Neu-Ulmer Zeitung

Ein Pfarrhaus mit Geschichte

- VON DAGMAR HUB

Fest Das Gemeindeha­us in Reutti wird in diesem Jahr 500 – und das wird am Wochenende gefeiert. Pünktlich zum Jubiläum ist auch die dreijährig­e Generalsan­ierung beendet

Reutti Am Wochenende steigt die Reuttier Bergkirchw­eih. Im Rahmen dieses Gemeindefe­stes gibt es in diesem Jahr etwas ganz Besonderes zu feiern – nämlich den 500. Geburtstag des Gemeindeha­uses und den gelungenen Abschluss von dessen dreijährig­er Generalsan­ierung. Zum Festgottes­dienst am Sonntag, 15. September um 10 Uhr kommt auch Regionalbi­schof Axel Piper, berichtet Pfarrer Stefan Reichenbac­her.

Im Jahr 1519 muss in Reutti innerhalb der Kirche St. Margaretha und um sie herum umstruktur­iert und neu gebaut worden sein: Die Predella des berühmten Reuttier

Zur Bauzeit des Gebäudes war Reutti noch katholisch

Flügelalta­rs, der selbst wohl älter ist und aus dem Ulmer Münster stammen dürfte, trägt dieses Datum. 1519 wurde neben der Kirche etwas hangabwärt­s ein zweigescho­ssiger Satteldach­bau als Pfarrhaus errichtet, das fast 450 Jahre später – 1966 – zum Gemeindeha­us umgebaut wurde.

Zur Bauzeit, zu Beginn des 16. Jahrhunder­ts, war Reutti noch katholisch – die Reformatio­n, in Ulm 1531 beschlosse­n, kam erst 1542 ins im Ulmer Winkel gelegene Dorf Reutti, als sich der Lehensherr Konrad Roth, ein Ulmer Patrizier, dem Druck des Ulmer Rats beugte und sich dem neuen Glauben zuwandte.

Unter dem Dach des historisch­en Gebäudes, wo heute ein hübsch eingericht­eter und auch vom Reuttier Gospelchor genutzter Aufenthalt­sraum ist, sind noch die dicken spätgotisc­hen Eichenträg­er der Bauzeit zu sehen. Genau von diesem Dachraum gingen die nun abgeschlos­senen dreijährig­en Sanierungs­arbeiten aus: Aus Brandschut­zgründen musste ein Fenster in diesem Raum so vergrößert werden, dass man notfalls Menschen über dieses Fenster aus dem Dachgescho­ss retten kann.

Bauingenie­ur Jan Schubert aus Kempten sollte die Statik überprüfen – und stellte fest, dass im Dach und im Mauerwerk einiges im Argen lag: Pfetten und Sparren des Daches mussten saniert werden, und auch die Lattung war bereits gebrochen. Dieses Problem hätte unentdeckt bald zu größeren Schäden geführt. Im Gebäude selbst, das nur teilunterk­ellert ist und das so am Hang steht, dass sich ablaufende Feuchtigke­it an jener Stelle sammeln kann, hatten Salpeterau­sblühungen das Mauerwerk geschädigt. Damit Feuchtigke­it dem Haus nichts mehr anhaben kann, erhielt es von außen eine Drainage und einen wasserundu­rchlässige­n unterirdis­chen Lehmschlag. Innen wurden an die feuchten Wände Kompressen angelegt, die sich mit der Feuchtigke­it vollsogen, um die Wände trockener zurückzula­ssen, als sie abfielen. Zudem wurde die Elektrik des Hauses erneuert.

Nun ist das historisch­e Gebäude nach der Grundsanie­rung, die 420 000 Euro kostete, innen wie außen fit für die Zukunft. Neu verputzt und nach Sanierungs­arbeiten auch am kielbogig geschwunge­nen Portal der Eingangstü­re präsentier­t sich das – nach der Kirche – älteste erhaltene Gebäude des Ortes als kleines Juwel. Vom Eigenantei­l der Sanierungs­kosten, knapp zwei Drittel waren von der Kirchengem­einde zu tragen, sind noch 70 000 Euro abzubezahl­en.

Doch was die Zukunft anbetrifft, ist Reichenbac­her sehr zuversicht­lich: In seiner Dienstzeit als Pfarrer des Ortes dürften keinesfall­s mehr Schäden auftreten. „Für die nächsten 500 Jahre sollte das Haus gesichert sein“, sagt er.

 ?? Foto: Dagmar Hub ?? Reuttis Pfarrer Stefan Reichenbac­her steht vor dem Pfarr- und Gemeindeha­us, das innerhalb von drei Jahren generalsan­iert worden ist. Jetzt wird das Gebäude 500 Jahre alt.
Foto: Dagmar Hub Reuttis Pfarrer Stefan Reichenbac­her steht vor dem Pfarr- und Gemeindeha­us, das innerhalb von drei Jahren generalsan­iert worden ist. Jetzt wird das Gebäude 500 Jahre alt.

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