Ulm und Neu-Ulm sollen plastiktütenfrei werden
Handel Umweltschützer starten eine Aktion, die auch Marketing-Experten gefällt. Aufkleber zeigen, wer sich beteiligt
Ulm/Neu-Ulm In der Donau haben Wissenschaftler bereits Mikroplastik gefunden, viele Mülleimer in den Innenstädten von Ulm und NeuUlm quellen über – vor allem morgens und nach den Wochenenden. Um die Flut an Einwegbechern einzudämmen, haben die Citymanager beider Städte Anfang des Jahres die Münchner Firma Recup in die Region gelockt. Seitdem verkaufen Lokale und Bäckereien Kaffee zum mitnehmen auch im MehrwegPfandbecher.
Jetzt kämpfen Umweltaktivisten von Greenpeace Ulm/Neu-Ulm dafür, dass die Geschäfte auf Plastiktüten verzichten. Ihre neue Initiative mit dem Namen „Ulm/Neu-Ulm plastiktütenfrei!“findet Anklang – mehr als 15 Unternehmen hätten sich bereits angeschlossen, berichtet Sprecher Till Irmisch. Auch Ulms Citymanager Henning Krone lobt den Ansatz. Was nachhaltig ist, sei gut, findet Krone. Der MarketingExperte erkennt auch einen weiteren Vorteil für die Geschäfte in der Stadt: Die Einkaufstüten mit aufgedruckten Logos und Schriftzügen seien schließlich auch Werbeträger. „Jetzt gibt es Werbeträger, die viel länger haltbar sind“, sagt der Citymanager. Die Ulmer City setze bei ihrer Image-Kampagne „Ulm. komm rein.“auf Papiertüten aus recyceltem Material. „Die sind nicht nur nachhaltig, die sehen auch einfach cool aus“, lobt Krone. Man habe die Tüten bei vielen Partnern ausgegeben, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt.
Um den Werbeeffekt geht es Greenpeace nicht. Sprecher Irmisch verweist auf Zahlen, die das Statistik-Portal Statista veröffentlicht hat. Demnach verbrauchte jeder Deutsche im Jahr 2017 durchschnittlich 29 Plastiktüten – die dünnen Obstund Gemüsebeutel nicht eingerechnet. Die Tüten seien energieintensiv in der Herstellung und trügen dazu bei, dass noch mehr Plastikmüll erzeugt wird als ohnehin schon – und dazu, dass sich Müllstrudel in den Weltmeeren bildeten. Irmisch kritisiert, dass die Politik lediglich auf die Selbstverpflichtung des Handels setze und dass die meisten Verbraucher bloß abwarteten: „Die Politik hat das Problem erkannt, doch bei der konsequenten gesetzlichen Lösung hapert es.“
Die Ulmer und Neu-Ulmer Aktivisten wollen mit einer eigenen Aktion erreichen, dass Plastiktüten nicht mehr länger zum Alltag in den Geschäften gehören. Statt dessen sollen Kunden eigene Taschen oder Rucksäcke mitbringen. Mehr als 15 Geschäfte haben nach Angaben von Irmisch in den vergangenen Wochen zugesagt, in Zukunft keine Plastiktüten mehr herauszugeben oder verzichten bereits komplett darauf. Diese Geschäfte sind an einem Aufkleber mit dem Logo der Initiative an der Ladenfront zu erkennen. Die Greenpeacer, die ihre Initiative im Juli gestartet haben, möchten möglichst viele weitere Geschäfte überzeugen und wollen daher in nächster Zeit wieder durch die Ulmer Innenstadt ziehen.