Explosive Razzia
Großeinsatz Polizei ermittelt international gegen 22 Nutzer einer Sprengstoff-Plattform
Göttingen Die Polizei hat in einem internationalen Großeinsatz die frei im Internet zugängliche Sprengstoff-Plattform „xplosives.net“stillgelegt. Der Server und zahlreiche Datenträger seien beschlagnahmt worden, sagte der Präsident der Polizeidirektion Göttingen, Uwe Lührig, am Dienstag. Auf der Plattform seien Anleitungen zum Bau von Kriegswaffen und Bomben sowie zur Herstellung von Sprengstoff zu finden gewesen.
Der Einsatz habe am Dienstagmorgen um 4.30 Uhr in neun Bundesländern, darunter auch in Bayern, sowie in Litauen und Kroatien begonnen. Dabei seien Sprengstoff und Rauschgift sichergestellt worden. Die Durchsuchungen richteten sich gegen 22 Verdächtige im Alter von 17 bis 55 Jahren. Alle beschuldigten Männer seien Deutsche. Rund 1000 Einsatzkräfte waren nach Angaben der Polizei Göttingen beteiligt. Begonnen hatten die Ermittlungen vor gut einem Jahr, im September 2018.
Die Plattform war nach bisherigem Erkenntnisstand seit dem Jahr 2006 online. Laut Polizei waren zuletzt dort 3000 Mitglieder registriert, von denen im vergangenen Jahr rund 360 auf der Plattform aktiv waren. Darüber hinaus lägen Hinweise auf wiederkehrende „Spreng Conventions“in der realen Welt vor, die durch zahlreiche im Internet hochgeladene Videos dokumentiert werden. Hinweise auf ein politisches Motiv gebe es bisher nicht. „Einen politischen Hintergrund gibt es nicht, haben wir nicht festgestellt“, sagte Lührig. Eher sei von einer Wettbewerbssituation auszugehen: „Das waren fast Meisterschaften, die dort ausgespielt worden sind.“Zur Frage, ob die Waffen und der Sprengstoff auch gegen Menschen eingesetzt werden sollten, gebe es noch keine Erkenntnisse. „Wir können es nicht ausschließen“, sagte Lührig.
Festgenommen wurde keiner der Beschuldigten, da es keine Anhaltspunkte für Flucht- oder Verdunklungsgefahr gebe, wie Oberstaatsanwalt Ingo Rau, Leiter der Zentralstelle Cybercrime bei der Staatsanwaltschaft Göttingen, sagte.