Wie lege ich mein Geld krisensicher an?
Finanzen Die deutsche Wirtschaft ist zuletzt geschrumpft. Handelsstreits und der Brexit nähren die Sorgen, dass es mit der deutschen Wirtschaft bergab geht. Ein Finanzexperte gibt Tipps, wie Anleger damit umgehen sollten
Augsburg Im vergangenen Quartal ist die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent geschrumpft. Stellt sich im laufenden Quartal kein Wachstum ein, sprechen Ökonomen von einer Rezession. Viele Sparer fragen sich: Ist mein Vermögen krisensicher? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Muss ich mir als privater Anleger Sorgen um mein Geld machen?
Das hängt davon ab, ob das eigene Vermögen sinnvoll gestreut ist, sagt Georg Plötz, Finanzberater der Verbraucherzentrale Bayern. Er rät zu einer sehr breiten Vermögensstreuung in verschiedene Anlageklassen. Festgeldkonten etwa seien von konjunkturellen Entwicklungen kaum betroffen, Aktienpapiere hingegen stärker.
Soll ich also die Finger von Aktien lassen?
Wer ein breit gestreutes Aktienoder Fondsportfolio besitzt, dem rät Plötz zur Ruhe. „Aktien können zwar auf kurze Sicht starken Schwankungen unterliegen, erholen sich aber in aller Regel auch wieder.“So sei es zum Beispiel auch während und nach der Finanzkrise 2008 geschehen. Außerdem empfiehlt er die „Strategie Treue“: Man solle einen Wert nicht blind behalten, aber bei Verlusten auch nicht aus einer Panik heraus verkaufen. Niemand wisse, wie sich Kurse kurzfristig entwickeln. Auf lange Sicht erbrachten Aktienpapiere aber laut Plötz ein Vielfaches der Renditen, die zurzeit am Geldmarkt zu holen sind. Er empfiehlt Anlegern, nur Geld in riskantere Papiere zu investieren, das sie auf absehbare Zeit nicht benötigen werden. Sonst sei man möglicherweise während eines Kurstiefs gezwungen, zu niedrigen Kursen zu verkaufen. Gängig sei für risikobereite Sparer, 50 Prozent am Aktienmarkt zu investieren.
Bin ich mit Aktien oder Fonds besser aufgestellt für eine Rezession?
Der Finanzexperte weist auf ein Problem der Einzelaktien hin: Man brauche ein deutlich größeres Vermögen, um eine sinnvolle Streuung herzustellen. Zudem müssten Anleger jedes Papier auf Dauer im Auge behalten. Er rät Privatanlegern zu Fonds, weil sie bereits eine gewisse Streuung mit sich bringen.
Sollte ich zu klassischen Fonds oder zu ETFs, also Indexfonds, greifen?
Plötz empfiehlt sogenannte Indexfonds, die auch ETFs heißen. Sie enthalten alle Werte ihres jeweiligen Indexes und zeichnen sich tendenziell durch niedrige Gebühren aus. Ein beliebter ETF bildet beispielsweise den Index MSCI World ab, der die 1600 nach Börsenwert weltgrößten Unternehmen umfasst. Diese seien mit einem längeren Anlagehorizont vergleichsweise sicher, sagt Plötz: „Wenn die 1600 weltweit größten Unternehmen über zehn Jahre keine Gewinne erwirtschaften, haben wir wahrscheinlich größere Probleme als eine Rezession in Deutschland.“Allerdings rät er, kein Geld an der Börse anzulegen, von dem man vermutet, man könnte es in den nächsten Jahren brauchen, zum Beispiel für die Lebenshaltung, Reparaturen oder einen Autokauf. Klassische Anlagen in Tagesgeldund Festgeldkonten oder Sparbriefe können eine Option für Rücklagen sein, bei denen man keine Verluste verkraften könnte, sagt Plötz. Wie groß der Anteil am Vermögen ist, der in solcher Form investiert wird, hängt von der eigenen Risikobereitschaft und der finanziellen Situation ab. Trotzdem stellt er klar: „Derzeit gibt es maximal ein Prozent Zins am klassischen Geldmarkt zu holen. Man verliert durch die Inflation also praktisch Geld.“Andererseits gebe es Anleger, die hohen Wert auf Sicherheit legten und mit den Schwankungen anderer nicht zurechtkommen.
Die Zinsen sind nach wie vor niedrig. Ist eine Immobilie nicht eine krisensichere Investition?
Zunächst müsse man unterscheiden, sagt Plötz: Wohne ich in der Immobilie, möchte ich damit Mieteinnahmen erzielen oder möchte ich sie als Anlage halten und später wieder verkaufen? Eine selbst genutzte Immobilie könne eine gute Anlage sein, wenn ihre Finanzierung gesichert ist. Doch gerade mit Blick auf eine mögliche Rezession müsse man die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes hinterfragen. „Ein Beamter ist in diesem Zusammenhang sicher in einer anderen Situation als ein Beschäftigter einer Branche, in der es Probleme gibt.“Als reine Geldanlage seien auch Immobilien nicht vor Krisen sicher: Mieteinnahmen könnten wegfallen, wenn Mieter in finanzielle Probleme kommen, der Wert einer Immobilie kann sinken – etwa wenn ein großer Arbeitgeber in der Region in die Schieflage gerät.
Gold ist zuletzt wieder im Wert gestiegen. Ist es wirklich so sicher?
Plötz betrachtet Gold als Anlage für den „schlimmsten Fall“: zum Beispiel für die Situation, in der eine klassische Währung ihren Wert verliere. Langfristige Renditeerwartungen sollten dabei keine Rolle spielen, weil Gold weder Dividenden noch Zinsen beschert.
Was ist von riesigen Renditeversprechen zu halten, die man im „grauen Kapitalmarkt“findet?
Plötz warnt vor solchen Angeboten. „Dort werden häufig Unternehmensbeteiligungen zu völlig intransparenten Konditionen angeboten.“Grundsätzlich sollte man Finanzprodukte wählen, die man selbst versteht: Und bei Produkten am grauen Kapitalmarkt hegt Plötz den Verdacht, dass sie teilweise nicht einmal die Verkäufer verstehen. Zudem erbrächten sie nur sehr selten die versprochenen Renditen – selbst wenn die Anleger nicht komplett leer ausgehen.