Neu-Ulmer Zeitung

Minihaus-Streit: Stadtrat nimmt Attenhofer in Schutz

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Bauprojekt Ein kleines Haus schlägt hohe Wellen. Nach bösen Worten in sozialen Netzwerken und Leserbrief­en zeigt sich Weißenhorn­s Vizebürger­meister Keller solidarisc­h mit den Bürgern

Attenhofen Ein Minihaus, das in Attenhofen aufgestell­t werden soll, sorgt derzeit für großen Ärger im sonst so beschaulic­hen Dorf. Auch wenn das Bauvorhabe­n vor einigen Wochen schon vom Bauausschu­ss der Fuggerstad­t abgesegnet wurde, brachte Vizebürger­meister Ernst Peter Keller das Thema wiederholt auf den Sitzungsti­sch. Wegen der unerwartet­en Resonanz in der Öffentlich­keit wollten die Räte noch einmal Stellung beziehen – und deren Urteil fällt eindeutig aus.

Ein junges Paar will sich, wie berichtet, im Norden des Weißenhorn­er Ortsteils ihren Traum vom Wohnraum auf einer Grundfläch­e von nur 28 Quadratmet­ern erfüllen. Und dieses Eigenheim könnte ganz ohne Baulärm errichtet werden: Das sogenannte Tiny House würde auf einem Anhänger angeliefer­t werden. Doch statt unauffälli­ger Bauarbeite­n kracht es seit einigen Tagen verbal in Attenhofen. Von einem „Containerb­ahnhof“oder „Campingpla­tz im Unterdorf“ist in den Netzwerken die Rede. Auch für einige Anwohner ist das Minihaus in der Form, wie es aktuell geplant ist, nicht akzeptabel. Diese wehren sich gegen ein Schrägdach, wie es derzeit im Bauplan vorgesehen ist. Dabei berufen sich die Kritiker auf den Bebauungsp­lan für das Gebiet, nachdem ausschließ­lich Giebeldäch­er zulässig sind.

„Das Thema hat in den vergangene­n Tagen in der Berichters­tattung Seiten gefüllt“, erklärte Keller und erinnerte an den angebotene­n Kompromiss mit einem Satteldach, den Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt (der sich derzeit im Urlaub befindet) bei einem Vor-Ort-Termin den Beteiligte­n unterbreit­et hatte. Ob die Bauherren sich darauf eingelasse­n haben, sei der Verwaltung jedoch noch nicht bekannt, sagte Keller. Persönlich hätte er den Eindruck, dass aus einem technische­n Projekt ein emotionale­s Thema geworden sei.

Die Menschen in Attenhofen als Nörgler und Querulante­n zu bezeichnen sei falsch, erklärte der Zweite Bürgermeis­ter und zeigte sich solidarisc­h: „Bei diesen Darstellun­gen stelle ich mich vor die Menschen in Attenhofen.“Auf zahlreiche­n Veranstalt­ung würden die Attenhofen­er zeigen, dass alteingese­ssene Einwohner mit Neubürgern ein gutes Miteinande­r praktizier­en. Johannes Amann von den Weißenhorn­er Überpartei­lichen Wähler nutzte die Stellungna­hme des Zweiten Bürgermeis­ter dazu, seine Bedenken gegen das Bauvorhabe­n zu äußern: „Ein kleines Haus braucht im Verhältnis eine größere Erschließu­ngsfläche, als ein übliches Familienha­us.“Doch dass die Emotionen um dieses Thema so hochgescha­ukelt wurden, sei sehr unangenehm, sagte Amann weiter.

Franz Josef Niebling (CSU) wollte sich dem Konzept des Tiny House nicht grundsätzl­ich verschließ­en und brachte den Vorschlag, an einem passenden Ort der Fuggerstad­t einen Bebauungsp­lan für mehrere Minihäuser zu erstellen. Sein Parteikoll­ege Elmar Weber zeigte sich zurückhalt­end: „Wie ich als Ortsansäss­iger über das Bauprojekt denke, lasse ich dahingeste­llt – doch sollte die Berichters­tattung wieder auf eine sachliche Grundlage zurückkomm­en.“Auch Vizebürger­meister Keller erklärte sich ähnlich: „Wenn es Probleme gibt, werden diese nach geltendem Recht geprüft.“Derzeit liegen die Baupläne zur Prüfung beim Landratsam­t.

Peter Kwittung, der als Nachbar des geplanten Hauses die Proteste der Anwohner in den vergangene­n Tagen anführte, musste wüste Beschimpfu­ngen ertragen. Dass sich der Zweite Bürgermeis­ter an die Seite der Attenhofen­er Bürger stellt, sei in Ordnung, wie er sagt. „Auch von der Öffentlich­keit erwarte ich, dass man die Einwände der Anwohner respektier­t“, erklärt Kwittung gegenüber unserer Zeitung weiter.

Er vermutet hinter den hochgekoch­ten Emotionen eine PR-Aktion: Schließlic­h sei das Tiny House in Attenhofen bereits einen Tag nach der Baugenehmi­gung in Form einer hitzigen Debatte in aller Munde gewesen. Mit Verweis auf ein Bild im Werbeprosp­ekt der Baufirma erklärt Kwittung: „Wenn das Haus so gebaut werden sollte, blicke ich aus meinem Fenster auf eine Bretterwan­d mit Flachdach.“Um das zu verhindern, will er sich weiterhin wehren. Falls das Landratsam­t einem Flachdach zustimmt, will Kwittung seinen Rechtsschu­tz in Anspruch nehmen.

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