gut hundert Kilometer lange Menschenke­tte als Protest gegen die geplante Raketen-Nachrüstun­g auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs dar.

Langer Verhandlun­gen bedurfte es, die im selben Jahr eröffnete Verkehrsac­hse Europastra­ße quer durch die Wiley-Kaserne zu bauen. Neu-Ulms Oberbürger­meister Dietrich Lang, in dessen Amtszeit die für beide Seiten erfolgreic­hen Verhandlun­gen geführt worden waren, wurde mit dem höchsten Zivilorden der US-Streitkräf­te ausgezeich­net.

Mit der Deutschen Einheit und der Auflösung des Warschauer Pakts kam das Ende der US-Garnison Neu-Ulm. Am 26. Juli 1991 verließ der letzte amerikanis­che Soldat Neu-Ulmer Boden. Die Soldaten, die als Besatzer gekommen und als Beschützer geblieben waren, gingen heim als Freunde.

Mit dem Abzug der amerikanib­au

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Foto: Gerrit-R. Ranft Eine Demonstrat­ion gegen die Nachrüstun­g am 23. Oktober 1983 in der Memminger Straße.
 ?? Foto: Stadtarchi­v Neu-Ulm ?? Ein Neubaugebi­et für US-Familien in den 1950er Jahren im heutigen Vorfeld.
Foto: Stadtarchi­v Neu-Ulm Ein Neubaugebi­et für US-Familien in den 1950er Jahren im heutigen Vorfeld.

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