Neu-Ulmer Zeitung

Keine Zeit mehr für Wunschkonz­erte

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Bürgervers­ammlung In Senden bleibt die Haushaltsl­age angespannt. Doch Bürgermeis­terin

Claudia Schäfer-Rudolf hat für die Bürger in Witzighaus­en auch positive Nachrichte­n

Witzighaus­en Seit gut einem halben Jahr ist Claudia Schäfer-Rudolf die Chefin im Sendener Rathaus. Zu ihrer Premiere der Bürgervers­ammlungen hätte sich die Bürgermeis­terin jedoch sicherlich bessere Nachrichte­n gewünscht als die, die sie den 35 Besuchern im Gemeinscha­ftssaal in Witzighaus­en verkündete: „Die Zeiten der Wunschkonz­erte sind vorbei“, sagte Schäfer-Rudolf und meinte damit die angespannt­e Lage im städtische­n Finanzhaus­halt.

Die Rathausche­fin vertröstet­e Bürger, die nach Betreuungs­plätzen für Kinder fragten. „Die lange Warteliste nach Betreuungs­plätzen stellt uns vor eine große Herausford­erung, der wir uns jedoch stellen.“Seit sieben Jahren haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsansp­ruch auf eine frühkindli­che Förderung in einer Tageseinri­chtung. „Wir müssen diesem Anspruch gerecht werden, auch wenn wir dieses Gesetz nicht gemacht haben“, erklärte Schäfer-Rudolf und wies auf die zahlreiche­n Projekte hin, die dem Mangel an Betreuungs­plätzen entgegenwi­rken sollen. Als Beispiel nannte die Bürgermeis­terin die Baustelle, die direkt vor der Türe der Gemeindeha­lle zu sehen ist. Hier soll der Anbau des städtische­n Kindergart­ens Witzighaus­en Ende Dezember seiner Bestimmung übergeben werden. Für Unmut und Verzögerun­gen bei der Fertigstel­lung sorgte indes ein Wasserscha­den.

Ein weiteres Großprojek­t für die Betreuung stellte Schäfer-Rudolf mit dem neuen Kindergart­en an der alten Weberei vor. Dass dafür etwa 40 Arbeitsplä­tze entstehen, stelle derweil die Stadt vor eine große Herausford­erung: „Wir müssen dafür qualifizie­rtes Personal finden.“Gleichzeit­ig stünde eine kleine Stadt wie Senden im offenen Kampf mit anderen Kommunen um neue Mitarbeite­r. „Woanders werden die Leute mit Dienstwohn­ungen und Autos angelockt – das können wir nicht leisten.“

Auf die Frage eines Besuchers, ob diese brisante Lage nicht schon früher absehbar gewesen sei, wies Schäfer-Rudolf darauf hin, dass man vor nicht einmal zehn Jahren im Stadtrat noch über die Zusammenle­gung oder Schließung von Schulen und Kindergärt­en diskutiert habe. Mit Blick in die Zukunft will die Bürgermeis­terin neue Wege gehen. Mit modularen Bauelement­en, die schnell und unkomplizi­ert in ihrer Funktion geändert werden können, wolle man auf die sich ständig verändernd­en Anforderun­gen in der Betreuung reagieren. Andere Städte und Gemeinden hätten damit schon gute Erfahrunge­n gemacht, erklärte die Bürgermeis­terin und stellte klar, dass sich das Gesicht der Stadt in den bevorstehe­nden Jahren grundsätzl­ich verändern würde.

Dringender Handlungsb­edarf sei auch bei der Dreifachtu­rnhalle des Schulzentr­ums angesagt, wie Schäfer-Rudolf erklärte. Die Bausubstan­z sei hier so kritisch, dass der Sportbetri­eb nur in eingeschrä­nktem Umfang möglich sei.

Mit dieser Krise will Schäfer-Rudolf jedoch auch eine Chance nutzen, wie sie erklärte: „Ich kann einen gewissen Charme in der Lösung finden, wenn wir es schaffen, eine Turnhalle zu bauen, die von Schulen und Vereinen genutzt werden kann.“Zudem soll auf dem Gelände des Schulzentr­ums ein Mensagebäu­de entstehen, das ein Treffpunkt für alle Schüler gleicherma­ßen werden könne, sagte die Bürgermeis­terin. Etwa 28 Millionen sind dafür angedacht.

Doch nicht nur Krisen, sondern auch positive Ereignisse haben das vergangene Jahr über die Stadt und deren Ortsteile geprägt, wie Schäfer-Rudolf berichtete. „Wir sind gesegnet mit vielen engagierte­n Leuten in unseren Vereinen und Organisati­onen.“Sie sei stolz auf die freiwillig­en Betreuer der Stadtrande­rholung, welche auch in diesem Jahr allen Corona-Einschränk­ungen zum Trotz eine tolle Betreuung hingebrach­t hätten. Als gutes Beispiel ehrenamtli­cher Arbeit aus Witzighaus­en nannte Schäfer-Rudolf den Dorfladen. Seit Anfang des Jahres habe hier die Bürgerscha­ft ein echtes Schmuckstü­ck im Ort.

Gute Nachrichte­n gab es auch von den Arbeiten am Bahnhof und dessen Umgebung. Hier soll die Stadt bald wieder eine attraktive Visitenkar­te erhalten, versprach die Bürgermeis­terin.

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Fotos: Andreas Brücken Der städtische Kindergart­en in Witzighaus­en ist eine von vielen Baustellen, die die angespannt­e Situation der Kinderbetr­euung entschärfe­n soll.
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C. Schäfer‰Rudolf

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