Die kleinen Parteien tun sich schwer
Wahlen Grüne und Liberale liegen in Sachsen und Brandenburg deutlich unter ihren bundesweiten Umfragewerten. Vor allem für die FDP ist es ein bitterer Abend
Augsburg Für die Grünen und die FDP sind die neuen Bundesländer auch 30 Jahre nach dem Mauerfall noch immer ein schwieriges Terrain. Verglichen mit den Werten, die sie in den bundesweiten Umfragen einfahren, haben sie bei den Wahlen in Sachsen und Brandenburg deutlich schlechter abgeschnitten. Von den Verlusten der Volksparteien profitieren sie hier, wenn überhaupt, nur eingeschränkt.
Vor allem die Liberalen blieben trotz leichter Zugewinne hinter den Erwartungen zurück. Das Kalkül von Parteichef Christian Lindner, mit der neuen Generalsekretärin Linda Teuteberg eine junge Frau aus den neuen Ländern in eine herausgehobene Position zu befördern, geht an diesem Sonntag jedenfalls noch nicht auf. Schon früh am Abend zeichnet sich ab, dass die Freien Demokraten sowohl in Teutebergs brandenburgischer Heimat als auch in Sachsen mit dem eher konservativen Spitzenkandidaten Zastrow den Sprung in den Landtag verpassen werden. „Das ist ein Tiefschlag für die Partei insgesamt“, klagt Parteivize Wolfgang Kubicki wenig später. „Unsere Erwartungen waren deutlich höher.“Vielleicht müsse die FDP pointierter auftreten, findet er. Bei Polarisierungen in der öffentlichen Debatte sei es schwer, mit differenzierten Argumenten durchzudringen.
Die tollen Kampagnen, von denen Lindner noch am Wahlabend schwärmt: Sie fruchten offenbar noch nicht. So viel Linda Teuteberg auch unterwegs war, so sehr die 38-Jährige auch gegen das Image der FDP als westdeutsche Männerpartei ankämpft: Der Teuteberg-Effekt bleibt aus. Auch sonst steht die junge Generalin parteiintern bereits unter verschärfter Beobachtung. Sie setze zu wenig eigene Themen, mault ein langjähriger Vorständler, und sie attackiere den politischen Gegner auch nicht beherzt genug. Linda Teuteberg selbst hält es lieber mit dem Philosophen Max Weber, der Politik einst als das Bohren dicker Bretter beschrieben hat. Nach fünf Jahren außerparlamentarischer Opposition, sagt sie, könne man die FDP nicht mit dem Zauberstab wieder zurück in die Landtage bringen. „Der Anlauf für uns ist länger.“
Die Grünen haben zwar in beiden Bundesländern um mehrere Prozentpunkte zugelegt und können hier wie dort mit einer Regierungsbeteiligung rechnen – trotz neuer Rekordergebnisse aber sind sie im Osten Deutschlands politische Lichtjahre von den 22 bis 25 Prozent entfernt, auf die sie seit Monaten in den bundesweiten Sonntagsfragen taxiert werden. Parteichef Robert Habeck ist trotzdem zufrieden an diesem Abend: „Wenn man es einordnet in den größeren Rahmen, ist es ein fantastisches Ergebnis“, sagt er. Es liege zwar etwas unter den Umfragen der letzten Wochen, dies sei aber leicht zu erklären – in beiHolger den Ländern hätten sich potenzielle Grünen-Wähler am Ende vermutlich für die Regierungsparteien CDU beziehungsweise SPD entschieden, um zu verhindern, dass die AfD stärkste Kraft werde.
Zu den großen Verlierern dieses Wahltages gehört neben Union und SPD auch die Linke, die sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen mehr als ein Drittel ihrer Mandate verliert. „Solche Zahlen schmerzen, das ist ganz klar“, räumt Parteichefin Katja Kipping ein – und bestreitet trotzig, dass die Linke ihre Rolle als Stimme des Ostens spätestens an diesem Sonntag an die AfD verloren habe: „Nein, das haben wir nicht.“Deutlich selbstkritischer klingt da schon die Spitzenkandidatin der Linkspartei in Brandenburg, Kathrin Dannenberg: „Wir haben Politik von oben gemacht, wir waren zu wenig in den Regionen, haben zu wenig mit den Menschen geredet.“Offenbar, soll das heißen, schadet der Partei eine Regierungsbeteiligung wie in Brandenburg mehr, als sie ihr nutzt. (mit dpa)
Die Linke verliert dramatisch