Strickpulli-seligkeit
Das ist unser Haus Das Stuttgarter Ermittler-duo und die Leiche am Keller
Ermittler-duo Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare). Das hat einst den Stuttgarter Tatorten Viertelesschlotzer-behäbigkeit ausgetrieben und wird auch mit dieser Gemeinschaft von Häuslesbauern der anderen Art fertig.
So wie die beiden Autoren Daniel Bickermann und Dietrich Brüggemann diesen Haufen von Selbstverwirklichern auftreten lassen, wirkt er wie die Karikatur von Prenzelberg-schwaben, denen nichts bio genug sein kann und gewaltfreie Kommunikation über alles geht – auch wenn dafür eben mit ganz viel Achtsamkeit gestritten wird. Natürlich darf eine der Top-modephrasen nicht fehlen: „Das macht schon auch was mit mir.“Dass diese sehr späten Hippies nicht überall verstanden und gemocht werden, darf dann ein wunderbar urwüchsiger Bauleiter in kernigem Schwäbisch in den Raum stellen: „So Leut’ höret net auf mi. Die machet a Gruppensitzung, und wenn die beschließat, dass des Dach mit Knäggebrot deckt wera soll, dann wird des Dach eba mit Knäggebrot deckt.“Und weil sich diese Tatort-folge um friedliche Menschen dreht, die ihre Konflikte gerne mal esoterisch verbrämen, wird viel gesprochen, selbst die Verfolgungsjagd wird auf Fahrrädern ausgetragen, mit einer für einen Krimi vermutlich ordentlichen Öko-bilanz. Nicht umsonst steht im Abspann zu lesen: „Dieser Tatort wurde umweltbewusst produziert.“
Er ist bei aller Strickpullover-seligkeit trotzdem nicht langweilig, sondern unterhält mit schöner Ironie und feinem Witz, wenn etwa die Gemeinschaftsälteste (Christiane Rösinger) mit badischem Einschlag über ihre Mitbewohner*innen sagt, sie führten sich die Hälfte der Zeit auf wie egozentrische Kleinkinder: „Aber die finden einen wenigstens, wenn ma dod isch.“Was Lannert schön trocken kontert: „Dann hat sich’s am Ende ja gelohnt.“So wie dieser Tatort.
Ronald Hinzpeter