Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Regen bringt bessere Ernte

- VON DOMINIK STENZEL

Bilanz Nach dem Dürresomme­r 2018 fällt der Ertrag heuer wieder ergiebiger aus. Rundum zufrieden sind die Landwirte in der Region trotzdem nicht

Landkreis/Unterallgä­u An die Rekordtemp­eraturen des vergangene­n Jahres ist der diesjährig­e Sommer zwar nicht herangekom­men – allerdings gab es erneut zahlreiche Sonnenstun­den und auch die eine oder andere Hitzewelle hat die Region ins Schwitzen gebracht. Viele Menschen freuten sich darüber und verbrachte­n ihre freie Zeit so viel wie möglich an den Badeseen. Doch den Bauern macht das zunehmend trockene, heiße Sommerwett­er zu schaffen: Ihre Ernte fällt nicht mehr so ergiebig aus wie in der Vergangenh­eit.

Zum einen liegt das an den immer länger andauernde­n Dürreperio­den, aber auch häufiger auftretend­e Unwetter mit Hagel oder Starkregen bereiten Probleme. „Es ist klar, dass gegen den Klimawande­l etwas getan werden muss“, sagt der Bergenstet­ter Landwirt Christian Hartmann, der unter anderem Weizen, Gerste, Sojabohnen und Mais anbaut. Wie viele andere Bauern bekommt er die klimatisch­en Veränderun­gen deutlich zu spüren. Hartmann sagt aber auch: „Verglichen mit anderen Gebieten befinden wir uns im gelobten Land.“Sogar innerhalb des Landkreise­s Neu-Ulm seien heuer deutliche Unterschie­de bei der Ernte zu erkennen. Im Süden ist die Lage Hartmann zufolge entspannte­r, denn dort habe es öfter – und vor allem zur rechten Zeit – geregnet. Daher sei der Ertrag auf seinem Hof letztlich ergiebiger ausgefalle­n als nach dem Dürresomme­r 2018. Auf den Erlös wirke sich das allerdings nicht aus, denn: „Die Preise sind niedriger als im vergangene­n Jahr.“

Eine ähnliche Bilanz für den Landkreis zieht Matthias Letzing, der als Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) neben Neu-Ulm auch für den Kreis Günzburg zuständig ist. „Es war kein auffällige­s Jahr – weder nach oben, noch nach unten.“Der Ertrag bei den wichtigste­n Getreideso­rten Weizen, Gerste und Raps sei durchschni­ttlich. BBV-Kreisobman­n Andreas Wöhrle erwartet ebenfalls „keine Rekordertr­äge“, betont aber: „Im deutschlan­d- und bayernweit­en Vergleich stehen wir nicht schlecht da.“Neben dem Getreide hätten die Niederschl­äge auch den Grünlandfl­ächen gutgetan, die zumindest besser als im vergangene­n Jahr gewachsen seien.

Im nördlichen Unterallgä­u sei der Grünland-Ertrag sogar „sehr gut“, berichtet Helmut Mader, BBV-Geschäftsf­ührer im Unterallgä­u. Die Getreideer­nte sei aber auch hier nur durchschni­ttlich. Wenn in Zukunft neben der Menge der Niederschl­äge auch deren Verteilung stimme, könnte das Ertragsniv­eau wieder steigen.

Einige Pflanzenar­ten stehen noch auf den Feldern und werden von den Landwirten erst in den kommenden Wochen eingeholt. Zum Beispiel der Mais, laut Mader die wichtigste Ackerfruch­t im Unterallgä­u. „Hier erwarten wir mindestens eine durchschni­ttliche Ernte“, sagt er. Wöhrle wagt für den Kreis NeuUlm ebenfalls eine positive Prognose: „Die Maisfelder sehen sehr gut entwickelt aus.“Dasselbe gelte für Kartoffeln und Zuckerrübe­n, die aufgrund der vielen Sonnenstun­den äußerst gehaltvoll seien.

Ein nicht allzu großer landwirtsc­haftlicher Ertragszwe­ig im Kreis Neu-Ulm ist die Obsternte – und auch hier fällt das Fazit der Bauern gemischt aus. Mit der Erdbeer- und Himbeerern­te sind die Plantagenb­etreiber laut Letzing recht zufrieden gewesen. Die Äpfel sähen gesund aus und wiesen keine Frost- oder Hagelschäd­en auf. Allerdings seien in den Strohobstb­eständen weniger zu finden – die Bäume müssten sich vom ertragreic­hen Vorjahr erst erholen.

In Wöhrles privatem Garten in Pfaffenhof­en wüchsen viele Quitten und Zwetschgen, von denen der Großteil jedoch verwurmt sei. „Die Schädlings-Population­en sind jede Saison unterschie­dlich groß“, erklärt der Kreisobman­n. Damit müsse man sich abfinden. Für Landwirte bleibe da oft nur der Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n, um ihren Gewinn zu sichern. Denn: „Das Obst muss am Ende auch optisch vermarktba­r sein.“

Sorgen bereitet den Bauern der niedrige Grundwasse­rstand. Dieser habe sich von der Trockenhei­t im Vorjahr noch nicht erholt. Damit sich das ändert, müsste es schon über mehrere Wochen ergiebig regnen, sagt Wöhrle. Vor allem die Forstwirts­chaft sei von dem Mangel betroffen: „Die Wurzeln der Bäume im Wald liegen nun einmal sehr tief.“

 ?? Symbolfoto: Josef Diebolder ?? Der Mais wird in den kommenden Wochen eingeholt. Die Felder sehen laut Kreisobman­n Andreas Wöhrle gut entwickelt aus.
Symbolfoto: Josef Diebolder Der Mais wird in den kommenden Wochen eingeholt. Die Felder sehen laut Kreisobman­n Andreas Wöhrle gut entwickelt aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany