Au weia, wenn das der alte Strauß wüsste!
Um ein gutes CSU-Mitglied zu sein, sind im Kern drei Regeln zu beachten: Man muss Urvater Franz Josef Strauß gottgleich verehren, dem jeweils amtierenden Parteichef ohne Widerworte dienen und niemals über Steuererhöhungen reden oder am besten gleich gar nicht dran denken.
Das klingt einfach, ist aber in der Praxis gar nicht so leicht durchzuhalten. Zum einen deshalb, weil Parteichefs die seltsame Angewohnheit haben, ihre Meinung zu ändern. Schon unter Strauß waren die treuen Parteimitglieder hin und her gerissen. Erst sagte er, dass er lieber Ananas in Alaska züchten würde, als Bundeskanzler zu werden. Dann trat er doch als Kanzlerkandidat an. Zum anderen, weil sich die Zeiten ändern und das Klima wandelt. Heutzutage würde sich Strauß wohl nicht mehr trauen, eine Steuerbefreiung für Flugbenzin auch für Hobby-Flieger zu fordern.
Das CSU-Dogma freilich, dass Steuererhöhungen direkt in die Wahlniederlage führen, hat die Jahrzehnte seit dem Tod des großen Vorsitzenden überdauert. Umso erstaunlicher ist es, dass nach der CSU-Umweltexpertin Anja Weißgerber nun sogar schon Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer über eine Erhöhung der Luftverkehrssteuer nachdenkt. Er nennt es zwar „Anpassung“, aber das läuft auf dasselbe hinaus. Au weia, das wenn der alte Strauß wüsste! Andererseits: Nicht einmal der größte aller CSUChefs konnte ahnen, dass der Witz mit der Ananaszucht in Alaska in Zeiten des Klimawandels ganz und gar nicht mehr lustig klingt.