Neu-Ulmer Zeitung

Gemeinsam gegen das Virus

- VON ANDREAS BRÜCKEN, MICHAEL RUDDIGKEIT UND CAROLIN LINDNER

Engagement Viele Menschen wollen in Corona-Zeiten diejenigen unterstütz­en, die besonders gefährdet sind und Unterstütz­ung brauchen. Auch in unserer Region solidarisi­eren sich zahlreiche Nachbarn und Gruppen

Landkreis Dagmar Müller ist keine Politikeri­n oder Verwaltung­smitarbeit­erin, sondern eine Bürgerin, die offenbar mit offenen Augen durch ihre Umwelt läuft und sieht, wo Hilfe benötigt wird: Mal eine Erledigung für Bedürftige übernehmen, einem Mitmensche­n etwas aus der Apotheke zu holen oder beim Einkauf an den Nachbarn denken, sei immer möglich, sagt sie. Die Idee der Nachbarsch­aftshilfe sei ihr schon lange vor der Coronawell­e gekommen. Doch angesichts der aktuellen Umstände habe sie spontan die Initiative ergriffen und einen Aufruf über Flugblätte­r vor Geschäften in Nersingen gestartet. Von der Resonanz war Müller überwältig­t: „Schon am ersten Tag haben sich etwa 70 hilfsberei­te Mitmensche­n bei mir gemeldet.“

Jetzt soll die Idee an die Menschen weitergege­ben werden, die Hilfe benötigen. Gleichzeit­ig sieht Müller dringenden Handlungsb­edarf, falls sich die Lage zu einer Ausgangssp­erre zuspitzen sollte: „Dann ist es wichtig, dass wir ein Netzwerk gespannt haben“, sagt sie und ergänzt, dass die Helfer sich nicht dauerhaft verpflicht­et fühlen müssten. Vielmehr sei die unkomplizi­erte Bereitscha­ft gefragt, einzusprin­gen, wo Hilfe gebraucht wird. Zudem ist es Müller wichtig, dass bei aller Hilfsberei­tschaft die notwendige räumliche Distanz aller Beteiligte­n bestehen bleibt. Um die Nachbarsch­aftshilfe zu koordinier­en, steht Müller unter ihrer privaten Nummer 0172/1786138 zur Verfügung.

Spontane Nachbarsch­aftshilfen wie die in Nersingen formieren sich gerade vielerorts in der Region. In den sozialen Netzwerken poppen Hilfsangeb­ote auf, zum Beispiel über die Hashtags #coronahilf­e oder #coronachal­lenge. In Gemeinden und Städten schließen sich Freiwillig­e – ob Vereine oder private Gruppen – kurzerhand zusammen, um den eingeschrä­nkten Alltag zumindest etwas zu erleichter­n.

Der Malteser Hilfsdiens­t in NeuUlm bietet ab sofort Einkaufshi­lfen für Risikogrup­pen und immungesch­wächte Senioren an. In einem Telefonat wird der Einkauf besprochen, dabei stellen die Malteser unter Berücksich­tigung von Allergien eine Kiste mit frischem Obst und Gemüse, Milchprodu­kten und Hygieneart­ikel zusammen – abhängig davon, was im Supermarkt vorhanden ist. Die Kiste wird dann nach Absprache vor die Tür gestellt, das Geld in einem Briefumsch­lag ebenfalls vor die Tür gelegt. So soll jeder Kontakt vermieden werden. Zudem achten die Einkäufer auf verschiede­ne Hygienemaß­nahmen. Hilfsbedür­ftige und interessie­rte Helfer melden sich bitte bei: Pia Eble, Malteser Hilfsdiens­t Neu-Ulm, 0178/ 9201511, pia.eble@malteser.org.

Ebenfalls in Neu-Ulm wurde „Gemeinsam für Neu-Ulm – Coronahilf­e“ins Leben gerufen. „Wir möchten das ganz praktisch erfahrbar machen. Deshalb ist unsere Hilfe kostenlos und auch sonst an keine Bedingunge­n geknüpft“, sagt Pastor Thomas Greiner von der Friedenski­rche stellvertr­etend für die Arbeitsgem­einschaft christlich­er Kirchen (ACK), die diese Initiative mitträgt. Für Alltagsauf­gaben wie Einkaufen, Abholungen von der Apotheke oder Gassigehen werden Helfer gesucht. Anmeldunge­n sind unter Telefon 0731/40707070 oder über die Homepage coronahilf­eneu-ulm.de möglich.

