Irgendwie geht doch alles
Also, eigentlich geht im öffentlichen Leben (fast) nichts mehr. Immerhin kann man in den entsprechenden Läden noch Dinge fürs tägliche Leben kaufen. Größtenteils. Als ich nun in einem großen Neu-Ulmer Supermarkt meine Wocheneinkäufe tätigte, fühlte ich mich jedoch etwas an die unseligen Zeiten der deutsch-deutschen Trennung erinnert. In den 1970erund 80er-Jahren war ich oft bei meiner Großmutter – Opa war schon tot – in Thüringen, also in der damaligen Deutschen „Demokratischen“Republik (DDR).
Dort musste man sich aufs Nötigste bescheiden. Mal gab es dies nicht, mal das nicht, Versorgungsengpässe waren höchst normal. Bananen zum Beispiel gab es ganz selten mal. Und ruckzuck waren sie weg.
Und nun im Supermarkt? Ich wollte ein paar Rollen Toilettenpapier mitnehmen, denn daheim liegt nur noch eine Rolle bereit. Doch welch Entsetzen! In den Regalen, sonst mit Hunderten von Mehrfachpacks gefüllt, herrschte gähnende Leere. Nicht eine Rolle war zu haben. Wie einst häufig in der DDR. Kaum anders sah es in den Regalen aus, in denen sonst Nudeln und Reis in Hülle und Fülle zu finden sind. Nun, bei Klopapier kann man sich behelfen. Damals in der DDR in Ermangelung eines anderen geeigneten Produkts mit dem „Neuen Deutschland“, der regierungstreuen Zeitung. Man nahm sie widerwillig, um sich den Allerwertesten abzuputzen, aber man nahm sie. Geht heute zum Beispiel auch mit der Neu-Ulmer Zeitung,
aber die ist zu schade dafür. Doch es gibt Alternativen.
Jetzt, in Zeiten der CoronavirusPandemie, darf man nicht zu wählerisch sein. An der Fleisch- und Wursttheke des Supermarkts ging das noch. Da war die Auswahl super. Und wie sanft der Metzgersmann die Fleischstücke und Schinkenscheiben mit bloßen (hoffentlich nicht vollgeniesten) Händen wog und im Papier verpackte! Ich meinerseits trat den Heimweg an: ohne Reis, Nudeln, Toilettenpapier, Frischwurst, Frischfleisch und hoffentlich auch ohne Coronavirus an. Irgendwie geht dann alles. Fast alles.