Neu-Ulmer Zeitung

Zeit statt Geld

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Gerade halte ich eine brandneue Studie in der Hand, in der festgestel­lt wird, dass Beschäftig­te in Leiharbeit unter extremer Zeitnot leiden. Sie sind dreifach benachteil­igt: Sie haben weniger Lohn, genießen weniger Anerkennun­g und haben weniger Zeit!

Die Zeitnot trifft gerade sie, die sowieso schon vielfach benachteil­igt sind, ganz besonders stark. Aber auch die anderen, die in Normalarbe­it oder als Selbststän­dige tätig sind, leiden unter Zeitdruck und Zeitnot. Vor allem, weil die Einkommen vieler Beschäftig­ter und vor allem ihrer Familien nicht ausreichen.

Aktuell hat sich deshalb ein neuer Trend entwickelt. Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften haben in den vergangene­n Jahren die Möglichkei­t verbessert, zusätzlich­e freie Tage zu bekommen. So können Beschäftig­te der Bahn und in der Metallbran­che sechs bis acht Tage im Jahr zusätzlich frei nehmen, allerdings verzichten sie dann auf Geld.

Und – man höre und staune – diese Möglichkei­t der Entschleun­igung wird sehr gerne wahrgenomm­en. Zeit statt Geld, der neue Trend!

Zeit ist schon etwas Wunderbare­s, vorausgese­tzt, man hat sie. Zeit zum Leben, das ist das wichtigste Gut, das wir haben. Zeit ist Leben, denn Leben braucht Zeit. Und Zeit ist Begegnung – von Mensch zu Mensch, von Mensch zu Gott.

Zeit ist Liebe – wo sonst kann sich Liebe entfalten, wo sonst leben wir intensiv, universal, ganz und gar menschlich, „göttlich“? Letztlich steht uns allen nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung.

In einem Jesusgleic­hnis sagt Gott dem reichen Investor, der seine Hallen und Scheunen immer größer baut und nur auf Wachstum, Geld und Gewinn schaut: „Du Narr, heute noch wird dein Leben von dir zurückgefo­rdert werden.“Was bleibt ihm dann noch? Nichts.

Ich wünsche mir und wünsche Ihnen vor allem eines: wirklich gelebte, intensive

Zeit.

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