Lüge, Verrat und Eifersucht
Aufklärung vom Duo Köhlmeier/Liessmann
Und ein weiteres Mal hat sich das österreichische Traumpaar aus begnadetem Erzähler und engagiertem Philosophen zusammengefunden. Nach „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam?“vor zwei Jahren bieten Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann mit „Der werfe den ersten Stein“ein zweites vergnüglich aufklärerisches Seminar in Form eines kleinen Büchleins. Und diesmal geht es um nichts weniger als „mythologische-philosophische Verdammungen“.
Soll heißen: Köhlmeier erzählt in bekannt freier Aneignung klassischer Erzählstoffe, und Liessmann analysiert in bewährt konkretem und gerne auch gegenwartsbezogenem Nachdenken, was hier über dunkle Seiten des Menschseins zu verstehen ist. Es geht um Betrug und Lüge, Eifersucht und Misstrauen, Niedertracht und Verrat (in nicht immer ganz scharfer Abgrenzung).
Zur Eifersucht etwa zieht der Literat das Nibelungenlied heran und destilliert den Streit der Königinnen zwischen Brünhild mit ihrem Gunther und Kriemhild mit ihrem Siegfried – und der Philosoph erläutert daran die Logik der Eifersucht, die, einmal in Fahrt gebracht, keine Diplomatie zu stoppen vermag. Und so treten unter anderem auf: Othello und Samson, Luther und der Teufel. Das ist gedanklich längst nicht immer zwingend, aber doch immer anregend und unterhaltsam. Hübsche Abendlektüre.
Hanser, 224 S., 20 ¤