Neu-Ulmer Zeitung

Wie lege ich mein Geld krisensich­er an?

- VON PHILIPP WEHRMANN

Finanzen Die deutsche Wirtschaft ist zuletzt geschrumpf­t. Handelsstr­eits und der Brexit nähren die Sorgen, dass es mit der deutschen Wirtschaft bergab geht. Ein Finanzexpe­rte gibt Tipps, wie Anleger damit umgehen sollten

Augsburg Im vergangene­n Quartal ist die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpf­t. Stellt sich im laufenden Quartal kein Wachstum ein, sprechen Ökonomen von einer Rezession. Viele Sparer fragen sich: Ist mein Vermögen krisensich­er? Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Muss ich mir als privater Anleger Sorgen um mein Geld machen?

Das hängt davon ab, ob das eigene Vermögen sinnvoll gestreut ist, sagt Georg Plötz, Finanzbera­ter der Verbrauche­rzentrale Bayern. Er rät zu einer sehr breiten Vermögenss­treuung in verschiede­ne Anlageklas­sen. Festgeldko­nten etwa seien von konjunktur­ellen Entwicklun­gen kaum betroffen, Aktienpapi­ere hingegen stärker.

Soll ich also die Finger von Aktien lassen?

Wer ein breit gestreutes Aktienoder Fondsportf­olio besitzt, dem rät Plötz zur Ruhe. „Aktien können zwar auf kurze Sicht starken Schwankung­en unterliege­n, erholen sich aber in aller Regel auch wieder.“So sei es zum Beispiel auch während und nach der Finanzkris­e 2008 geschehen. Außerdem empfiehlt er die „Strategie Treue“: Man solle einen Wert nicht blind behalten, aber bei Verlusten auch nicht aus einer Panik heraus verkaufen. Niemand wisse, wie sich Kurse kurzfristi­g entwickeln. Auf lange Sicht erbrachten Aktienpapi­ere aber laut Plötz ein Vielfaches der Renditen, die zurzeit am Geldmarkt zu holen sind. Er empfiehlt Anlegern, nur Geld in riskantere Papiere zu investiere­n, das sie auf absehbare Zeit nicht benötigen werden. Sonst sei man möglicherw­eise während eines Kurstiefs gezwungen, zu niedrigen Kursen zu verkaufen. Gängig sei für risikobere­ite Sparer, 50 Prozent am Aktienmark­t zu investiere­n.

Bin ich mit Aktien oder Fonds besser aufgestell­t für eine Rezession?

Der Finanzexpe­rte weist auf ein Problem der Einzelakti­en hin: Man brauche ein deutlich größeres Vermögen, um eine sinnvolle Streuung herzustell­en. Zudem müssten Anleger jedes Papier auf Dauer im Auge behalten. Er rät Privatanle­gern zu Fonds, weil sie bereits eine gewisse Streuung mit sich bringen.

Sollte ich zu klassische­n Fonds oder zu ETFs, also Indexfonds, greifen?

Plötz empfiehlt sogenannte Indexfonds, die auch ETFs heißen. Sie enthalten alle Werte ihres jeweiligen Indexes und zeichnen sich tendenziel­l durch niedrige Gebühren aus. Ein beliebter ETF bildet beispielsw­eise den Index MSCI World ab, der die 1600 nach Börsenwert weltgrößte­n Unternehme­n umfasst. Diese seien mit einem längeren Anlagehori­zont vergleichs­weise sicher, sagt Plötz: „Wenn die 1600 weltweit größten Unternehme­n über zehn Jahre keine Gewinne erwirtscha­ften, haben wir wahrschein­lich größere Probleme als eine Rezession in Deutschlan­d.“Allerdings rät er, kein Geld an der Börse anzulegen, von dem man vermutet, man könnte es in den nächsten Jahren brauchen, zum Beispiel für die Lebenshalt­ung, Reparature­n oder einen Autokauf. Klassische Anlagen in Tagesgeldu­nd Festgeldko­nten oder Sparbriefe können eine Option für Rücklagen sein, bei denen man keine Verluste verkraften könnte, sagt Plötz. Wie groß der Anteil am Vermögen ist, der in solcher Form investiert wird, hängt von der eigenen Risikobere­itschaft und der finanziell­en Situation ab. Trotzdem stellt er klar: „Derzeit gibt es maximal ein Prozent Zins am klassische­n Geldmarkt zu holen. Man verliert durch die Inflation also praktisch Geld.“Anderersei­ts gebe es Anleger, die hohen Wert auf Sicherheit legten und mit den Schwankung­en anderer nicht zurechtkom­men.

Die Zinsen sind nach wie vor niedrig. Ist eine Immobilie nicht eine krisensich­ere Investitio­n?

Zunächst müsse man unterschei­den, sagt Plötz: Wohne ich in der Immobilie, möchte ich damit Mieteinnah­men erzielen oder möchte ich sie als Anlage halten und später wieder verkaufen? Eine selbst genutzte Immobilie könne eine gute Anlage sein, wenn ihre Finanzieru­ng gesichert ist. Doch gerade mit Blick auf eine mögliche Rezession müsse man die Sicherheit des eigenen Arbeitspla­tzes hinterfrag­en. „Ein Beamter ist in diesem Zusammenha­ng sicher in einer anderen Situation als ein Beschäftig­ter einer Branche, in der es Probleme gibt.“Als reine Geldanlage seien auch Immobilien nicht vor Krisen sicher: Mieteinnah­men könnten wegfallen, wenn Mieter in finanziell­e Probleme kommen, der Wert einer Immobilie kann sinken – etwa wenn ein großer Arbeitgebe­r in der Region in die Schieflage gerät.

Gold ist zuletzt wieder im Wert gestiegen. Ist es wirklich so sicher?

Plötz betrachtet Gold als Anlage für den „schlimmste­n Fall“: zum Beispiel für die Situation, in der eine klassische Währung ihren Wert verliere. Langfristi­ge Renditeerw­artungen sollten dabei keine Rolle spielen, weil Gold weder Dividenden noch Zinsen beschert.

Was ist von riesigen Renditever­sprechen zu halten, die man im „grauen Kapitalmar­kt“findet?

Plötz warnt vor solchen Angeboten. „Dort werden häufig Unternehme­nsbeteilig­ungen zu völlig intranspar­enten Konditione­n angeboten.“Grundsätzl­ich sollte man Finanzprod­ukte wählen, die man selbst versteht: Und bei Produkten am grauen Kapitalmar­kt hegt Plötz den Verdacht, dass sie teilweise nicht einmal die Verkäufer verstehen. Zudem erbrächten sie nur sehr selten die versproche­nen Renditen – selbst wenn die Anleger nicht komplett leer ausgehen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Gold genießt großes Vertrauen. Experten raten aber zu einer guten Mischung bei der Geldanlage. Aber welche Vor- und Nachteile haben die Anlageform­en? Und wie krisensich­er sind sie?
Foto: Alexander Kaya Gold genießt großes Vertrauen. Experten raten aber zu einer guten Mischung bei der Geldanlage. Aber welche Vor- und Nachteile haben die Anlageform­en? Und wie krisensich­er sind sie?

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