SPD-Vorsitz: Brunner ist im Rennen
Partei Der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Neu-Ulm muss jetzt auf vielen Hochzeiten tanzen
Landkreis Zu kämpfen, das ist KarlHeinz Brunner gewohnt, denn als Sozialdemokrat in einem weitgehend von der CSU dominierten Gebiet wird einem nichts geschenkt. Diesmal muss er innerhalb seiner eigenen Partei kämpfen – und zwar allein. Nachdem die Frist abgelaufen ist, bis zu der sich Kandidaten für den SPD-Vorsitz melden können, steht fest: Der Bundestagsabgeordnete aus Illertissen wird der einzige Einzelkämpfer sein, der sich um den Posten bewirbt – überraschenderweise, wie er selber findet. Die Konkurrenz besteht ausschließlich aus Duos, die als Doppelspitze die Sozialdemokraten führen wollen.
Dass Brunner tatsächlich zum Vorsitzenden gewählt werden könnte, glaubt er selber nicht: „Ich bin absoluter Realist.“Auch wenn er keine Chancen hat, so wolle er dennoch antreten, um „in der SPD und der Gesellschaft ein Zeichen zu setzen“, dass jeder seine Chance habe.
Er begibt sich nun auf einen parteiinternen Marathon, vor dem ihm aber nicht bang sei, wie er versichert. In 23 Unterbezirksversammlungen stellen sich die Kandidatinnen und Kandidaten vor, am morgigen Mittwoch geht es in Saarbrücken los. Bis zum 12. Oktober haben die Bewerber Zeit, sich zu präsentieren, dann stimmen die Mitglieder ab. Sollte niemand die absolute Mehrheit erreichen, stellen sich die zwei Bestplatzierten, ob Einzelbewerber oder Duo, einer Stichwahl.
Brunner hat offenbar ohne Probleme die erste Hürde genommen: Wer als Kandidat antreten will, muss von mindestens fünf Unterbezirken die Unterstützung erhalten – keine ganz leichte Aufgabe. Wie Brunner sagte, erhielt er jedoch das Mandat vor allem aus Schwaben, konkret von den Unterbezirken Neu-Ulm, Günzburg, MemmingenUnterallgäu, Ostallgäu und AllgäuBodensee. Er habe sogar noch entsprechende Signale aus dem Münchner Umfeld erhalten, doch die Quote war ja schon erfüllt.
Ob Brunner allerdings den kompletten Bewerbungsmarathon bis zum Ende absolviert, lässt er offen. Es könne durchaus irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem er sich dafür entscheide, eines der Bewerberteams zu unterstützen, etwa wenn er das Gefühl habe, dass dessen Inhalte besonders gut mit denen der Partei zusammenpassten. Bisher hat er aber noch keine Favoriten, wie er beteuert. Er gehe offen in diesen Prozess hinein.
Brunner weiß, dass ihm die nächsten Wochen viel abverlangen werden und er viel Zeit außerhalb seines Wahlkreises verbringen muss. Es werde nicht immer gelingen, sein Mandat als Abgeordneter und seine Bewerbung als Parteivorsitzender zeitlich unter einen Hut zu bringen. Dennoch wolle er seine Parlamentsarbeit nicht vernachlässigen, denn er fühle sich schließlich den Menschen verpflichtet, die ihn nach Berlin in den Bundestag geschickt haben: „Ich will versuchen, auf vielen Hochzeiten zu tanzen, aber nicht um jeden Preis.“
Ebenfalls ins Rennen um den Vorsitz geht auch die Ulmer SPDAbgeordnete Hilde Mattheis, die zusammen mit Dierk Henschel von der Gewerkschaft Verdi ein Tandem bildet.