Neu-Ulmer Zeitung

200 bewegte Burlafinge­r Jahre

- VON INGE PFLÜGER

Jubiläum

Vor zwei Jahrhunder­ten wurde die Kirche St. Jakob in Burlafinge­n gebaut. Ein Einsturz gehört zur Geschichte

Burlafinge­n Die Silhouette des ehrwürdige­n Gotteshaus­es St. Jakob in der Thalfinger Straße gehört zum prägenden Merkmal des Burlafinge­r Ortsbildes. 200 Jahre hat das Kirchlein nun auf dem Buckel. Am Sonntag, 18. Oktober, wird „im kleinen Familien- und Freundeskr­eise“der runde Geburtstag feiert, teilt Pfarrerin Katja Baumann mit. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der ursprüngli­che Juli-Termin verschoben werden, deshalb wählten die Verantwort­lichen endgültig „die kleine Ausführung“. Festredner ist am Sonntag Regionalde­kan Axel Piper aus Augsburg. Beginn des Festgottes­dienstes ist um 10.15 Uhr.

Zum Jubelfest hat der Kirchenbau­verein ein Infoblatt zur Geschichte der Jakobskirc­he erstellt und als weiteres Geburtstag­sgeschenk „erhält unsere Kirche ein Foto-Album in Wort und Bild aus den vergangene­n 50 Jahren Kirchenges­chichte,

erstellt von Frau Teltschik“, informiert Pfarrerin Baumann. Die Künstlern Gabi Weiss erhielt den Auftrag, ein farbiges Glasfenste­r für das Gotteshaus zu gestalten. „Hoffentlic­h bekommen wir es bis Ende des Jahres“, sagt Katja Baumann, denn „Details müssen noch besprochen werden“.

Könnte die Kirche erzählen, wären ihre Geschichte­n fast endlos. Angefangen beim Alter des Gotteshaus­es, über den Kirchturme­insturz anno 1819 bis hin zum Verkauf an die evangelisc­he Pfarrgemei­nde Pfuhl-Burlafinge­n im Jahre 1960.

Die Kirchenges­chichte beginnt bereits anno 1275. In diesem Jahr wird St. Jakob im „Liber decimation­is“(Zehntbuch) der Diözese Konstanz als „Capella in Burluingen“erstmals urkundlich erwähnt. 1287 übertrug denn auch der Abt von Reichenau das Eigentumsr­echt über sämtliche Güter und die Kirche an das Klarissenk­loster Söflingen. Die Reformatio­n hinterließ ebenfalls ihre Spuren in Burlafinge­n: 1530 entschied sich die Reichsstad­t Ulm per Abstimmung für die Reformatio­n. Vergeblich buhlten die Ulmer damals auch ums Söflinger Kloster, zu dem auch Burlafinge­n gehörte. Dies scheiterte aber am Widerstand der Äbtissin – und Burlafinge­n blieb seit dieser Zeit ein katholisch­er Flecken.

Jahrelang kämpften die Pfarrer vergeblich um eine neue Kirche, sie war zu klein und altersschw­ach geworden. Bis gewisserma­ßen 1819 der Wink von oben kam: Zum Entsetzen aller stürzte der Kirchturm (1660 gebaut) ein. Endlich stimmte die Obrigkeit einem totalen Neubau zu. Weihetermi­n war dann 1820, Planer war damals der Günzburger Landbaumei­ster Schwesinge­r. Aber wieder wurde das Kirchlein in der Ortsmitte zu klein – 1960 konnten dann die Katholiken ihre neue, große St.-Konrad-Kirche in der Friedhofst­raße einweihen. Kurzum wurde ihre bisherige kirchliche Heimat dann erfolgreic­h den Protestant­en zum Kauf feilgebote­n.

Heute gibt es zwei Pfarrstell­en in Burlafinge­n – Protestant­en und Katholiken halten dabei die Ökumene hoch. Derzeit ist die 1. Pfarrstell­e noch vakant und Burlafinge­n und

Pfuhl werden von Pfarrerin Katja Baumann betreut, nachdem Pfarrer Robert Pitschak zum 1. August 2020 in den Ruhestand trat.

Namenspatr­on der Kirche ist Jakobus der Ältere. Er steht als Apostel für die Symbolik des Jakob-Weges. Im 19. Jahrhunder­t erwarb die Gemeinde eine Jakobsfigu­r im sogenannte­n Nazarener-Stil. 1960 zog die Figur mit um in die neu gebaute katholisch­e Kirche St. Konrad. Seit 2005 steht sie aber als Dauerleihg­abe und Zeichen der ökumenisch­en Verbundenh­eit wieder in der evangelisc­hen Kirche.

Mit dem Pilgerstab und der Muschel in der Hand grüßt der Apostel auf einem Sockel die Gemeinde, wenn sie beim Verlassen des Gotteshaus­es wieder auf den Weg des Alltags geht.

Feier Der Festgottes­dienst beginnt am Sonntag, 18. Oktober, um 10.15 Uhr in der evangelisc­hen St.‰Jakobs‰Kirche in Burlafinge­n.

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Foto: Inge Pflüger Die Kirche St. Jakob in Burlafinge­n be‰ steht seit 200 Jahren.

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