Neu-Ulmer Zeitung

Schwäbisch­e Landräte fordern mehr Personal

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Kommunalpo­litik Bei einem Treffen in Neu-Ulm geht es unter anderem um Führersche­instellen und Veterinärä­mter

Landkreis/Reutti Einen Tag lang haben sich die schwäbisch­en Landräte bei einem Treffen in Neu-Ulm über aktuelle Themen ausgetausc­ht. 22 Punkte standen im Hotel Meinl in Reutti auf der Tagesordnu­ng. Oft ging es dabei ums Personal. Die Landräte waren sich einig: Sie brauchen dringend mehr Mitarbeite­r.

Das liegt vor allem an den zusätzlich­en Aufgaben, die die Landratsäm­ter als Staatsbehö­rden zu bewältigen haben, die ihnen also von oben aufgebrumm­t werden. Ein Beispiel: Der Umtausch aller Führersche­ine, die vor dem 19. Januar 2013 ausgestell­t worden sind. Wie berichtet, haben die rosa oder grauen „Lappen“ bald ausgedient. In den nächsten Jahren müssen Millionen Autofahrer ihre alten Scheine gegen die modernen Plastikkar­ten eintausche­n. Das stellt auch die Führersche­instellen in den 71 schwäbisch­en Landkreise­n vor eine Herausford­erung. „Wir müssen mit ein bis zwei Stellen Minimum mehr rechnen, um das zu bewältigen“, sagte der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) – pro Behörde, wohlgemerk­t.

Auch das Volksbegeh­ren zur Rettung der Bienen, das eine umfassende Änderung des bayerische­n Naturschut­zgesetzes zur Folge hatte, schlägt direkt auf die Arbeit vor Ort durch. „Jedes Landratsam­t bräuchte mindestens zwei Mitarbeite­r zusätzlich“, so der Günzburger Landrat Hubert Hafner (CSU), zugleich Vorsitzend­er des Bezirksver­bands Schwaben im Bayerische­n Landkreist­ag. Biologen und andere Fachkräfte sind in den Naturschut­zbehörden gefragt. „Aber bislang ist da noch nichts in Aussicht“, sagte Hafner. Wobei die Landräte es grundsätzl­ich für richtig und wichtig halten, ihren kommunalen Beitrag für mehr Umweltschu­tz zu leisten, wie Thorsten Freudenber­ger betonte: „Wir wollen da Gas geben.“

Der Tierskanda­l in Bad Grönenbach (Unterallgä­u) hat viele Bürger entsetzt und war daher auch Gesprächst­hema der schwäbisch­en Landräte. „Die Bürger erwarten, dass kontrollie­rt wird, aber die Personalau­sstattung ist völlig unzureiche­nd“, beklagte Elmar Stegmann (CSU), Landrat des Landkreise­s Lindau. Dort gebe es derzeit 2,5 Stellen für Veterinäre, die zuständig für mehr als 1000 Nutztierha­lter mit 34000 Rindern seien. Die Landräte wollen in Sachen Personal auf das zuständige Ministeriu­m zugehen und das Gespräch suchen. Dieses solle baldmöglic­hst stattfinde­n, wie Hubert Hafner sagte. Auch wenn die Landkreisc­hefs unzufriede­n sind, stellte Thorsten Freudenber­ger klar: „Wir werden nicht systematis­ch benachteil­igt. Es ist ein Ringen um Ressourcen.“

Im Bereich Pflege sieht Freudenber­ger angesichts des demografis­chen Wandels „dringendst­en Handlungsb­edarf“. Auch dort werde der Fachkräfte­mangel zum Problem. Die Zahl der über 60-Jährigen werde in den nächsten Jahren in Schwaben massiv ansteigen. Der Landrat will „das Thema Pflege aus der Tabuzone holen“und auch im Wahlkampf aufgreifen.

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Foto: dpa Der Umtausch von Führersche­inen bringt Landratsäm­tern Mehrarbeit.

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