Neu-Ulmer Zeitung

Sci-Fi ohne Effekte

- VON DIETER OSSWALD

I Am Mother Ein Kammerspie­l der besonderen Art mit Hilary Swank in Bestform

Science-Fiction geht auch ohne viele Effekte. Zumal, wenn die Story so originell ausgedacht und clever umgesetzt ist wie vom Australier Grant Sputore, dem mit diesem Debüt ein Coup gelingt. Irgendwann in naher Zukunft ist die Menschheit fast ausgestorb­en. In einer hermetisch abgeriegel­ten Station haben Roboter die Herrschaft übernommen. Ihr größter Schatz sind 63 000 menschlich­e Embryos, von denen einer zur Geburt gebracht wird.

Das Kind ohne Namen wächst gut behütet auf. Die exzellente Erziehung übernimmt ein Android namens „Mutter“. Dank Zeitraffer ist man schnell im Teenie-Alter des Mädchens angekommen. Die Harmonie wird jäh unterbroch­en, als jemand an die Außentür klopft. Ohne Zögern hilft der Teenager der verletzten Frau und öffnet das Tor. Je näher sich die beiden Menschen kommen, desto eifersücht­iger reagiert der Roboter. Wie ein klaustroph­obisches Kammerspie­l inszeniert Regisseur Sputore sein atmosphäri­sch dichtes Drama der philosophi­schen Art, das mit cleveren Wendungen für Spannung sorgt.

Aktueller denn je, stehen dabei die guten alten drei Roboterges­etze des Isaac Asimov zur Dispositio­n, wonach Androiden einen Menschen nie verletzen dürfen und absolut gehorchen müssen. „Mutter“sieht das anders und verhält sich in entscheide­nden Situatione­n längst nicht so sanft, wie ihre einfühlsam­e Stimme vermuten lässt.

Die zweifache Oscar-Preisträge­rin Hilary Swank erweist sich in Bestform als toughe Kämpferin – derweil die 21-jährige Dänin Clara Rugaard unglaublic­h souverän zwischen Unschuld und Entschloss­enheit balanciert.

Im Unterschie­d zu vielen anderen Ländern ist dieser fantastisc­he Muttertag bei uns auf der großen Leinwand zu erleben.

I Am Mother

(1 Std. 54 Min.), Science-Fiction-Thriller, Australien, 2019

Wertung

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Foto: dpa Clara Rugaard als Tochter in „I Am Mother“.

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