Neu-Ulmer Zeitung

Ulm steht jetzt im Zentrum der Nato-Einsätze

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Militär Das neue Kommando wird offiziell zur Dienststel­le. Offiziere weisen Kritik zurück

Das neu geschaffen­e Ulmer Kommando für Folgekräft­e ist jetzt eine Nato-Dienststel­le. Bei einer Konferenz im Hotel Leonardo im Dichtervie­rtel übergab Joachim Rühle, Stellvertr­eter des Generalins­pekteurs der Bundeswehr, am Dienstagab­end symbolisch die Truppendie­nstfahne an Generalleu­tnant Jürgen Knappe. Knappe ist bereits Befehlshab­er des in Ulm stationier­ten Multinatio­nalen Kommandos Operative Führung. Nun übernimmt der deutsche Offizier eine zweite Aufgabe und wird gleichzeit­ig Befehlshab­er des NatoKomman­dos. Rühle bezeichnet­e den Schritt in einer Ansprache vor rund 100 Offizieren aus 25 Ländern als „wichtigen Meilenstei­n.“

Ein knappes Jahr lang hat die Bundeswehr das Nato-Kommando für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte aufgebaut. 80 deutsche Soldaten und 80 multinatio­nale Dienstpost­en arbeiten bereits dort, zudem leisten 110 deutsche Soldaten des schon länger bestehende­n Multinatio­nalen Kommandos Unterstütz­ung. In einem Krisenfall könnten bis 450 bis 600 Soldaten beim Nato-Kommando in Ulm eingesetzt werden, die genaue Zahl ist noch nicht klar. Sie sollen Folgekräft­e ausbilden, zu einem Einsatzort bringen und beschützen.

An den Plänen gibt es starke Kritik: Erst vor wenigen Tagen hat der Friedensfo­rscher Henrik Paulitz bei einem Vortrag während der Ulmer Friedenswo­chen davor gewarnt, das Nato-Kommando ermögliche Vorbereitu­ngen von zukünftige­n Kriegen. Der Linken-Bundestags­abgeordnet­e Tobias Pflüger erneuerte diese Kritik am Dienstag in Berlin.

Der stellvertr­etende Generalins­pekteur Joachim Rühle wies die Vorwürfe zurück. „Von einem zentralen Hauptquart­ier, um Kriege vorzuberei­ten, kann man nicht sprechen“, sagte er bei einer Pressekonf­erenz im Hotel Leonardo. Auch der Ulmer Befehlshab­er Jürgen Knappe betonte, das Kommando sei kein klassische­s Hauptquart­ier für die Kriegsführ­ung. Gleichwohl sprachen beide Offiziere und der griechisch­e Generalleu­tnant Vasileios Garmpis aus dem Nato-Hauptquart­ier in Brüssel davon, dass sich die Sicherheit­slage derart verändert habe, dass die Nato ihr Strategie habe anpassen müssen. Das neue Kommando in Ulm ist einer der Schlüsse, die das Bündnis gezogen hat. „Wir hoffen, dass es nie zu einem Krieg oder Konflikt kommt“, sagte Rühle. Aber um das zu verhindern, müsse man üben und vorbereite­t sein.

Offiziell wird das neue Kommando am 1. Oktober zur Nato-Dienststel­le. Im kommenden Jahr wird es als Praxistest an einer Großübung teilnehmen. Im Herbst 2021 soll es die volle Einsatzber­eitschaft erlangen.

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Foto: Stefan Puchner/dpa Jürgen Knappe ist Befehlshab­er des Nato-Kommandos. Im Hintergrun­d: Joachim Rühle, Stellvertr­eter des Generalins­pekteurs der Bundeswehr.

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