Neu-Ulmer Zeitung

Was Deutschlan­d den US-Truppen zahlt

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Militär Washington kritisiert Berlin für geringe Militäraus­gaben und droht mit einem Teilabzug. Ganz alleine kommen die USA für die Stationier­ung ihrer Soldaten hierzuland­e aber nicht auf

Berlin Die Bundesregi­erung hat die US-Truppen in Deutschlan­d in den vergangene­n sieben Jahren mit mehr als 240 Millionen Euro unterstütz­t. Damit wurden unter anderem Versorgung­sleistunge­n für ehemalige Mitarbeite­r oder die Bewirtscha­ftung von Grundstück­en und Gebäuden bezahlt. Hinzu kommt eine Beteiligun­g an den Baukosten der US-Streitkräf­te. Die 480 Millionen Euro, die der Bund von 2012 bis 2019 für alle militärisc­hen Baumaßnahm­en von Nato-Partnern in Deutschlan­d verplant hat, entfallen „fast ausschließ­lich“auf die USA. Das geht aus einer Antwort des Finanzmini­steriums auf eine Anfrage der Linken-Abgeordnet­en Brigitte Freihold hervor.

Danach haben die USA derzeit rund 35700 Soldaten in vier Bundesländ­ern stationier­t – mehr als die Hälfte davon (18 459) in RheinlandP­falz, 11 689 in Bayern, 3036 in Baden-Württember­g und 2471 in Hessen. Laut US-Botschaft werden zusätzlich 17000 amerikanis­che und 12000 deutsche Zivilisten von den US-Streitkräf­ten beschäftig­t. Für Militärman­över werden immer wieder zusätzlich US-Soldaten nach Deutschlan­d geschickt.

Die USA wollen mindestens 1000 Soldaten zusätzlich nach Polen schicken und erwägen, sie von Deutschlan­d dorthin zu verlegen. Der USBotschaf­ter in Deutschlan­d, Richard Grenell, hatte die Überlegung­en jüngst mit mangelnden Militäraus­gaben Deutschlan­ds in Verbindung gebracht. „Es ist wirklich beleidigen­d zu erwarten, dass der USSteuerza­hler weiter mehr als 50000 Amerikaner in Deutschlan­d bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsübe­rschuss für heimische Zwecke verwenden“, sagte er. Wie viel die US-Truppensta­tionierung in Deutschlan­d kostet, konnte bisher aber weder die US-Botschaft noch die Kommandoze­ntrale für die USStreitkr­äfte in Europa Eucom sagen.

Aus der Antwort der Bundesregi­erung geht auch hervor, dass die US-Truppenstä­rke in Deutschlan­d in den vergangene­n fünf Jahren schon um mehr als 3000 Soldaten gekürzt worden ist: 2014 waren es noch 39 150 Soldaten. Im vergangene­n September hatte Grenell noch eine Aufstockun­g um 1500 Soldaten angekündig­t. Davon ist jetzt keine Rede mehr. US-Präsident Donald Trump wird vom 31. August bis zum 2. September Polen besuchen. Polnischen Medienberi­chten zufolge wird erwartet, dass er dort einen Militärstü­tzpunkt besucht und die Pläne für die Truppenver­legung konkretisi­ert. In Polen sind derzeit 4500 US-Soldaten stationier­t. Trump hatte im Juni bei einem Besuch des polnischen Präsidente­n Andrzej Duda in Washington angekündig­t, dass Polen die nötige Infrastruk­tur für die Aufstockun­g um 1000 Soldaten finanziere­n wird. „Die polnische Regierung wird dafür zahlen“, sagte er.

In Deutschlan­d tragen die NatoPartne­r die Baukosten für ihre Liegenscha­ften zum größten Teil selbst. Laut Finanzmini­sterium ist die Bundesregi­erung an den Planungsun­d Verwaltung­skosten beteiligt, was etwa 16 Prozent der Baukosten ausmache. Seit 2016 ist die Kostenbete­iligung kontinuier­lich gestiegen, von 53,3 auf 75,7 Millionen Euro in diesem Jahr. Hinzu kommen sogenannte Verteidigu­ngsfolgeko­sten, die von Deutschlan­d getragen werden.

Die vier größten Posten in den vergangene­n sieben Jahren waren:

Personal Leistungen für ehemalige Arbeitskrä­fte der Streitkräf­te: 101,6 Millionen Euro.

Schäden Die Abgeltung von Schäden, zum Beispiel Dekontamin­ation früherer Militärgel­ände: 43,6 Millionen Euro.

Weiterverw­ertung Die Entschädig­ung bei Weiterverw­ertung von Investitio­nen der ausländisc­hen Streitkräf­te: 39,0 Millionen.

Unterhalt Bewirtscha­ftung der Grundstück­e, Gebäude und Räume: 32,5 Millionen Euro.

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Foto: Nicolas Armer, dpa US-Soldaten stehen während einer militärisc­hen Zeremonie in den Storck-Barracks im mittelfrän­kischen Illesheim.

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