Showdown in Frankfurt
Fußball Seit Monaten schwelt ein Streit an der Spitze des DFB. Am Freitag nun könnte
es zum entscheidenden Aufeinandertreffen kommen. Der Ausgang ist ungewiss
Frankfurt am Main Der Burgfrieden in der zerrütteten Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist weniger als drei Monate alt – und steht an diesem Freitag schon wieder massiv auf dem Prüfstand. Bei einer Präsidiumssitzung am Verbandssitz in Frankfurt am Main steht dem Vernehmen nach ein Showdown im Streit zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius bevor. Mit ungewissem Ausgang.
Dass den Disput, der nicht zwingend an diesem Freitag enden muss, beide Top-Funktionäre im Amt überstehen, wäre aber eine Überraschung. Der Verband selbst hält sich seit Wochen bedeckt. Zumindest offiziell – immer wieder durchgesteckte Interna sind einer der großen Streitpunkte. Der
zufolge strebt Keller die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses an. Dieser könne „Indiskretionen der vergangenen Monate begutachten und sachlich aufarbeiten lassen“.
Die Fronten scheinen enorm verhärtet. Hier Keller, der von der Bundesliga gestärkte, erst 2019 gewählte Präsident, der als Erneuerer auftreten will. Dort Curtius, der im Verband Karriere gemacht hat, das operative Geschäft in der Zentrale verantwortet und wohl auf eine gewisse Hausmacht zählen kann. Im Oktober war in einer DFB-Stellungnahme von
„internen Dissonanzen“,
„schrittweiser
Aufarbeitung“und „offenem Visier“die Rede.
Kaum jemand geht davon aus, dass Keller und Curtius mittelfristig gemeinsam an der DFB-Spitze zusammenarbeiten können. Beide haben in den höchsten Gremien einflussreiche Befürworter, was die Führungskrise weiter befeuert. So scheint am Freitag die Eskalation möglich – aber auch, dass sich der
Verband im Anschluss gar nicht oder nur ausweichend zu den Querelen äußert. Dabei gäbe es viel, was große, gemeinsame Aufmerksamkeit erfordert.
Dazu zählen neben den akuten Problemen im Tagesgeschäft auch die baldige Akademie-Eröffnung und die Heim-EM 2024, die bislang auch deshalb keine große Rolle spielt, weil auch 15 Jahre danach noch immer Verfehlungen rund um das „Sommermärchen“bei der WM 2006 aufgearbeitet werden müssen. Das Jahr 2021 begann für den DFB zuletzt so holprig, wie das alte beendet worden war. Die berichtete, dass sich der Verband nach einer Razzia im Oktober schon wieder mit einem Steuerverfahren auseinandersetzen muss. Dabei soll es um „unkorrekte Angaben“in
Lohnsteuer-Anmeldungen sowie in Körperschafts- und Gewerbesteuererklärungen von 2015 bis November 2020 gehen.
Ende des Monats soll zudem laut der Bild am Sonntag der Untersuchungsbericht des Beratungsunternehmens Esecon zum Sommermärchen-Skandal vorgestellt werden. Im März 2016 hatte der Bericht der Kanzlei Freshfields zu den Vorgängen der WM 2006 viele Details, aber nicht alles entscheidende Beweise geliefert. Der Verband wird das Dauerthema einfach nicht los. Und so wird viel spekuliert, welche Erkenntnisse wem schaden und wem nutzen könnten. Man halte sich strikt an die im Oktober „einstimmig getroffene Festlegung, nicht in den Medien übereinander, sondern persönlich und miteinander zu sprechen“, hatten die sechs Vizepräsidenten um Rainer Koch sowie Schatzmeister Stephan Osnabrügge im mitgeteilt. Nicht als Absender erwähnt war Verbandsboss Keller.
BUNDESLIGA, MÄN. V. MITTWOCH
BUNDESLIGA, FR. V. DONNERSTAG