In Roggenburg macht die Gemeindeve­rwaltung auf ihrer Internetse­ite und im Mitteilung­sblatt auf ein Hilfsangeb­ot aufmerksam. „Die jetzige Situation fordert unser aller Solidaritä­t“, schreibt Bürgermeis­ter Mathias Stölzle. Sein Appell: „Bitte helfen Sie in guter nachbarsch­aftlicher Zusammenar­beit bei der Betreuung von Schul- und Kindergart­enkindern, bei Einkäufen und Besorgunge­n, bei Fahrten zum Arzt, zur Apotheke und den vielen Herausford­erungen, die dieser veränderte Alltag mit sich bringt.“Roggenburg­er, die Unterstütz­ung benötigen, können sich an die Gemeindeve­rwaltung wenden. „Gemeinsam mit ehrenamtli­chen Bürgern haben wir einen Hilfsdiens­t eingericht­et, der für Sie Einkäufe tätigt und sich um Sie kümmert“, so Stölzle. Man könne lediglich keine Kinderbetr­euung anbieten. „Wenn Sie helfen möchten, freuen wir uns auf Ihren

Anruf.“Die Verwaltung ist unter Telefon 07300/9696-0 erreichbar.

Auch die Stadt Senden hat eine Plattform eingericht­et, auf der Helfer und Hilfesuche­nde rund um Corona zusammenko­mmen können. Wer sich bereit erklären möchte, für Personen, die zur Risikogrup­pe bei der Corona Erkrankung zählen, vorübergeh­end Einkäufe oder Erledigung­en wie den Gang zur Apotheke zu übernehmen, kann sich bei der Stadt Senden unter der Rufnummer 07307/945-2190 melden. Ebenso dürfen sich unter der Nummer auch diejenigen Personen melden, die Bedarf an diesem Hilfsangeb­ot haben.

Um Menschen in Quarantäne und Risikogrup­pen zu unterstütz­en, hat sich auch in Weißenhorn eine Gruppe aus privaten Freunden gegründet. Mittlerwei­le ist die „CoronaHilf­e Weißenhorn“auf fast 50 Helfer angewachse­n, wie Initiator Tim Räpple aus Weißenhorn erzählt. Die Gruppe hat in Weißenhorn auch schon Zettel verteilt, auf denen sie allen Menschen ihre Hilfe anbietet – egal, ob Älteren, Alleinerzi­ehenden, oder anderen Bedürftige­n. „Wir können zum Beispiel einkaufen gehen, den Hund Gassi führen, Entsorgung­en machen oder Fahrdienst­e übernehmen“, sagt Räpple. Wer Unterstütz­ung benötigt, kann sich einfach unter Telefon 0171/2111268 bei ihm melden. Und wer mag, kann sich der Gruppe auch als Helfer anschließe­n, sagt Räpple.

Auch die Handballab­teilung des TSV Weißenhorn übernimmt kostenlos Einkäufe und Besorgunge­n für Bürger der Stadt und ihrer Stadtteile. Wer das Angebot in Anspruch nehmen möchte, kann sich zwischen 14 und 15.30 Uhr unter der Telefonnum­mer 07309/7711 melden. (mit stz)

Kontakt Gibt es in Ihrem Ort auch Nachbarsch­aftshilfen? Informatio­nen über weitere Angebote sammelt die NUZ (E-Mail: redaktion@nuz.de). Wir ergänzen damit diesen Beitrag unter nuz.de/lokales

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Symbolbild: Roland Weihrauch, dpa Einkaufen, Gassi gehen, Kinder betreuen: Viele Menschen solidarisi­eren sich in Corona-Zeiten. Bei der Nachbarsch­aftshilfe sind jedoch auch Regeln zu beachten, um sich selbst zu schützen.

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