Dekan verteidigt Aus für KrippenKönige
RassismusDebatte Bundesweit gibt es Kritik an der Entscheidung der Ulmer Münstergemeinde,
auf die Drei Weisen zu verzichten. Ernst-Wilhelm Gohl weist die Angriffe zurück
Ulm Die Ulmer Münstergemeinde ist wegen ihrer Entscheidung, in diesem Jahr auf die Heiligen Drei Könige in ihrer Krippe zu verzichten, deutschlandweit in die Kritik geraten. Die Figur des schwarzen Königs, der in Ulm Melchior heißt, wird von Betrachtern als überzeichnet, grotesk und auch als rassistisch gesehen. Nach dem Jahreswechsel will die evangelische Gemeinde ausführlicher über die Krippenfiguren debattieren und auch das Gespräch mit der Familie Mößner suchen, die die Krippe gestiftet hat.
Dekan Ernst-Wilhelm Gohl hat nun einen Katalog mit vierzehn Fragen und vierzehn ausführlichen Antworten veröffentlicht, mit dem er Kritikpunkte widerlegen will. „Manche haben an einer der drei Figuren schon früher Anstoß genommen. Die Darstellung ist voller Klischees und grotesk überzeichnet“, schreibt Gohl zu den Königen. Mit dieser klischeehaften Darstellung habe man Probleme, aber: „Natürlich soll, darf und muss es schwarze Menschen an der Krippe geben.“
Der Dekan verweist darauf, dass man die Weihnachtsgeschichte in diesem Jahr nach dem Lukasevangelium erzähle, in dem die Drei Weisen nicht vorkommen. Doch konsequenterweise müsste die Münstergemeinde dann auch auf die Figur der Ulmer Marktfrau verzichten, von der im Evangelium ebenfalls keine Rede ist. Auch diese Figur ist im Übrigen grotesk überzeichnet: mit hässlichen Gesichtszügen und dicken Beinen. Der Künstler Martin Scheible, 1873 in NeuUlm geboren und 1954 in Ulm gestorben, hat die Krippe 1920 im Auftrag der Familie Mößner geschnitzt. Scheible war Expressionist, seine Werke zeichnen sich durch verzerrte Darstellungen aus.
Eine kommentierte Darstellung der Krippe mit einem erklärenden Schild lehnt Gohl ab: „Wir können nicht eine Figur aufstellen, um dann daneben zu schreiben, dass wir uns von der herabsetzenden Art und Weise der Darstellung distanzieren. Der Künstler war sich seiner, in unseren heutigen Augen rassistischen Darstellung und künstlerischer Ausdrucksweise nicht bewusst.“Ob die Figur ersetzt wird, wolle man sorgfältig überlegen, auch gemeinsam mit der Stifterfamilie Mößner.
Er sei häufig gefragt worden, was sich die Münstergemeinde da erlaube, schreibt Gohl – und antwortet: „Wer seine Geschichte nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen.“Nicht alles an Traditionen sei gut, man müsse sich kritisch damit auseinandersetzen. An der Krippe betont er, solle sich jeder Besucher erfreuen. Das aber sei durch das Aussehen der Figur nicht möglich. Heimlich habe man die Figuren aber auf keinen Fall entfernen wollen. Das, so Ernst-Wilhelm Gohl, wäre aus Sicht der Gemeinde schäbig und feige gewesen.