Fernsehen entdeckt die Frauen-Bundesliga
Fußball überträgt den Auftakt zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam live. Künftig auch Ausschnitte in der
Augsburg Am Freitag wird in der Münchner Fußballarena die 57. Bundesligasaison der Männer angepfiffen. Doch wenn es um die Saisoneröffnung geht, haben die Frauen die Nase vorne. Bereits zwei Stunden vorher, ab 18.30 Uhr, fällt in Frankfurt im Stadion am Brentanobad der Startschuss in die 30. Spielzeit der Eliteliga mit der Partie zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam. Der Auftakt mit großem Brimborium hat einen einfachen Grund: überträgt ab dieser Spielzeit stets am Freitagabend das Topspiel der Bundesliga live und im Free-TV exklusiv. Ein Riesenfortschritt für den Frauenfußball, darin sind sich alle Fachleute einig, zumal offenbar auch die ARD die kickenden Ladies entdeckt hat. So sollen künftig in der Sportschau am Samstagabend jeweils Ausschnitte von einer Partie gezeigt werden.
Dass die Saison mit dem Match zwischen Frankfurt und Potsdam eröffnet wird, ist wohl auch als Verbeugung vor den beiden Traditionsklubs zu werten. Seit Gründung der Frauen-Bundesliga war nur der Rekordmeister aus der Mainmetropole immer dabei und das Team aus dem Osten zählt seit langem zu den Vorzeigeklubs der Frauen. Das freut auch die für den Frauenfußball zuständige DFB-Direktorin Heike Ullrich. „Wir müssen die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erhöhen“, sagt sie. Lange Jahre sei es nur um sportliche Entwicklungsschritte gegangen, nun wird das Publikumsinteresse zum Gradmesser. Das ist auch im Sinne von Bayern Münchens Managerin Karin Danner. Sie sagt: „Seit einigen Jahren verändert sich die Frauenfußball-Landschaft sehr stark, in Deutschland ist die Zeit ein bisschen dahingeplätschert. Wir möchten für die Zukunft gerüstet zu sein.“Dass dies die Münchnerinnen bereits sind, ist für Fachleute allerdings klar. Denn an der Spitze wird es wohl wieder zu einem Zweikampf zwischen dem FC Bayern und Double-Gewinner VfL Wolfsburg kommen. Seit 2013 machten die Niedersachsen und die Oberbayern den Titelgewinn unter sich aus, fünfmal hatten die Wolfsburger die Nase vorne, zweimal die Oberbayern.
Außenseiterchancen darf sich vermutlich noch der SC Freiburg ausrechnen. Bei den Bayern gab es auf dem Trainerstuhl einen überraschenden Wechsel. So wurde nach neun Jahren Trainer Thomas Wörle durch Jens Scheuer vom SC Freiburg ersetzt. Wörle habe den Frauenfußball beim FC Bayern „über neun Jahre nachhaltig geprägt“, lobte der Verein zwar den gebürtigen Krumbacher, der mit seiner Familie in Kemnat (Kreis Günzburg) wohnt, doch nachvollziehen konnten viele Experten diese Veränderung nicht. 2012 gewann der ehemalige Profi (u. a. FC Augsburg, Kickers Offenbach, SpVgg Greuther Fürth) mit seinem Team den DFB-Pokal, in den Jahren 2015 und 2016 krönte er seine Arbeit mit dem Gewinn von zwei Deutschen Meisterschaften. Unter dem 37-Jährigen erlebten die Bayern die erfolgreichste Phase ihrer Geschichte. So war in der Champions-League erst im Halbfinale gegen den FC Barcelona Endstation.
Im Sommer 2010 hatte Wörle das Frauen-Team von seinem Vater Günther übernommen, der zwei Jahre im Amt gewesen war und die Münchnerinnen in seiner ersten Saison zur Vizemeisterschaft geführt hatte. Zum Ende seiner Tätigkeit in der Landeshauptstadt wollte sich Thomas Wörle gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Derzeit absolviert er an der Hennes-Weisweiler-Akademie des Deutschen Fußballbundes (DFB) in Hennef die Ausbildung zum Fußball-Lehrer und war zuletzt zu einem zweiwöchigen Praktikum beim FC Augsburg zu Gast.
Personell vermeldeten Meister Wolfsburg und Vizemeister FC Bayern die spektakulärsten Wechsel. Die Münchner verpflichteten Jung-Nationalspielerin Giulia Gwinn (20, SC Freiburg) und Carolin Simon (Olympique Lyon), bei den „Wölfinnen“heuerten die Nationalspielerinnen Svenja Huth, 28, und Felicitas Rauch, 23, an. Beide kommen von Turbine Potsdam.
Die Vereine der Frauen-Bundesliga
1. FFC Frankfurt, MSV Duisburg, SGS Essen, SC Freiburg, TSG Hoffenheim, 1. FC Köln, FF USV Jena, Bayer Leverkusen, Bayern München, Turbine Potsdam, SC Sand, VfL Wolfsburg