Störende Schwester
Idioten der Familie Ginnie ist behindert. Wer soll sich in Zukunft um sie kümmern?
Ginnie (Lilith Stangenberg), so Mitte 20, gießt die Blumen im Garten. Wirklich geschickt stellt sie sich dabei nicht an. Ginnie kriegt auch sonst wenig auf die Reihe, denn die junge Frau ist geistig behindert. Viele Jahre lang hat sich Schwester Heli (Jördis Triebel) aufopferungsvoll um sie gekümmert, aber nun will sie endlich ihr eigenes Leben genießen. Ginnie wird ab sofort in einem Heim leben. Ihre drei Brüder sind noch einmal gekommen, um das Nesthäkchen zu verabschieden – und nebenbei die Besitzverhältnisse des elterlichen Domizils zu erörtern, das dem gehören soll, der sich um die Schwester kümmert.
Ginnie reagiert zunächst panisch auf den Besuch von Bruno (Florian Stetter), Tommie (Hanno Koffler) und Frederik (Kai Scheve). Nicht ganz zu Unrecht, wie sich bald herausstellt. Die Jungs haben mehr oder weniger ihren Platz im Leben gefunden. Zwei von ihnen sind Musiker geworden, einer mit Erfolg, der andere mit Idealen. Der Dritte im Bunde geht in Bälde nach Mali, um die Welt zu retten. Nur Heli, eine talentierte Malerin, konnte sich nie selbst verwirklichen. Am folgenden Wochenende steht viel Gesprächsstoff im Raum.
Filmemacher Michael Klier hat in der späten Phase seines Schaffens so eindrucksvolle Werke wie „Farland“oder „Alter und Schönheit“ vorgelegt. „Idioten der Familie“, ein kammerspielartiges Drama mit komischen Momenten, gehört sicherlich nicht zu den subtilsten filmischen Auseinandersetzungen mit einer Familie, die sich entfremdet hat. Dafür ist sein Film authentisch und ehrlich. Nach ihrem grandiosen und furchtlosen Auftritt im Drama „Wild“und dem „Tatort: Blut“spielt Lilith Stangenberg einmal mehr eine Frau, die den Rand des Nervenzusammenbruchs längst hinter sich gelassen hat. Und wieder überzeugt sie auf ganzer Linie.
Idioten der Familie
(1 Std. 42 Min.), Drama, Deutschland 2018
Wertung