Gemeinsam gegen das Virus
Engagement Viele Menschen wollen in Corona-Zeiten diejenigen unterstützen, die besonders gefährdet sind und Unterstützung brauchen. Auch in unserer Region solidarisieren sich zahlreiche Nachbarn und Gruppen
Landkreis Dagmar Müller ist keine Politikerin oder Verwaltungsmitarbeiterin, sondern eine Bürgerin, die offenbar mit offenen Augen durch ihre Umwelt läuft und sieht, wo Hilfe benötigt wird: Mal eine Erledigung für Bedürftige übernehmen, einem Mitmenschen etwas aus der Apotheke zu holen oder beim Einkauf an den Nachbarn denken, sei immer möglich, sagt sie. Die Idee der Nachbarschaftshilfe sei ihr schon lange vor der Coronawelle gekommen. Doch angesichts der aktuellen Umstände habe sie spontan die Initiative ergriffen und einen Aufruf über Flugblätter vor Geschäften in Nersingen gestartet. Von der Resonanz war Müller überwältigt: „Schon am ersten Tag haben sich etwa 70 hilfsbereite Mitmenschen bei mir gemeldet.“
Jetzt soll die Idee an die Menschen weitergegeben werden, die Hilfe benötigen. Gleichzeitig sieht Müller dringenden Handlungsbedarf, falls sich die Lage zu einer Ausgangssperre zuspitzen sollte: „Dann ist es wichtig, dass wir ein Netzwerk gespannt haben“, sagt sie und ergänzt, dass die Helfer sich nicht dauerhaft verpflichtet fühlen müssten. Vielmehr sei die unkomplizierte Bereitschaft gefragt, einzuspringen, wo Hilfe gebraucht wird. Zudem ist es Müller wichtig, dass bei aller Hilfsbereitschaft die notwendige räumliche Distanz aller Beteiligten bestehen bleibt. Um die Nachbarschaftshilfe zu koordinieren, steht Müller unter ihrer privaten Nummer 0172/1786138 zur Verfügung.
Spontane Nachbarschaftshilfen wie die in Nersingen formieren sich gerade vielerorts in der Region. In den sozialen Netzwerken poppen Hilfsangebote auf, zum Beispiel über die Hashtags #coronahilfe oder #coronachallenge. In Gemeinden und Städten schließen sich Freiwillige – ob Vereine oder private Gruppen – kurzerhand zusammen, um den eingeschränkten Alltag zumindest etwas zu erleichtern.
Der Malteser Hilfsdienst in NeuUlm bietet ab sofort Einkaufshilfen für Risikogruppen und immungeschwächte Senioren an. In einem Telefonat wird der Einkauf besprochen, dabei stellen die Malteser unter Berücksichtigung von Allergien eine Kiste mit frischem Obst und Gemüse, Milchprodukten und Hygieneartikel zusammen – abhängig davon, was im Supermarkt vorhanden ist. Die Kiste wird dann nach Absprache vor die Tür gestellt, das Geld in einem Briefumschlag ebenfalls vor die Tür gelegt. So soll jeder Kontakt vermieden werden. Zudem achten die Einkäufer auf verschiedene Hygienemaßnahmen. Hilfsbedürftige und interessierte Helfer melden sich bitte bei: Pia Eble, Malteser Hilfsdienst Neu-Ulm, 0178/ 9201511, pia.eble@malteser.org.
Ebenfalls in Neu-Ulm wurde „Gemeinsam für Neu-Ulm – Coronahilfe“ins Leben gerufen. „Wir möchten das ganz praktisch erfahrbar machen. Deshalb ist unsere Hilfe kostenlos und auch sonst an keine Bedingungen geknüpft“, sagt Pastor Thomas Greiner von der Friedenskirche stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), die diese Initiative mitträgt. Für Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Abholungen von der Apotheke oder Gassigehen werden Helfer gesucht. Anmeldungen sind unter Telefon 0731/40707070 oder über die Homepage coronahilfeneu-ulm.de möglich.
In Roggenburg macht die Gemeindeverwaltung auf ihrer Internetseite und im Mitteilungsblatt auf ein Hilfsangebot aufmerksam. „Die jetzige Situation fordert unser aller Solidarität“, schreibt Bürgermeister Mathias Stölzle. Sein Appell: „Bitte helfen Sie in guter nachbarschaftlicher Zusammenarbeit bei der Betreuung von Schul- und Kindergartenkindern, bei Einkäufen und Besorgungen, bei Fahrten zum Arzt, zur Apotheke und den vielen Herausforderungen, die dieser veränderte Alltag mit sich bringt.“Roggenburger, die Unterstützung benötigen, können sich an die Gemeindeverwaltung wenden. „Gemeinsam mit ehrenamtlichen Bürgern haben wir einen Hilfsdienst eingerichtet, der für Sie Einkäufe tätigt und sich um Sie kümmert“, so Stölzle. Man könne lediglich keine Kinderbetreuung anbieten. „Wenn Sie helfen möchten, freuen wir uns auf Ihren
Anruf.“Die Verwaltung ist unter Telefon 07300/9696-0 erreichbar.
Auch die Stadt Senden hat eine Plattform eingerichtet, auf der Helfer und Hilfesuchende rund um Corona zusammenkommen können. Wer sich bereit erklären möchte, für Personen, die zur Risikogruppe bei der Corona Erkrankung zählen, vorübergehend Einkäufe oder Erledigungen wie den Gang zur Apotheke zu übernehmen, kann sich bei der Stadt Senden unter der Rufnummer 07307/945-2190 melden. Ebenso dürfen sich unter der Nummer auch diejenigen Personen melden, die Bedarf an diesem Hilfsangebot haben.
Um Menschen in Quarantäne und Risikogruppen zu unterstützen, hat sich auch in Weißenhorn eine Gruppe aus privaten Freunden gegründet. Mittlerweile ist die „CoronaHilfe Weißenhorn“auf fast 50 Helfer angewachsen, wie Initiator Tim Räpple aus Weißenhorn erzählt. Die Gruppe hat in Weißenhorn auch schon Zettel verteilt, auf denen sie allen Menschen ihre Hilfe anbietet – egal, ob Älteren, Alleinerziehenden, oder anderen Bedürftigen. „Wir können zum Beispiel einkaufen gehen, den Hund Gassi führen, Entsorgungen machen oder Fahrdienste übernehmen“, sagt Räpple. Wer Unterstützung benötigt, kann sich einfach unter Telefon 0171/2111268 bei ihm melden. Und wer mag, kann sich der Gruppe auch als Helfer anschließen, sagt Räpple.
Auch die Handballabteilung des TSV Weißenhorn übernimmt kostenlos Einkäufe und Besorgungen für Bürger der Stadt und ihrer Stadtteile. Wer das Angebot in Anspruch nehmen möchte, kann sich zwischen 14 und 15.30 Uhr unter der Telefonnummer 07309/7711 melden. (mit stz)
Kontakt Gibt es in Ihrem Ort auch Nachbarschaftshilfen? Informationen über weitere Angebote sammelt die NUZ (E-Mail: redaktion@nuz.de). Wir ergänzen damit diesen Beitrag unter nuz.de/lokales