Neu-Ulmer Zeitung

Gefangen im Hinterhof

- VON BERNHARD JUNGINGER

Nimby – vieles, was in Deutschlan­d schiefläuf­t, lässt sich für Uwe Brandl mit diesen fünf Buchstaben erklären. Ob Energiewen­de oder Digitalisi­erung – der Präsident des deutschen Städte- und Gemeindebu­nds glaubt, dass wichtige Projekte nur wegen „Nimby“nicht vom Fleck kommen.

Der Begriff kommt aus dem Amerikanis­chen, steht für „Not in my Backyard“und bedeutet „Nicht in meinem Hinterhof“. Laut

Brandl denken viele Bürger so: Digitalisi­erung und Energiewen­de – ja bitte. Sendemaste­n, Stromtrass­en oder Windräder in meiner Nachbarsch­aft – nein danke.

Auch die SPD hat das, gerade bei den Windrädern, als ernstes Problem ausgemacht. Und schlägt Ausgleichs­zahlungen vor, um die Anwohner zu besänftige­n. Brandl indes hält diesen Weg für grundfalsc­h – und hat damit recht. Denn das würde eine riesige Welle von Forderunge­n nach Entschädig­ungen nach sich ziehen. Frei nach dem Motto: Eine Straße, eine Kläranlage, ein Gewerbegeb­iet, ein Kindergart­en für Mädchen und Buben, die auch mal laut sind? Gern, aber nicht in meinem Hinterhof. Und wenn doch, muss wenigstens die Entschädig­ung stimmen. Wird die „Nimby“-Denke nicht überwunden, endet der Weg in die Zukunft im Hinterhof.

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