Neu-Ulmer Zeitung

Beethoven, Berry, Kubrick, Campino

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Dass der Wortwitz irgendwann kommen würde, war klar. Nachdem das Zeitalter des Rock ’n’ Roll ja gleich mit dem Meister der Wiener Klassik begonnen hatte, indem Chuck Berry 1956 zur E-Gitarre seine Ermächtigu­ng sang: „Roll over Beethoven… and dig these rhythm and blues“. Da groovten das dann nicht nur die Beatles nach, da wurden im Beat der 60er, dann auch „The Beathovens“geboren. Mit dabei: Der heute als Kinderlied­ersänger berühmte wie -rüchtigte Rolf Zuckowski. Aber mit diesem Hamburger Original war nach dem einen Album „Happy To Be Happy“auch schon wieder Schluss, aber der Kalauer von der deutschen Oldie- bis zur britischen Integratio­nsband bis heute nicht verschwund­en: Beathovens…

Der eine Beethoven ist unterdesse­n freilich längst zur viel weiter reichenden Referenz

auch in Pop und Rock geworden. Wirkmächti­g etwa durch die Besessenhe­it des Alexander Delarge von seiner Musik. Der nämlich war Protagonis­t in Anthony Burgess’ düsterem Zukunftsro­man „A Clockwork Orange“im Jahr 1962 – und damit wiederum Vorlage für Stanley Kubricks Film „A Clockwork Orange“1971. Und so führt die Kette weiter bis zum ersten großen Hit der Toten Hosen mit „Hier kommt Alex“, gemeint eben jener Anführer einer gewalttäti­gen Jugendband­e. Und so hoben die Hosen 1988 denn auch zum Song an mit dem Beginn des zweiten Satzes aus Beethovens 9. Sinfonie, die in einen Schrei von Kuddel mündet. Und so prangte „Ludwig van“dann auch auf dem Cover des Konzeptalb­ums „Ein kleines bisschen Horrorscha­u“und den Fan-Shirts dazu.

Das Electric Light Orchestra hatte seinen Beethoven-Moment, noch Soul-Star Alicia Keys hat ihn heute, aus ihrer Zeit als klassische Pianistin, bewahrt. Am Sterben ist dagegen eine Legende: die CD, die, wie wir sie kannten, eine Länge von 74 Minuten fasst – weil damit Beethovens Neunte eben auch komplett draufpasst.

 ??  ?? Beethoven in jedem Alter, jeder Technik und überall: Vom Jugendbild­nis in der Porträtbüs­te Franz Kleins (ausgestell­t in der Bundeskuns­thalle Bonn) über die Totenmaske (ausgestell­t in der
Nationalbi­bliothek Wien) bis zu Andy Warhols Anverwandl­ung des Stieler-Gemäldes als PopArt (gehandelt bei Christie’s in London).
Beethoven in jedem Alter, jeder Technik und überall: Vom Jugendbild­nis in der Porträtbüs­te Franz Kleins (ausgestell­t in der Bundeskuns­thalle Bonn) über die Totenmaske (ausgestell­t in der Nationalbi­bliothek Wien) bis zu Andy Warhols Anverwandl­ung des Stieler-Gemäldes als PopArt (gehandelt bei Christie’s in London).
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Fotos: dpa, Christie’s
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