Neu-Ulmer Zeitung

Lindau droht ein neuer Bahnhof ohne Zufahrt

- VON DIRK AUGUSTIN

Verkehr

Bis zur Eröffnung soll eine Straße gebaut werden. Doch die Bahn rückt die Grundstück­e nicht heraus

Lindau Ganz Deutschlan­d würde wohl lachen, wenn Bahn, Freistaat und Stadt in knapp einem Jahr in Lindau einen neuen Bahnhof eröffnen würden, den man nur mit dem Zug erreichen kann, weil es weder Wege noch eine Straße dorthin gibt. Genau das drohe aber, ließen Vertreter von Verwaltung und Stadtrat in einer Sitzung erkennen. Die Gespräche mit den Vertretern der Bahn AG laufen wohl ganz anders, als die Stadt sich das wünschen würde. Stadtbaudi­rektor Georg Speth betonte, dass die Stadt mit den

Tochterfir­men der Bahn DB Netz und DB Station & Service, die für den Ausbau der Strecken oder den Bau des neuen Bahnhofs zuständig sind, sehr gut zusammenar­beite. Ganz anders ist es aber offenbar mit der DB Immo, die für Bahngrunds­tücke zuständig ist.

Seit fast einem Jahr liegt eine beschlosse­ne Planung für die Erschließu­ng des neuen Bahnhofs mit einer Zufahrtsst­raße vor. Zusätzlich ist eine Umfahrung nötig. Geplant sind auch Parkplätze, ein Taxistand, Fahrradstä­nder und ein Platz, an dem Busse halten.

Das Konzept für den Bahnhof im Stadtteil Reutin liegt vor, damit die Stadt den Ablauf planen kann, braucht Lindau die Grundstück­e, die im Eigentum der Bahn sind – aber bisher wissen die Mitarbeite­r des Bauamtes nicht, wann sie über die Grundstück­e verfügen können. Solange aber der Baubeginn unklar ist, kann die Stadt die Arbeiten nicht ausschreib­en. Damit bleibt offen, ob alles rechtzeiti­g zur Eröffnung des Bahnhofs im Dezember fertig wird.

Die Stadt hat rechtlich keine Möglichkei­t, die Bahn zur Herausgabe der Grundstück­e zu zwingen, wie Stadtbaudi­rektor Speth erklärte. Und die DB Immo sieht es offensicht­lich als wichtiger an, bei dem Verkauf der Grundstück­e möglichst hohe Preise zu erzielen, als eine Zufahrt zu ermögliche­n. Im Hintergrun­d

steht sicher auch der seit Jahren schwelende Streit um die sozialgere­chte Bodennutzu­ng, von der die Bahn für sich eine Ausnahmege­nehmigung erwartete. Denn die Bahn hat hohe Verkaufser­löse aus den frei werdenden Grundstück­en eingeplant, um die Kosten für den neuen Bahnknoten Lindau zu begleichen.

Bahnsprech­er Franz Lindemair erklärte, dass die DB Immo die Grundstück­e nicht verkaufen könne: „Die in Rede stehende Fläche am Reutiner Bahnhof wird derzeit noch für die Baustellen­logistik benötigt und kann daher aktuell nicht veräußert werden.“

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Lindauer
Foto: Christian Flemming Die Bahnhofsba­ustelle im Stadtteil Reutin. Lindauer

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