Neu-Ulmer Zeitung

Döner-Express mit Folgen

- VON MELANIE SPRINGER-RESTLE

Wenn man im ländlichen Raum wohnt, ist es nicht selbstvers­tändlich, an jeder zweiten Ecke einen Dönerladen vorzufinde­n. Und da das Prinzip der Knappheit bei uns Menschen schon immer dazu geführt hat, dass wir genau das wollen, was es gerade nicht gibt, stellt so ein Döner für meine Brut eine äußerst willkommen­e, kulinarisc­he Besonderhe­it dar.

Letztens war es mal wieder so weit: Die Brut wusste, dass ich in der Stadt zu tun hatte und kurz vor meiner Rückreise kam der fast schon erwartete Anruf: „Mama, kannst Du uns ´nen Döner mitbringen?“Das hat zumindest den Vorteil, dass man nicht selbst kochen muss, aber dann wird es meines Erachtens schon sehr dünn mit den Argumenten. Aber das Mutterherz ist weich und die Lebenszeit knapp, also bricht mir kein Zacken aus der Krone, den Kindern diesen Gefallen zu tun.

Das Problem am Döner-Express ist allerdings, dass die Dinger meistens kalt sind, bis ich zu Hause ankomme. Doch diesmal hatte ich die zündende Idee: Ich lege die Teigfladen auf den Beifahrers­itz und mache die Sitzheizun­g an - auf höchster Stufe, versteht sich. Grandios! Warum ist mir das nicht schon früher eingefalle­n? Die Kids waren begeistert und alle waren happy.

Das Glück wollte allerdings nur bis zum nächsten Morgen anhalten. Da stieg ich nämlich in mein Auto und dachte, ich betrete eine Dönerbude. Ich fürchte, ich muss mir eine alternativ­e Warmhaltet­echnik ausdenken oder für derartige Spezialein­sätze reichlich Wäscheklam­mern im Auto deponieren.

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