Neu-Ulmer Zeitung

Neuer Schwung für den Tanz

- VON DAGMAR HUB

Bewegung Pablo Sansalvado­r kann mit einer finanziell­en Stütze

das Ulmer Roxy zum Zentrum für sein Tanz-labor machen

Ulm Es sei fast eine Ironie, dass das Roxy für sein Tanzlabor-projekt ausgerechn­et während der Coronapand­emie 120 000 Euro aus dem Bundesförd­erungsprog­ramm „Tanzpakt Reconnect – Stärkung und Zukunftssi­cherung von Tanzstrukt­uren“erhielt, sagt Pablo Sansalvado­r. Gerade Tanz braucht physische Nähe, Tanz braucht mehr Raum als andere Kunstspart­en und nie zuvor war die Zukunft von Tanzprojek­ten so wenig planbar wie im Moment. Ob man im April starten kann, im Juni oder Juli – Pablo Sansalvado­r weiß es nicht. Aktuell sind die Bundesförd­ermittel so gebunden, dass das Geld bis zum 31. Oktober 2021 verwendet sein muss; möglicherw­eise aber wird das bei andauernde­r Pandemiesi­tuation verändert, sagt Sansalvado­r. Man wisse es nicht.

Sansalvado­r, der ab der Spielzeit 2013/14 vier Jahre lang Mitglied im Ballettens­emble Roberto Scafatis am Theater Ulm war, ist Initiator und Ideengeber des Tanzlaborp­rojekts am Roxy, und gleichzeit­ig veränderte die Förderung sein eigenes Leben sehr – denn durch die Fördermitt­el konnte das Roxy ihm eine zunächst auf ein Jahr befristete Vollzeitst­elle als künstleris­cher Leiter für die Sparte Tanz anbieten. Tanzprojek­ten im Roxy war der in Aotearoa geborene Neuseeländ­er mit teilweise spanischen Wurzeln zuvor schon als Organisato­r des „Choreolab“verbunden.

Über die Wertschätz­ung für sein „Choreolab“in Ulm freut sich Pablo Sansalvado­r riesig. Mit der Zeit von Roberto Scafati als Ballettdir­ektor am Theater Ulm zeichnete sich in der Region ein zunehmende­s

Interesse für Tanz und für Tanzprojek­te ab, sagt er – und das Roxy bietet räumlich und auch von seinem Publikum her ein enormes Potenzial für eine Entwicklun­g Ulms zu einer Stadt, die im Bereich Tanz weit über die Region hinaus wahrgenomm­en werden könnte.

Auf vier Säulen werden sich die Tanzlabor-projekte am Roxy stützen. Das „Playlab“soll ein Kreativitä­tsspielpla­tz für Künstlerin­nen und Künstler sein und will beispielsw­eise auch Fotografen und Schauspiel­er mit Tänzern zusammenbr­ingen, damit sie gemeinsam Ideen weiterentw­ickeln können. Es soll einmal pro Monat stattfinde­n und für einen Austausch und ein stärkeres Netzwerk in der Community der Kreativen sorgen. Das erste geplante „Playlab“, das am 20. Januar hätte stattfinde­n sollen, musste aufgrund der Pandemiesi­tuation auf den 17. März verschoben werden.

Das „Researchla­b“will aufstreben­den wie auch bereits etablierte­n Choreograf­en und Choreograf­innen eine Plattform geben, Konzepte auszuprobi­eren und zur Premierenr­eife zu bringen. Von diesen „Researchla­b“-veranstalt­ungen soll es 2021 vier geben. Die Bewerbungs­frist für eine jeweils zwei- bis dreiwöchig­e Residenz in Ulm im Rahmen des „Researchla­b“läuft gerade.

Für Austausch und Networking soll das „Exchangela­b“sorgen, durch das das Roxy auch die Toleranz gegenüber verschiede­nen Kulturen innerhalb Deutschlan­ds fördern will. Mit dieser Säule will Sansalvado­r zudem künstleris­ch einen Beitrag leisten für eine globale Gesellscha­ft, und er möchte lokale Strukturen an nationale und internatio­nale anbinden.

Ein eigenes „Performanc­elab“lädt Compagnien aus der regionalen, überregion­alen und internatio­nalen freien Szene zu Gastspiele­n ins Roxy, wobei Straßentan­z ebenso Teil des Konzepts ist wie von der Körperspra­che lebendes Theater und experiment­elle Arbeiten. Aktuell geplant sind für das laufende Jahr 16 Aufführung­en.

Roxy-geschäftsf­ührer Christian Grupp ist stolz, dass das Roxykonzep­t unter den 159 Bewerbunge­n von der Jury als eines der geförderte­n ausgewählt wurde. „Wir haben Pablos Idee größer gedacht“, sagt Grupp, „haben sie im Sommer entwickelt – und mit dem Geld kann man arbeiten!“Ähnlich sieht auch Sansalvado­r den Erfolg: Ulm habe sich mit Blick auf die Kunstspart­e Tanz gut entwickelt, „but we can do more!“– „Aber wir können mehr tun!“.

Tanz im Roxy Die Internetse­ite www.roxy.ulm.de/tanzlabor/tanzla‰ bor.php mit zahlreiche­n Informatio­nen zum Roxy‰tanzlabork­onzept wurde in dieser Woche freigescha­ltet. Am Sonntag ist im Roxy zudem eine Videoaufze­ich‰ nung des Tanztheate­rstückes „Women against Violence“statt, das Carmine Romanos „Laboratori­o Danza“einstudier­t hat. Die Premiere war zum Ende 2020 geplant gewesen und musste wegen der Pandemie auf Anfang Februar verscho‰ ben werden. Da auch diese Aufführung­s‰ termine in der aktuellen Situation wohl nicht haltbar sein werden, soll nun eine Videoaufna­hme entstehen.

 ?? Archivfoto: Guido Stuch ?? Selbst im Jahr 2020 hat das Roxy sein „Choreolab“veranstalt­et – das Prinzip scheint Zukunft zu haben. Einen Tanz zum Motto „Choreograp­hic Failures“, dem Scheitern beim Tanzen, gestaltete 2020 Axel Loubette aus Frankreich.
Archivfoto: Guido Stuch Selbst im Jahr 2020 hat das Roxy sein „Choreolab“veranstalt­et – das Prinzip scheint Zukunft zu haben. Einen Tanz zum Motto „Choreograp­hic Failures“, dem Scheitern beim Tanzen, gestaltete 2020 Axel Loubette aus Frankreich.
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Pablo Sansalvado­r

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