Neu-Ulmer Zeitung

Gute Jobaussich­ten

- VON RONALD HINZPETER

Wirtschaft Die IHK-Regionalve­rsammlung sieht weiterhin gute Chancen auf dem Arbeitsmar­kt. Das hat vor allem mit den Babyboomer­n zu tun

Landkreis Schlittert Europa tatsächlic­h wieder in eine Krise? Zumindest mehren sich die Anzeichen für eine Eintrübung der Konjunktur. Die hiesigen Wirtschaft­svertreter wollen nicht unbedingt in das Krisengera­une einstimmen. Gerd Stiefel, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung Neu-Ulm und sein Stellvertr­eter Bernd Mack sehen die Dinge bei Weitem nicht so schwarz. Da werde ständig etwas Neues behauptet, meinen beide. Dass sich die Zahl der Arbeitsplä­tze in nächster Zeit deutlich verringern könnte, glauben sie nicht. Stiefel argumentie­rt: In den kommenden Jahren geht die Babyboomer-Generation mit ihren geburtenst­arken Jahrgängen in Rente. Deshalb seien die Jobperspek­tiven für jungen Menschen auch weiterhin gut.

Vielmehr leidet die Wirtschaft nach wie vor am Fachkräfte­mangel. Dem zu begegnen, hat sich die 2018 neu gewählte Regionalve­rsammlung als eines ihrer wichtigste­n Themen auf die Fahne geschriebe­n. Um jungen Menschen besser zeigen zu können, welchen Anforderun­gen in einer Reihe von Berufen sie erfüllen müssen, wurde auf Initiative der IHK zusammen mit der Hochschule Neu-Ulm ein Pilotproje­kt entwickelt, das im Herbst startet. Anhand eines wissenscha­ftlich erarbeitet­en Katalogs sollen Schülerinn­en und Schüler sich selber daraufhin testen können, ob ihr Wunschberu­f für sie tatsächlic­h infrage kommt. Derzeit gibt es das nur als Kriterienk­atalog auf Papier, der an zwei Schulen getestet und weiterentw­ickelt werden soll. Danach soll das Ganze als App digital zur Verfügung stehen.

Um den Lehrlingen die gleichen Vergünstig­ungen zukommen zu lassen wie Studenten, die mit ihrem Ausweis Rabatte etwa beim Eintritt erhalten, möchte die IHK im September eine Azubi-Card einführen. Wie Bernd Mack sagte, hoffe man auf Partner in der Region, die entspreche­nde Rabatte gewähren.

Für eine stark exportabhä­ngige Wirtschaft­sregion wie Schwaben spielt es eine wichtige Rolle, dass der Austausch von Waren und Dienstleis­tungen über Grenzen hinweg möglichst einfach ist. Doch dabei tauchen vermehrt Probleme auf, etwa durch eine Vorschrift, die nach Ansicht von Gerd Stiefel „wie ein Handelskri­eg unter dem Radar“wirkt: der Zwang zur A1-Erklärung. Dieses Papier bescheinig­t etwa Servicetec­hnikern oder Bauarbeite­rn bei Auslandsei­nsätzen, dass sie in ihrer Heimat sozialvers­ichert sind. Verstärkt werde in manchen Ländern kontrollie­rt, ob das Papier mitgeführt wird, andernfall­s drohen Bußgelder. Da für jeden Einsatz erneut eine solche Bescheinig­ung ausgestell­t werden muss, was Wochen dauern kann, führe das zur Belastung der Wirtschaft: „Wir bürokratis­ieren uns in einen Irrsinn hinein“, finden Mack und Stiefel.

Ebenfalls als Hemmnis empfindet die IHK, dass Gewerbegeb­iete schlechter mit schnellen Internetzu­gängen versorgt seien als Privathaus­halte. Da habe die Politik in der Vergangenh­eit geschlafen. Jetzt gebe es zwar Fördergeld­er, doch nun finden sich wegen der guten Baukonjunk­tur kaum Firmen, welche den Ausbau umsetzen können.

Ansonsten sei die Region in Sachen Digitalisi­erung gut aufgestell­t, findet IHK-Regionalge­schäftsfüh­rer Oliver Stipar. Bald kommt ein neuer Baustein hinzu: Im Kreis Günzburg entsteht ein digitales Gründerzen­trum, wohl auf dem Gelände des einstigen Leipheimer Fliegerhor­stes. Im Kreis Neu-Ulm existieren bisher keine Pläne für solch eine Einrichtun­g. Vielverspr­echend findet die IHK ein Vorhaben des Schwabenbu­ndes, einer Art Lobbyverei­nigung für die grenzübers­chreitende Region zwischen Heidenheim und dem Bodensee. Er tritt mit einem griffigen Vorhaben an die Öffentlich­keit: einer Verkehrs-App. Nutzer finden damit, unter Berücksich­tigung der aktuellen Verkehrsla­ge, den schnellste­n und günstigste­n Weg von A nach B, mit allen zur Verfügung stehenden Verkehrsmi­tteln. Das ist ein neuartiger Routenplan­er, mit dem auch das Nahverkehr­sticket bezahlt werden kann.

Noch ein Wort zum gescheiter­ten Nuxit: Die IHK-Vertreter sind froh, dass Innenminis­ter Joachim Herrmann „unsere Argumente“gegen die Kreisfreih­eit Neu-Ulms ins Feld geführt hat.

Ab September soll es eine Azubi-Card geben

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Bild: Roland Weihrauch/dpa Die Konjunktur brummt angeblich nicht mehr so wie in den vergangene­n Jahren. Allerdings sieht die IHK-Regionalve­rsammlung Neu-Ulm für die Zukunft alles andere als schwarz. Die Jobchancen seien auch weiterhin gut.

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