Eine Frau drängt in die Formel 1
Motorsport Jamie Chadwick ist erste Siegerin der umstrittenen „W Series“
Brands Hatch Ihre Rolle als größte Hoffnung der Frauen im Motorsport begoss Jamie Chadwick mit einem Drink aus dem Plastikbecher. Den Triumph in der umstrittenen Frauen-Rennserie „W Series“nahm die 21 Jahre alte Britin nur als Zwischenstopp auf ihrer schwierigen Reise, die sie im besten Fall in die Formel 1 führen soll.
„Meine Ziele sind viel höher als nur die ,W Series‘. Ich will in diesem Sport viel mehr erreichen“, sagte Chadwick, nachdem sie sich im Finale der Premierensaison in Brands Hatch zum Gesamtsieg in der nur weiblichen Piloten vorbehaltenen Rennserie gezittert hatte.
Seit 43 Jahren hat es keine Frau mehr in die Startaufstellung der Formel 1 geschafft. Im von Männern dominierten Motorsport ist der Kampf um Chancengleichheit für Pilotinnen von Rückschlägen und Enttäuschungen gepflastert. Oft fehlt Rennfahrerinnen das Geld, das Vertrauen und die Bühne, um ihr Talent zu entwickeln und zu zeigen. Das sollte die „W Series“ändern. „Dieses Jahr hat mir die Plattform gegeben, die ich sonst nie gehabt hätte“, schwärmte Chadwick.
Auch hartnäckige Kritiker einer nur auf Frauen reduzierten Rennserie hat die erste Saison von der Idee überzeugt. „Ich habe meine Meinung komplett geändert“, sagte die frühere DTM-Pilotin Ellen Lohr. Die 54-Jährige, die 1992 als bislang einzige Frau ein Rennen der deutschen Tourenwagen-Serie gewann, hatte die „W Series“vor Beginn noch als „Rückschlag“und „absoluten Rückschritt“für Frauen im Motorsport bezeichnet. Nun lobte die Mönchengladbacherin, die Rennserie gebe weiblichen Piloten „eine Möglichkeit zu fahren, tatsächlich Geld zu verdienen und Aufmerksamkeit zu erregen“.
Die Betreiber der Rennserie schmieden bereits Pläne für die nächsten Jahre. In der nächsten Saison soll es mehr Rennen in Europa geben, von 2021 an dann auch Läufe in den USA und Asien. Zudem gibt es künftig Punkte für das Erreichen der Superlizenz, die als Fahrerlaubnis auch für die Formel 1 dient.
Ob Chadwick jedoch ihren Titel verteidigt, ist ungewiss. In der britischen GT-Meisterschaft hat sie bereits gegen männliche Konkurrenz gewonnen, das Formel-1-Team Williams engagierte sie für sein Entwicklungsprogramm. Nun könnte sie den Sprung in die Formel 3 oder sogar die Formel 2 versuchen. Doch dafür wird es deutlich mehr als die rund 440000 Euro Preisgeld brauchen, die sie für den Gewinn der „W Series“bekam.