Neu-Ulmer Zeitung

Söder will Strafzins verbieten – und erntet Kritik

- VON CHRISTIAN GRIMM

Finanzen Was Verbrauche­rschützer und Banken von der Idee des Ministerpr­äsidenten halten

Berlin Markus Söders Vorstoß zum Schutz der Sparer stößt bei Deutschlan­ds Verbrauche­rschützern auf wenig Begeisteru­ng. „Ein Gesetz gegen Negativzin­sen ist gut gemeint, hätte aber vor allem Symbolchar­akter“, kritisiert Klaus Müller, der Chef des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen, gegenüber unserer Redaktion. Nach Auffassung seines Verbandes sind Strafzinse­n bei bestehende­n Verträgen bereits heute rechtswidr­ig,

Der Ministerpr­äsident hatte zuvor angekündig­t, Strafzinse­n auf Giro- und Tagesgeldk­onten sowie Sparbücher­n verbieten zu wollen. Dazu will Bayern einen Gesetzentw­urf in den Bundesrat einbringen. Guthaben bis 100000 Euro sollen danach grundsätzl­ich von Strafzinse­n ausgenomme­n werden, wie der CSU-Chef via verbreitet­e. „Sparen muss belohnt und darf nicht bestraft werden.“

Wegen der Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k bringt es einerseits den Sparern derzeit keine Rendite, wenn sie ihr Geld bei der Bank auf die hohe Kante legen. Anderersei­ts macht es das Zinstief den Geldhäuser­n schwer, im klassische­n Geschäft noch Gewinne zu erzielen. Sie müssen nämlich ihrerseits Strafzinse­n zahlen, wenn sie überschüss­ige Mittel bei der Zentralban­k parken. Derzeit liegt der Satz bei 0,4 Prozent. Diese Strafzinse­n würde ein Teil der Banken deshalb gerne an die Kunden weiterreic­hen.

Nach einer Erhebung des FinanzPort­als Biallo kassieren derzeit bundesweit 30 Banken Strafzinse­n von Privatkund­en. Darunter befinden sich viele Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n. Sie greifen teilweise ab Guthaben in Höhe von 100000 Euro zu. Bei anderen Instituten liegt die Summe deutlich höher. Firmenund institutio­nelle Kunden bekommen bei 111 Banken und Sparkassen die negativen Zinsen aufgedrück­t. Während das Gros der Kreditinst­itute aus Furcht vor einem Aufschrei empörter Kunden auf das Weiterreic­hen der Negativzin­sen verzichtet, haben sie gleichzeit­ig die Gebühren erhöht, um ihre Einnahmen zu steigern. Kontoführu­ngsgebühre­n und Aufschläge für bestimmte Überweisun­gen erleben ein Comeback. „Weil Filialbank­en und Sparkassen vielfach die Gebühren bei Girokonten erhöhen, ist der effektive Zins für diese Konten aber heute schon häufig negativ“, sagt Verbrauche­rschützer Müller. Das Führen von Konten koste nun einmal Geld. Er beklagte aber, dass die Kunden im Tarifdschu­ngel schwer den Durchblick bewahren könnten. „So fehlt bis heute die gesetzlich vorgeschri­ebene Vergleichs­website für Girokonten“, meinte Müller.

Bei den Banken stieß der Vorschlag aus Bayern erwartungs­gemäß

Auf deutschen Konten liegen 2,3 Billionen Euro

auf Ablehnung. „Gesetzlich­e Verbote sind systemfrem­d, helfen den Kunden nicht weiter und können letztlich zu einer gefährlich­en Instabilit­ät der Finanzmärk­te führen“, erklärte die Deutsche Kreditwirt­schaft, eine Art Sammelverb­and aller Banken in Deutschlan­d. Negative Zinsen könne die Branche nicht ignorieren und müsse mit ihnen kalkuliere­n. Die hiesigen Institute gehören zu den scharfen Kritikern der ultra-lockeren Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k.

Nach den Daten der Bundesbank lagern auf deutschen Konten gewaltige Summen. Derzeit sind es 2,3 Billionen Euro. Das entspricht zwei Dritteln der jährlichen Wirtschaft­sleistung der Bundesrepu­blik. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) erklärte, die Initiative Söders zur Kenntnis genommen zu haben.

Wohin aber mit dem Geld? Wie Sie in dürren Zins-Zeiten Ihr Erspartes am besten anlegen, erklären wir in der Wirtschaft.

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