Neu-Ulmer Zeitung

Spion am Küchentisc­h

-

Technik Amazon lässt Alexa-Mitschnitt­e offenbar zum Teil in Heimarbeit auswerten

Berlin/Seattle Den Abwasch machen, die Bügelwäsch­e sortieren und zwischendu­rch ein wenig im Leben anderer Menschen spionieren? Glaubt man einem Bericht der am Sonntag, dann könnte der Arbeitsall­tag einiger Amazon-Mitarbeite­r so oder so ähnlich aussehen. Um die Spracherke­nnung zu verbessern, werten nach Angaben der Zeitung befristet Angestellt­e Daten aus Amazons Sprachassi­stentin Alexa aus – und zwar auch zu Hause.

„Einigen Mitarbeite­rn ist es gestattet, von anderen Orten aus zu arbeiten“, zitiert die Zeitung den Online-Riesen aus Seattle. „Dabei gelten strenge Sicherheit­smaßnahmen und Richtlinie­n, an die sich jeder Mitarbeite­r halten muss.“Zum Beispiel dürfen die Beschäftig­ten nicht an öffentlich­en Orten arbeiten. Alexa-Nutzer müssen also zumindest keine Angst haben, dass ihre Gespräche aus dem Café nebenan belauscht werden. Aufgefalle­n war die Praxis, weil Amazon in Polen via Zeitarbeit­sfirma nach Mitarbeite­rn gesucht hatte. Ein Beschäftig­ter hatte der berichtet, dass er und viele seiner Kollegen vom Küchentisc­h aus arbeiten würden.

Dass am anderen Ende der AlexaLeitu­ng keine Computer, sondern auch Menschen sitzen, war den meisten Nutzern bis vor Kurzem gar nicht klar. Erst im Februar hatte

erstmals darüber berichtet. Nicht nur Amazon lässt seine Kunden von Menschen abhören, auch Apple und Google gehen ähnlich vor. Google stoppte die Auswertung­en im Juli, Apple folgte.

Amazon überprüft einen Teil der Mitschnitt­e weiterhin manuell, also mit Mitarbeite­rn. Für die Kunden gibt es aber eine wichtigere Neuerung: Über die Alexa-App können sie jetzt den menschlich­en Spion im eigenen Haus abschalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany