Der Mensch im Sommerloch
Mitunter fehlen den Medien im August die sensationellen Nachrichten: Die Drahtzieher der Weltpolitik genießen die Ferien und basteln deshalb nicht am Weltuntergang. In dieser Zeit der sauren Gurken fällt auch der gewöhnliche Mensch ins Sommerloch. Dort hat er die Chance, sich von Stress, Frust und Zeitverlust zu befreien. Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürger arbeiten ein paar Urlaubswochen lang nicht mehr an der Wirtschaftsblüte, sondern nach
Art des Dalai Lama an der Rückkehr zur aktivitätsfreien Menschlichkeit.
Leider wird diese allgemeine Menschwerdung immer wieder gestört. Der globale Konjunkturpessimismus verdüstert den Himmel über dem Sommerloch. Und Greta Thunbergs Marschbefehle bescheren dem zurückgezogenen Idylliker ein schlechtes Gewissen. So kommt es, dass der Mensch das behagliche Verweilen im Sommerloch plötzlich als sinnlos und langweilig empfindet. Leider ist das Gegenmittel vergessen, das Friedrich II. in seiner Schrift „Über die deutsche Literatur“empfohlen hat. Alle Eintönigkeit, so meint der König von Preußen, wäre überwunden, wenn mehr gelesen würde.
„... der Bürger würde weniger roh werden, die müßigen Menschen fänden im Lesen eine sichere Zuflucht wider die Langeweile. Der Geschmack für die Wissenschaften würde allgemein werden, Anmuth und Vergnügen über die menschliche Gesellschaft verbreiten, und eine unerschöpfliche Quelle für die Conversation seyn.“