Das Smartphone zum Selbstreparieren
Test Moderne Handys haben keine allzu lange Lebensdauer. Das Shiftphone 6m bildet eine Ausnahme – sogar wenn es kaputt gehen sollte
Nicht einmal ein Ladegerät liegt dem Shiftphone 6m bei, aber das hat System: Beim Android-Smartphone des Herstellers Shift aus dem hessischen Falkenberg steht die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Und mal ehrlich: Es dürfte wohl kaum noch jemanden geben, der nicht irgendwo noch ein USB-Ladegerät für Smartphones herumliegen hat.
Mit dem 6m für 555 Euro und seinen Schwestermodellen macht das Unternehmen vieles anders als andere Hersteller. Statt immer der neuesten Technik, immer verrückterem Design oder Spezialzutaten wie herausfahrbaren Kameras stehen hier zwei völlig andere Dinge im Vordergrund: lange Lebensdauer und Reparierbarkeit.
Das merkt man schon am Design. Das 6m ist eher konventionell gestaltet, mit einem soliden Kunststoffgehäuse, breitem Display und klaren Oberflächen. Keine Spur von randlosem Display oder sonstigen Design-Gimmicks.
Auch das Betriebssystem ist unauffällig. Es orientiert sich nah am puren Android von Google mit nur wenigen Zusatzoptionen. Interessant: Der alternative App-Store F-Droid ist vorinstalliert. Kunden können das Telefon auch komplett von Google-Diensten befreien.
Im Inneren gibt es einen ZehnKern-Prozessor von Mediatek, 64 Gigabyte (GB) Speicher für Apps, Musik und Fotos, 4 GB Arbeitsspeicher und eine 21-Megapixel-Hauptkamera. Für Selfies und Videofonie ist über dem Display eine Kamera mit 13 Megapixeln verbaut. Auffällig: Der Akku mit guten 4240 Milliamperestunden Kapazität ist austauschbar.
Alles in allem also keine schlechten, aber auch keine sonderlich beeindruckenden Werte. „Wir haben nicht den neuesten Prozessor drin, aber einen, der für die meisten Leute ausreicht“, erklärt Samuel Waldeck, einer der drei Shift-Geschäftsführer. Der eher mittelstarke Prozessor stellt sich im Alltag als kein Hindernis heraus. Alle gängigen Apps, Videos und Spiele meistert er.
Dass er und kein Spitzenchip der Konkurrenz im Shift 6m steckt, liegt unter anderem an hohen Lizenzkosten und auch einigen Charakteristika moderner Konkurrenzprodukte. Für das 6m soll es eben gut genug sein, funktionieren und halten.
Und wenn mal etwas kaputt geht, können Nutzer selbst Hand anlegen. Zwar liegt dem Smartphone kein Ladegerät bei, dafür aber ein Torx-Schraubendreher. Er genügt, um das Telefon in Windeseile komplett zu zerlegen. Und dabei fällt auf: Im Inneren ist alles modular und einfach auszutauschen.
Alle Verbindungen zwischen Bauteilen sind entweder genormte Schrauben, Steckverbindungen oder Klipse. Selbst absolute Anfänger können binnen fünf Minuten das Display austauschen. Auch die Kamera, Anschlüsse und sonstige Bauteile lassen sich ersetzen. Geht etwas kaputt, gibt es auf E-Mail-Order hin Ersatzteile.
Liegt das Shiftphone in Einzelteilen auf dem Tisch, erschließt sich auch das unspektakuläre Design. Es ist komplett auf Reparierbarkeit optimiert, und zwar folgend der Reparaturstatistik. Soll heißen: Die meisten Schäden am Smartphone haben mit dem Display zu tun, also ist es einfach zu tauschen.
Die Sache mit der einfachen Reparatur funktioniert im Test einwandfrei. Selbst nachdem das komplette Gerät einmal auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt wurde, funktioniert alles bestens.
Fünf Jahre Ersatzteilgarantie geben die Hessen. Wenn das mal nicht klappt, gibt es Angebote zum Umstieg auf ein neues Modell. Auch die Software soll mindestens fünf Jahre nach Veröffentlichung gepflegt werden. Das entspricht laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz den Vorstellungen des durchschnittlichen SmartphoneNutzers. Till Simon Nagel, dpa