Neu-Ulmer Zeitung

„Ein solcher Erfolg tut in der Seele gut“

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Golf Nach seinem Turniersie­g in Frankreich darf sich der Dillinger Profi Sebastian Heisele wieder Hoffnungen auf die European Tour machen. Dabei hatte der 31-Jährige zuletzt einige Rückschläg­e zu verkraften

Augsburg Seinen Heimflug aus Frankreich hatte Sebastian Heisele schon mal „provisoris­ch“vom Sonntag auf den Montag verlegt. Schließlic­h lag der Dillinger Golfprofi bei der „Open de Bretagne“ab dem dritten Tag in Führung und hatte auf der Finalrunde des Turniers am Sonntag eine entspreche­nd späte Startzeit. Dass er dann seinem ohnehin schon starken Ergebnis mit Runden von 73, 64 und 65 eine weitere 65er-Runde hinzufügte und sich damit seinen ersten Sieg auf der Tour holte, setzte das Sahnehäubc­hen auf ein perfektes Turnierwoc­henende – das in den Abendstund­en mit der Pokalüberg­abe und einem Siegersche­ck in Höhe von 32 000 Euro zu Ende ging.

Zurück in München, wo Heisele mittlerwei­le lebt und trainiert, spricht er mit Erleichter­ung über seinen Premierens­ieg auf der Challenge Tour, der zweithöchs­ten Golfserie in Europa. „Es hat leider etwas länger gedauert mit dem ersten Sieg, als ich gedacht hatte. Ich war ja des Öfteren schon nah dran. Deshalb ist es schön, dass es jetzt geklappt hat“, sagt der 31-Jährige, der bereits 2012 ins Profilager gewechselt ist.

Das bisher erfolgreic­hste Jahr seiner Karriere spielte er 2017. In diesem gelang Heisele die Qualifikat­ion für die European Tour, die höchst dotierte und wichtigste Golfserie Europas. Er holte Platz zwei bei der Foshan Open in China und einen geteilten dritten Platz bei der KLM Open in den Niederland­en. Doch aufgrund zu weniger Spitzenpla­tzierungen und folglich auch zu wenig gewonnenem Preisgeld verlor Heisele die Spielberec­htigung 2018 wieder. Seitdem versucht er, sich auf der Challenge Tour wieder an die Spitzenser­ie heranzuarb­eiten – was ihm nach dem Sieg in Frankreich mit einem starken Saison-Finish durchaus noch gelingen könnte.

Dabei hatte das Jahr 2019 nicht gerade gut begonnen für Sebastian Heisele, der in Dubai aufgewachs­en ist und später mit seinen Eltern in Dillingen sesshaft wurde. Mittlerwei­le kommt der Golfprofi aber meist nur noch zu kurzen Besuchen nach Dillingen, denn die meiste Zeit des Jahres reist er von Turnier zu Turnier.

Im Frühjahr 2019 musste er aber eine mehrwöchig­e Zwangspaus­e einlegen, weil er sich einen Sehnenanri­ss am rechten Fuß zugezogen hatte. „In der Vorbereitu­ng auf ein Turnier in der Slowakei habe ich mir zuhause auf dem Golfplatz in einem Loch den Fuß verdreht und die Bänder angerissen. Ich dachte erst, ich könnte einfach später zum Turnier reisen, aber dann bekam ich zwei Wochen lang einen Gips. Das hat sich über sieben Wochen hingezogen“, erzählt der Profi, der in Behandlung beim bekannten Münchner Sportmediz­iner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt war.

Danach dauerte es eine Weile, bis Heisele wieder seinen Rhythmus gefunden hatte. „Das war dann doch ein ziemlich bescheiden­er Saisonbegi­nn“, gibt er im Rückblick zu. Dazu kam, dass der Abstieg von der European Tour immer noch an ihm nagte.

So konnte er sich auch nicht wirklich freuen, als er im April in Marokko die Open Tazegzout auf der drittklass­igen Pro Golf Tour gewann. „Das war für mich mehr ein Arbeitszie­l. Das hat sich auch nicht als Sieg angefühlt. Alle um mich rum haben sich gefreut, nur ich mich nicht“, gesteht er. „Es ist halt die Einsteiger-Tour. Wenn man von ganz oben kommt und dann dort spielt, ist das ein komisches Gefühl. Von ganz oben nach ganz unten – das war ein harter Schritt. Aber so ist der Sport.“

Doch es gelang ihm, sich Stück für Stück wieder nach vorne zu arbeiten. Vier Platzierun­gen unter den Top 30 auf der Challenge Tour unterstric­hen zuletzt seine aufsteigen­de Form – und mündeten nun in den Sieg in Frankreich. „Es tut in der Seele gut, wenn dann so ein Erfolg kommt“, sagt Heisele mit Blick auf die Höhen und Tiefen, die er im vergangene­n Jahr durchlebt hat.

Ausgezahlt hat sich damit auch die Zusammenar­beit mit seinem Trainer Philippe de Busschere, zu dem er im vergangene­n Sommer gewechselt ist. „Von Anfang an war es mein Ziel, die Tourkarte für die European Tour 2020 wieder zurückzuer­obern. Durch die Verletzung war das erst in weite Ferne gerückt. Doch durch den Sieg bin ich in eine Position gerückt, in der es nun wieder machbar erscheint.“

Dafür müsste er am Saisonende der Challenge Tour unter den besten 15 besten Spielern sein. Momentan belegt er Rang 32. Sieben Turniere bleiben noch, unter anderem die beiden höchst dotierten – das Foshan Open in China und das große Finale auf Mallorca. Mit einem weiteren Sieg würde Heisele seinen Traum von der Rückkehr auf die European Tour verwirklic­hen. TOTO-POKAL-ACHTELFINA­LE

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Foto: Witters Sebastian Heisele gewann in Frankreich.

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