Schwertkampf statt Zöpfchenflechten
Mittelaltertage In der Münchner Pferde-Erlebniswelt Cavalluna Park gastieren die Ritter, ehe die Cowboys kommen
radikale Feministinnen müsste diese Quote begeistern: Es sind massenhaft Mädchen, die am Morgen in den Cavalluna Park in München-Fröttmaning strömen. Die verzückt die Pferdewelt erkunden, während ihre deutlich wenigeren Brüder und Väter eher verhalten agieren. Vor allem die männlichen Besucher lockt jedoch offenkundig das aktuelle Schwerpunktthema „Mittelalter“aus der Reserve: Bogenschießen und Schwertkampf ziehen sie eindeutig dem Zöpfchenflechten in Pferdemähnen vor.
Seit elf Monaten gibt es die Pferdeerlebniswelt rund um den Showpalast München, in dem gut eineinhalb Jahre lang die Pferde- und Artistikshow „Equila“lief und wo im Herbst die Neuinszenierung des ursprünglichen Tourneeprogramms „Gefährten des Lichts“starten soll.
Neben dem Showpalast entstand ein Park mit allerlei Aktionen rund ums Pferd: Ein „Pferde-Spa“, in dem die Besucher mitverfolgen können, wie die edlen Showrösser gepflegt werden und wo sie selbst Hand anlegen dürfen. Ein Kino, in dem natürlich Pferdefilme laufen. Ein Pferde-Museum, eine Ponyfarm, eine Kinderuniversität, in der die jungen Besucher an einem Quiz zum Thema Pferd teilnehmen können.
In einem separaten Stall sind Pferderassen aus aller Welt zu sehen, und auf dem Paradeplatz demonstrieren die Showreiter ebenso wie in der Trainingshalle die Arbeit mit den vierbeinigen Showstars. Gianluca Giona etwa, der auf zwei Pferden stehend acht weitere Pferde an langen Zügeln vor sich herjagen lässt: die sogenannte „Ungarische Post“mit zehn Pferden – rekordverdächtig.
Neben dem Standardprogramm im Cavalluna Park wollen die Bevalluna-Showreiter treiber vor allem in den Ferien neue thematische Schwerpunkte setzen.
So steht neben dem Eingang eine kleine Zeltstadt, die der Ordo equester luporum fortium aus Pörnbach bei Ingolstadt noch vom Feiertag Mariä Himmelfahrt bis Sonntag, 18. August, mit mittelalterlichem Leben erfüllt. Reiner Lindner, seine Familie und ihre Mitstreiter wohnen dann in den Zelten, kochen über offenem Feuer ihr Essen, üben sich im Wahrsagen und Handwerkern und ertüchtigen sich in ihren erdrückend schweren, scheppernden Rüstungen bei Schwertkämpfen, an denen sie auch Besucher teilnehmen lassen.
Entschleunigung nennt das Lindner, der sich freut, dass keines seiner Kinder im Ritterlager nach irgendeinem elektronischen Unterhaltungsgerät verlangt. Am Sonntagabend katapultiert das Mittelalter Ritter Reiner wieder in die Neuzeit, wenn er die Rüstung mit der Uniform tauscht und seine Nachtschicht bei der Polizei antritt.
Dass sie nicht nur herausragend Dressurreiten können, sondern auch geschickt mit Lanzen umzugehen wissen, demonstrieren die CaSelbst bei Ritterspielen mit akrobatischen Einlagen in der Halle. Vor deren Eingang haben sich bayerische Bogenschützen postiert, die die Parkbesucher in ihrem Sport anleiten.
Circa 80000 Besucher haben den Park rund ums Pferd seit der Eröffnung erkundet. 100000 sollen es nach den Worten von PR-Managerin Selina Nickel in diesem Jahr noch werden – auch durch die Sonderaktionen. Denn nach den Mittelaltertagen läuft vom 19. August an erst einmal einige Zeit das reguläre Programm, ehe sich der Cavalluna Park vom 31. August bis zum Ferienende als Westernstadt präsentiert. Dann ziehen gemäß des neuen Mottos „Cowboy & Indianer“ein – vielleicht wieder ein Anreiz für die Brüder und Väter pferdeverrückter Mädchen.
www.cavalluna-park.com