Keine Zeit mehr für Wunschkonzerte
Bürgerversammlung In Senden bleibt die Haushaltslage angespannt. Doch Bürgermeisterin
Claudia Schäfer-Rudolf hat für die Bürger in Witzighausen auch positive Nachrichten
Witzighausen Seit gut einem halben Jahr ist Claudia Schäfer-Rudolf die Chefin im Sendener Rathaus. Zu ihrer Premiere der Bürgerversammlungen hätte sich die Bürgermeisterin jedoch sicherlich bessere Nachrichten gewünscht als die, die sie den 35 Besuchern im Gemeinschaftssaal in Witzighausen verkündete: „Die Zeiten der Wunschkonzerte sind vorbei“, sagte Schäfer-Rudolf und meinte damit die angespannte Lage im städtischen Finanzhaushalt.
Die Rathauschefin vertröstete Bürger, die nach Betreuungsplätzen für Kinder fragten. „Die lange Warteliste nach Betreuungsplätzen stellt uns vor eine große Herausforderung, der wir uns jedoch stellen.“Seit sieben Jahren haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf eine frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung. „Wir müssen diesem Anspruch gerecht werden, auch wenn wir dieses Gesetz nicht gemacht haben“, erklärte Schäfer-Rudolf und wies auf die zahlreichen Projekte hin, die dem Mangel an Betreuungsplätzen entgegenwirken sollen. Als Beispiel nannte die Bürgermeisterin die Baustelle, die direkt vor der Türe der Gemeindehalle zu sehen ist. Hier soll der Anbau des städtischen Kindergartens Witzighausen Ende Dezember seiner Bestimmung übergeben werden. Für Unmut und Verzögerungen bei der Fertigstellung sorgte indes ein Wasserschaden.
Ein weiteres Großprojekt für die Betreuung stellte Schäfer-Rudolf mit dem neuen Kindergarten an der alten Weberei vor. Dass dafür etwa 40 Arbeitsplätze entstehen, stelle derweil die Stadt vor eine große Herausforderung: „Wir müssen dafür qualifiziertes Personal finden.“Gleichzeitig stünde eine kleine Stadt wie Senden im offenen Kampf mit anderen Kommunen um neue Mitarbeiter. „Woanders werden die Leute mit Dienstwohnungen und Autos angelockt – das können wir nicht leisten.“
Auf die Frage eines Besuchers, ob diese brisante Lage nicht schon früher absehbar gewesen sei, wies Schäfer-Rudolf darauf hin, dass man vor nicht einmal zehn Jahren im Stadtrat noch über die Zusammenlegung oder Schließung von Schulen und Kindergärten diskutiert habe. Mit Blick in die Zukunft will die Bürgermeisterin neue Wege gehen. Mit modularen Bauelementen, die schnell und unkompliziert in ihrer Funktion geändert werden können, wolle man auf die sich ständig verändernden Anforderungen in der Betreuung reagieren. Andere Städte und Gemeinden hätten damit schon gute Erfahrungen gemacht, erklärte die Bürgermeisterin und stellte klar, dass sich das Gesicht der Stadt in den bevorstehenden Jahren grundsätzlich verändern würde.
Dringender Handlungsbedarf sei auch bei der Dreifachturnhalle des Schulzentrums angesagt, wie Schäfer-Rudolf erklärte. Die Bausubstanz sei hier so kritisch, dass der Sportbetrieb nur in eingeschränktem Umfang möglich sei.
Mit dieser Krise will Schäfer-Rudolf jedoch auch eine Chance nutzen, wie sie erklärte: „Ich kann einen gewissen Charme in der Lösung finden, wenn wir es schaffen, eine Turnhalle zu bauen, die von Schulen und Vereinen genutzt werden kann.“Zudem soll auf dem Gelände des Schulzentrums ein Mensagebäude entstehen, das ein Treffpunkt für alle Schüler gleichermaßen werden könne, sagte die Bürgermeisterin. Etwa 28 Millionen sind dafür angedacht.
Doch nicht nur Krisen, sondern auch positive Ereignisse haben das vergangene Jahr über die Stadt und deren Ortsteile geprägt, wie Schäfer-Rudolf berichtete. „Wir sind gesegnet mit vielen engagierten Leuten in unseren Vereinen und Organisationen.“Sie sei stolz auf die freiwilligen Betreuer der Stadtranderholung, welche auch in diesem Jahr allen Corona-Einschränkungen zum Trotz eine tolle Betreuung hingebracht hätten. Als gutes Beispiel ehrenamtlicher Arbeit aus Witzighausen nannte Schäfer-Rudolf den Dorfladen. Seit Anfang des Jahres habe hier die Bürgerschaft ein echtes Schmuckstück im Ort.
Gute Nachrichten gab es auch von den Arbeiten am Bahnhof und dessen Umgebung. Hier soll die Stadt bald wieder eine attraktive Visitenkarte erhalten, versprach die Bürgermeisterin.