Wer geht hier ein und aus?
Immobilien Zimmer auf Zeit oder normale Mietwohnung – in Vöhringen sorgt die Nutzung eines Hauses für Ärger bei den Anwohnern. Was Eigentümer und Behörden dazu sagen
Vöhringen Wenn Rainer Görmiller auf seinem Balkon steht, kann er einen Müllhaufen sehen. Mehrere Säcke stapeln sich im Nachbargarten. „Die werden einfach nicht abgeholt“, sagt er. Doch der Müll sei nicht das einzige Problem mit dem Haus nebenan. Wechselnde Bewohner, zugeparkte Straßen, nächtlicher Lärm – Görmiller ist sich sicher: Die Immobilie an der Illerzeller Straße in Vöhringen wird als Boardinghaus genutzt und die Zimmer werden zeitweise an Monteure und Arbeiter vermietet.
Dabei hatte der Vöhringer Bauausschuss eine solche Nutzung bereits im April dieses Jahres abgelehnt. Die Vermietung einzelner Betten für wenig Geld – das passt nicht in ein Wohngebiet, waren sich die Räte einig. Allerdings wurde das Haus schon vor diesem Beschluss als Unterkunft für Monteure genutzt. Die Eigentümerin Marita Holatz erklärte damals, sie habe nicht gewusst, dass sie dafür eine Nutzungsänderung beantragen muss. Holatz leitet das Unternehmen Alpha Spot, das an mehreren Standorten in der Region Zimmer auf Zeit anbietet.
Bis vor Kurzem war auch die Unterkunft in Vöhringen mit drei Wohnparteien und 20 Betten auf der Internetseite des Unternehmens verfügbar – ein Bett für 25 Euro pro Nacht. Adriano Holatz, Sohn der Betreiberin, zeigte sich erstaunt darüber und sagte gegenüber unserer Redaktion, die Internetseite werde kaum besucht und sei schlichtweg nicht aktuell. Inzwischen wurde die Unterkunft in Vöhringen von der Homepage gelöscht.
Doch für Rainer Görmiller, der mit seiner Frau im Haus nebenan wohnt, hat sich seit dem Beschluss des Bauausschusses im April nichts geändert. „Es gehen fremde Leute im Wechsel aus und ein“, sagt er. „Die Behörden sollten sich das genauer anschauen.“Auf dem Handy er ein Video, das den nächtlichen Lärm im Haus zeigen soll – aufgenommen von einer Nachbarin. Zwar habe er die Stadt und das Landratsamt schon mehrmals über die Situation informiert, aber passiert sei bisher nichts.
Vöhringens Bürgermeister Karl Janson erklärt auf Nachfrage, dass nach Kenntnissen der Stadt das Anwesen in der Illerzeller Straße nicht als Boardinghaus genutzt wird. Es sei wohl vorübergehend vermietet, heißt es in seiner Stellungnahme.
Auch vonseiten des Landratsamtes konnten bislang keine Verstöße festgestellt werden. Ein Kontrolleur sei vor Ort gewesen, habe aber nichts zu beanstanden gehabt, erklärt Thomas Luther vom rechtlichen Bauamt. „Wir gehen zunächst mal davon aus, dass dort drei normale Wohnungen untergebracht sind.“Weiteren Hinweisen für eihat nen möglichen Verstoß gegen die erlaubte Nutzung werde man nachgehen. Allerdings sei es schwierig, diese juristisch nachzuweisen.
Genaue Zahlen darüber, wie viele Boardinghäuser im Landkreis betrieben werden, liegen nach Angaben von Luther nicht vor. Aber es gebe einen gewissen Trend, Häuser aufzuteilen und als Unterkünfte auf Zeit anzubieten. Dass dies in manchen Fällen zu Problemen führt, ist auch für Luther nicht neu. Oft seien solche Häuser mit einer Belastung für die Nachbarschaft verbunden, weiß der Leiter des rechtlichen Bauamts. Bisher habe es aber nur vereinzelt Fälle gegeben, in denen die Nutzung eines Gebäudes als Boardinghaus tatsächlich untersagt wurde.
Den Vorwurf, dass das Haus an der Illerzeller Straße in Vöhringen immer noch als Boardinghaus genutzt wird, weist Adriano Holatz, Sohn der Hauseigentümerin, klar zurück. Die rechtliche Lage sei mittlerweile geklärt. Inzwischen würden Mieter mit festen Verträgen in dem Haus wohnen. Manche würden eine Wohnung für einen Monat, andere für drei Monate mieten – zu marktüblichen Mietpreisen.
Die drei möblierten Wohnungen würden nicht mehr auf Buchungsplattformen im Internet angeboten, sagt er weiter. Im Hof gebe es zwei Parkplätze. Der Müll werde regelmäßig abgeholt. Zudem habe er mit den Nachbarn gesprochen und sei an einem guten Verhältnis interessiert.
Anwohner Rainer Görmiller bestätigt das. Betreiber Holatz habe das Gespräch mit ihm gesucht. Verunsichert, wie es mit dem Haus nebenan weitergeht, sei er trotzdem.
Die Eigentümerin betreibt mehrere Unterkünfte