Sport kompakt
Test Der Kia Ceed GT macht richtig Laune. Ein Genuss ohne Reue ist es aber nicht ganz
Die meisten Modelle im Kompaktwagen-segment gleichen sich ja wie eine Ffp2-maske der anderen. Wer da das Rennen machen will, kann es über den Preis versuchen. Oder über den Pepp. Oder über beides. So wie Kia mit dem Ceed GT. Der steht ab 31 090 Euro (7DCT) in der Liste und rangiert damit rund 5000 Euro unter einem Golf GTI, Kias beruhigende Sieben-jahres-garantie inbegriffen und ferner versehen mit einer Serienausstattung, die keine Extrawünsche offen lässt.
Vor allem die sportliche Attitüde dürfte potenziellen Käufern wichtig sein. Der GT ist auf den ersten und auch auf den zweiten Blick der Athlet der Modellfamilie. Daran erinnern etwa die zahlreichen dynamischen Zierelemente sowie vorne der in Wabenoptik ausgeführte Tigernasengrill und hinten ein Heckdiffusor nebst zwei stattlichen Endrohren. Aus denen strömt schon im Stand ein sonorer, bassiger Motorsound, der sich während der Fahrt zu einem kleinen Genuss auswächst.
Überhaupt, der Sportmodus. Der verdient im GT diese Bezeichnung wirklich. Auf Knopfdruck spannt er die Muskeln, fühlt sich sofort straffer und direkter an. Dabei bräuchte schon die Basis-abstimmung eigentlich keine Nachhilfe. Lenkung und Fahrwerk arbeiten auf den Punkt, verbindlich und ohne Eigenleben, lediglich der Frontantrieb kämpft auf ungünstigem Untergrund mit der Traktion. Störende
Einflüsse auf das Lenkrad, sonst ein häufiger Kollateralschaden dieses Set-ups, bleiben aber aus. 204 PS sind in dieser Klasse kein Weltwunder (der Golf GTI hat 245), aber entscheidend ist, dass der Kia jedes einzelne effizient auf die Straße bringt. Daran hat das feine Siebengang-doppelkupplungsgetriebe einen maßgeblichen Anteil. Die Gänge flutschen nahezu perfekt getimt durch die Kulisse; wem das noch nicht reicht, der kann die Schaltwippen am Lenkrad benutzen. Einziges Manko: Eingefleischten Sportfahrern dürften die Gangwechsel zu sanft vonstatten gehen.
Spaß ohne Reue? Nicht ganz, zeigte doch der Bordcomputer in unserem Test gerne einen Durchschnittsverbrauch
von knapp zehn Litern Super an. Der drehzahlgierige 1,6-Liter-motor mit reichlich Turbo-beatmung stellt halt seine Forderungen. Das muss wissen, wer sich für einen GT entscheidet. Von der unlustigen Verbrauchsanzeige abgesehen liefert das Infotainmentsystem ein klasse Bild ab. Analoge Instrumente werden selbst Puristen ob der tollen voll digitalen Darstellung nicht vermissen. Als Clou zeigt der Kia sogar an, welche Einstellungen gerade vorgenommen werden. So erscheint im Display etwa, wie und mit welchem Ergebnis der Fahrer am Lichtschalter dreht – und man muss die Augen nicht von der Straße nehmen. Besser ist das in dem Auto. Tobias Schaumann