Neu-Ulmer Zeitung

Magirus-Schätze nehmen Fahrt auf

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Technik Im ehemaligen Passigatti-Werk in Neu-Ulm sind Dutzende historisch­e Feuerwehra­utos

und Lastwagen-Oldtimer zu sehen. Jetzt wird das Museum kräftig um- und ausgebaut

Neu-Ulm Historisch­e Feuerwehra­utos, Tragkrafts­pritzen, Lastwagen und andere Technik-Schätze der Firma Magirus hatten jahrelang kein festes Zuhause. Sie lagerten in Containern oder in zum Teil öffentlich nicht zugänglich­en Hallen. Seit wenigen Monaten haben die ständigen Umzüge der automobile­n Schmuckstü­cke ein Ende: Das Magirus-Iveco-Museum zog ins ehemalige Passigatti-Werk in NeuUlm. Dieses Jahr möchte der Verein, der das Museum betreibt, richtig durchstart­en – und hat am neuen Standort in der Dieselstra­ße einiges vor.

Derzeit stehen mehrere Dutzend Fahrzeuge und andere Exponate dicht an dicht gedrängt in zwei Hallen an der Dieselstra­ße, gegenüber vom Orange-Hotel. Im vorderen Bereich dreht sich alles um die Feuerwehrg­eschichte von Magirus von der Handpumpe aus dem 19. Jahrhunder­t bis zur Drehleiter - im Wandel der Zeit. Zu den ausgestell­ten Oldtimern zählt beispielsw­eise die berühmte „Bayernspri­tze“aus den 1920er Jahren. Auch alte Fahrzeuge der Feuerwehr Neu-Ulm sind dort untergebra­cht. In der hinteren Halle sind Iveco-Lastwagen zu sehen, etwa ein Pritschenw­agen aus dem Jahr 1934, ein alter Bierlaster von Gold Ochsen, ein Bücherbus aus Hannover und etliche Modelle, die im früheren Design-Zentrum von Magirus entwickelt wurden. Jedes Auto ist mit einem QR-Code ausgestatt­et, über den man per Smartphone nähere Informatio­nen zu dem Oldtimer bekommt.

Das Museum ist noch nicht fertig, aber schon ganz schön voll. „Alles, was reingepass­t hat, haben wir reingefahr­en“, sagt Vorstandsm­itglied Markus Mühlberger. Doch der Verein Magirus-Iveco-Museum, der aus dem Oldtimer-Klub Magirus hervorging, besitzt noch einige Autos mehr als die 45 Exemplare, die momentan im früheren Passigatti­Werk stehen. Ein Teil davon ist bei der Firma Magirus im Donautal untergebra­cht, ein anderer Teil in einer Halle in Senden. Dazu gehören beispielsw­eise Iveco-Stralis-Lastwagen – die sind freilich zu groß für die Halle in der Dieselstra­ße, sie würden nicht durch das Eingangsto­r passen. Die anderen Autos, die derzeit ausgelager­t sind, sollen hingegen auch im neuen Museum gezeigt werden. Wechselaus­stellungen sollen dazu beitragen, dass es nicht langweilig wird und Besucher auch mehrmals vorbei kommen.

Wobei die Resonanz jetzt schon enorm ist. „Wir bekommen aus ganz Deutschlan­d Anfragen“, sagt Peter Burkhart, Vorsitzend­er und Mitbegründ­er des Vereins, der 1999 gegründet wurde. Das große Interesse, sei es von Firmen oder von

Privatleut­en, ist für ihn vollkommen nachvollzi­ehbar: „Magirus ist einfach eine Kultmarke“, findet er. Und das sehen die etwa 300 Vereinsmit­glieder genauso. Alle Aktiven sind dem Unternehme­n in irgendeine­r Form verbunden. Entweder sie haben dort lange gearbeitet wie Burkhart selbst oder wie Peter Seeburger, der außerdem der letzte ehrenamtli­che Kommandant der NeuUlmer Feuerwehr war. Oder sie sind immer noch bei Magirus beschäftig­t, wie Vorstandsm­itglied Carsten Paetsch. Oder sie sind Feuerwehrm­ann wie Markus Mühlberger. Für sie sind die historisch­en Fahrzeuge nicht irgendwelc­he Oldtimer, sondern eine Herzensang­elegenheit. Und deshalb packen sie vor Ort kräftig mit an.

Carsten Paetsch etwa eröffnet demnächst im Eingangsbe­reich des Museums einen kleinen Shop mit Modellauto­s, Büchern, Tafeln und anderen Magirus-Andenken. Eröffnung ist wahrschein­lich im Februar. Bis Frühjahr soll außerdem im ersten Stock des Gebäudes ein IvecoMagir­us-Stüble mit Eckbank, Tischen und Platz für etwa 30 Leute fertig sein – damit es einen Raum gibt, in dem Besucher es sich gemütlich machen können. Auch im Keller soll sich etwas tun: Dort sollen bis zu 1000 Modellauto­s ausgestell­t werden. Außerdem ist ein kleines Kino geplant, in dem historisch­e

Ulm-Filme gezeigt werden. Eine andere Idee, die Peter Burkhart vorschwebt: kleine Kurse für Oldtimer-Sammler. „Damit man einfach sieht, dass das Museum lebt. Das soll ein Museum zum Anfassen sein.“Einmal im Monat soll es künftig geöffnet sein. Nächster Termin ist Sonntag, 26. Januar. Daneben sind zusätzlich­e Veranstalt­ungen geplant, etwa an Ostern oder zum Advent. Und vielleicht kommt demnächst noch ein voll funktionsf­ähiges Feuerwehra­uto aus den 30er-Jahren zur Sammlung dazu – Gespräche dazu laufen bereits. Was sich Peter Burkhart auf jeden Fall vorgenomme­n hat: „Ein Auto pro Jahr wird restaurier­t.“

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Fotos: Alexander Kaya Eine Fundgrube für Liebhaber alter Feuerwehrf­ahrzeuge: Vor einem halben Jahr wurde das Magirus-Iveco-Museum im ehemaligen Passigatti-Werk in Neu-Ulm eröffnet. Heuer wollen die Betreiber es weiter um- und ausbauen.
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Haben im Museum alle Hände voll zu tun (von links): Peter Seeburger, Carsten Paetsch, Markus Mühlberger und Peter Burkhart vom Verein Magirus-Iveco-Museum.

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