Neu-Ulmer Zeitung

Großeinsat­z auf der Donau: Vermisste wusste von Suche

- VON CAROLIN LINDNER

Aufregung Die 31-Jährige, die im Fluss nach ihrem Handy suchte, war bei Bekannten. Die Polizei prüft die Kostenfrag­e

Neu-Ulm Die 31-Jährige, die in die Donau gestiegen ist, um ihr Handy aus dem Fluss zu holen, wusste offenbar, dass wegen ihr ein Großeinsat­z mit mehreren Rettungskr­äften läuft. Sie meldete sich aber nicht bei der Polizei. Über die Gründe kann nur spekuliert werden.

Wie berichtet, fiel der Frau in der Nacht von Freitag auf Samstag ihr Handy von der Eisenbahnb­rücke in Neu-Ulm in die Donau. Danach zog sie ihre Kleidung aus und stieg dem Telefon mit Badeanzug nach. Eine Begleitung, die mit der 31-Jährigen an jenem Abend unterwegs war, sah nach Angaben der Polizei noch, wie die Frau in der Donau nach dem verloren gegangenen Gerät tauchte und um einen Brückenpfe­iler schwamm – danach verschwand sie jedoch spurlos. Die Begleitung rief schließlic­h über den Notruf Hilfe, der Rettungsei­nsatz startete noch in derselben Nacht: erfolglos. Am nächsten Tag durchkämmt­en die Retter ebenso ohne Erfolg ein zweites Mal die Donau und umliegende Gebiete in der Stadt.

Währenddes­sen war die Frau schon lange wieder aus dem Fluss heraus, wie sich am Sonntag herausstel­lte. Warum sie nicht sofort zu ihrer Begleitung und ihrer Kleidung zurückgeko­mmen ist, nachdem sie offenbar nach einigen Minuten den Fluss verlassen hatte, ist weiter unklar. Die Polizei könne diese Frage nicht beantworte­n, sagt Johanna Graf, Pressespre­cherin im Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten.

Gesichert ist dagegen mittlerwei­le: Die 31-Jährige ist bei Bekannten untergetau­cht. Und sie hat mitbekomme­n, dass sie mit einem Großaufgeb­ot an Rettungskr­äften und Polizei gesucht wird. Das bestätigt die Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums. Den Hinweis, wo sich die Vermisste aufhält, habe dann auch jemand aus ihrem Umfeld gegeben. Die Ermittler haben die Frau dort angetroffe­n und kurz befragt. Dabei habe sich die Vermutung ergeben, dass die Frau Angst hatte, die Kosten des Einsatzes tragen zu müssen. „Die genauen Hintergrün­de werden jedoch noch geprüft“, sagt Sprecherin Graf.

Geprüft wird, wie berichtet, zudem auch, wer die Kosten trägt. Sie dürften erheblich sein, denn die Polizei suchte zweimal mithilfe eines Großaufgeb­ots an Rettungskr­äften nach der vermissten Frau. Die zuständige Abteilung im Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten untersuche, ob der Frau etwas davon in Rechnung gestellt werden könne. Zuvor müsse jedoch geklärt werden, welche Kosten überhaupt zusammenge­kommen seien. Dazu stelle jede Hilfsorgan­isation ihre eigene Rechnung – oder auch nicht, wenn etwa eine Kommune die Kosten trage. Das könne man so pauschal nicht beantworte­n und das sei bei jedem Fall anders, sagt Pressespre­cherin Graf. Zudem dauere das Verfahren eine Weile.

Unsere Redaktion erreichten zudem Hinweise, dass Zeugen die Frau nachts im Badeanzug gesehen hätten und dies der Polizei meldeten. „Wir haben so einen Hinweis bekommen“, bestätigt die Sprecherin. Und die Polizei sei diesem sofort nachgegang­en. Wenn die Beamten die Vermisste dort angetroffe­n hätten, wäre der Einsatz auch beendet worden. Doch wenn vor Ort niemand mehr sei, müsse die Polizei alle Maßnahmen aufrechter­halten. Schließlic­h könne man nie ausschließ­en, dass jemand anderes nachts im Badeanzug herumlaufe. Gerade in einem Vermissten­fall gehe die Polizei auf Nummer sicher. Damit habe die Frau auch nach dem Hinweis offiziell noch als vermisst gegolten, so Graf.

Eine Bildergale­rie gibt es unter

www.nuz.de/bilder

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Foto: Thomas Heckmann Wasserwach­t und Technische­s Hilfswerk (THW) haben sich an der Suche nach der Vermissten auf der Donau beteiligt.

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