Neu-Ulmer Zeitung

Der Gentleman mit dem Gummigesic­ht

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Porträt Rowan Atkinson ist der Welt vor allem als „Mr. Bean“bekannt. Über seine anderen Talente macht er in typisch britischem Understate­ment wenig Aufhebens

Die Engländer haben für ihren Mr. Bean einen eigenen Spitznamen: „Rubberface“. Gummigesic­ht. Ein wahrlich passender Name. Es gibt kaum jemanden auf diesem Planeten, der Mr. Bean und seine Grimassen nicht kennt. Den Sonderling, der kaum spricht, aber jede noch so harmlose Situation eskaliert. Wem übrigens Rubberface zu viel Klamauk ist, dem sei ein Blick auf den Mann empfohlen, der hinter Mr. Bean steckt. Ein irgendwie fasziniere­nder Typ. Der am 6. Januar 65 Jahre alt wird.

Rowan Atkinson kam nicht allzuweit von der schottisch­en Grenze im nordenglis­chen Städtchen Consett zur Welt und studierte später auch an der nahe gelegenen Uni Newcastle. Nein, nicht etwa Theaterwis­senschaft und Schauspiel­erei. Sondern Elektrotec­hnik. Seine Studien setzte er als junger Mann in Oxford fort und schloss als Master of Science ab. Dort wurde er auch Mitglied der Studentent­heatergrup­pe. Der Rest ist Geschichte. Ab 1990 wurde Atkinson als Mr. Bean weltberühm­t.

Sollte er jemals den als wenig vornehm geltenden nordenglis­chen Zungenschl­ag gesprochen haben, so hat er sich möglicherw­eise in der südenglisc­hen Universitä­tsstadt sein elegantes OxfordEngl­ish angeeignet. Denn abseits seiner Slapstick-Rollen wirkt Atkinson wie der perfekte englische Gentleman. Charmant. Kultiviert. Mit einem ordentlich­en Maß an Understate­ment.

Nicht viel Aufhebens machte Atkinson etwa darum, als er 2001 kurzerhand über Kenia das Steuer eines Privatflug­zeuges übernahm, als der Pilot ohnmächtig wurde. Nicht-Pilot Rowan Atkinson schaffte es irgendwie, die Maschine so lange in der Luft zu halten, bis der Pilot wieder zu sich kam. Dabei setzt sich der Brite in erster Linie auf der Erde ans Steuer. Seit 1981 hat er einen Lastwagen-Führersche­in. Und er sammelt mit Leidenscha­ft Autos – unter anderem besaß er lange einen seltenen McLaren F1 mit über 600 PS und Tempo 360, den er 2015 für elf Millionen Euro und sicher mit reichlich Gewinn verkauft hat.

Atkinson war immer bereit, neue Wege zu gehen. 1983, da war er noch gar nicht groß bekannt, spielte er etwa eine Nebenrolle in „James Bond – Sag niemals nie“. Er ist auch in dem legendären Streifen „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“zu sehen, er sang im Duett mit Kate Bush und drehte mit Iron-MaidenSäng­er Bruce Dickinson ein Video.

Einen ausgezeich­neten Geschmack beweist der Komiker auch bei der Wahl seiner komödianti­schen Vorbilder: Jacques Tati als Monsieur Hulot und Peter Sellers als Inspector Clouseau. Dazu Monty Pythons John Cleese. Geht kaum besser. Atkinson hat es längst geschafft. Der dreifache Vater, 2013 von der Queen zum Commander des British Empire berufen, soll bis heute um die 70 Millionen Pfund verdient haben. Mit einem Gummigesic­ht. Markus Bär

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Foto: Deme/epa/dpa

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