Jäger tötete streng geschützten Luchs
Prozess Der Mann hatte zwei Besuchern in seinem Revier von seiner Wilderei erzählt. Vor Gericht bestreitet er die Tat und hat eine unglaubwürdige Ausrede parat
Cham Richter und Staatsanwältin hatten keine Zweifel: Ein Jäger aus dem Bayerischen Wald hat einen streng geschützten Luchs in eine Falle gelockt und erschossen. Für dieses Vergehen gegen das Bundesnaturschutzgesetz muss er nun eine Geldstrafe und die Kosten des Verfahrens zahlen. Naturschutzverbände sehen in dem Urteil des Amtsgerichtes Cham ein wichtiges Signal für den Schutz bedrohter Arten. „Das Gericht hat deutlich gemacht, dass Wilderei kein Kavaliersdelikt ist“, sagte Diana Pretzell vom WWF.
Vor Gericht bestritt der Jäger am Donnerstag die Tat und sagte, die zwei Meter lange Falle habe sein Vater für Füchse aufgestellt. Das glaubte das Gericht nicht. Die Falle sei für Füchse zu groß – und der Vater habe zum fraglichen Zeitpunkt beinamputiert im Rollstuhl gesessen.
Etwa 130 erwachsene Luchse leben dem Bund Naturschutz zufolge in Deutschland. Ein großer Teil davon ist im Grenzgebiet der Nationalparks Bayerischer Wald und Böhmerwald angesiedelt. In den vergangenen Jahren gab es dort immer wieder Fälle von Wilderei. Der Fund von abgetrennten Luchs-Pfoten sorgte 2015 für Schlagzeilen. Im Zuge der Ermittlungen geriet auch der nun verurteilte Jäger ins Visier der Fahnder. Eine Verbindung des Mannes zu den abgetrennten Pfoten konnte nicht hergestellt werden. Angeklagt wurde er, weil er zwischen 2014 und 2016 mindestens zweimal die Lebendfalle in seinem Revier scharf gestellt und einen Luchs erschossen haben soll.
Detailliert schilderten zwei Zeugen, die in einer Ferienwohnung der Jäger-Familie wohnten, wie der Angeklagte ihnen von Luchs-Tötungen berichtete. Er habe ihnen Tipps gegeben, wie man Luchse anlocken könne – etwa mit einem überfahrenen und mit Aspirin gespickten Reh – und welches Gift sich nur schwer nachweisen lasse. Das Gericht verurteilte den Jäger zu einer Geldstrafe von 3000 Euro. Seinen Jagdschein musste er auch abgeben.
Umweltverbände fordern vom Freistaat eine „Anti-Wilderei-Offensive“. Am Mittwoch hatten der Bayerische Jagdverband, der Landesbund für Vogelschutz und der WWF Deutschland in Regensburg eine gemeinsame Erklärung gegen Wilderei und Artenschutzkriminalität unterzeichnet.