Neu-Ulmer Zeitung

Werden bettlägeri­ge Patienten bald zu Hause geimpft?

- VON MICHAEL KROHA

Corona‰krise Hausärzte sollen im Kreis Neu-ulm demnächst solche Menschen über 80 gegen das Virus impfen können

Neu‰ulm Im Landkreis Neu-ulm soll nach Angaben des Landratsam­tes kommende Woche ein Pilotproje­kt starten. Sechs Hausärzte werden im Rahmen ihrer Hausbesuch­e bettlägeri­ge Patienten, die über 80 Jahre alt sind, impfen, heißt es in einer Pressemitt­eilung am Dienstag. Der koordinier­ende Hausarzt spricht von einem „Kraftakt“, der „ganz schön stressig“wird.

Zwar steht noch nicht endgültig fest, welcher Impfstoff verabreich­t werden soll – allerdings ist die Auswahl begrenzt: entweder Biontech oder Astra Zeneca. Der Impfstoff vom Hersteller Moderna sei nicht transportf­ähig, sagt Versorgung­sarzt Dr. Stefan Thamasett, der für das Projekt federführe­nd ist.

Der Plan ist, dass die Hausärzte die vorbereite­ten Dosen beim Impfzentru­m abholen und sich dann von dort auf den Weg zu den Ü80-patienten machen, die nicht mehr in der Lage sind, ihre eigenen vier Wände zu verlassen beziehungs­weise „hausbesuch­spflichtig“sind. Die Hausärzte gehen hier auf ihre Patienten zu und bieten ihnen die Möglichkei­t einer Impfung an. Bekannte

oder Verwandte müssten laut Landratsam­t nicht auf den Hausarzt zugehen. In der Praxis von Dr. Thamasett in Offenhause­n betrifft das Angebot 11 Personen. Die alle an einem Tag zu impfen, wird vermutlich nicht möglich sein. Doch auch die Hälfte davon an nur einem Tag wäre ein sportliche­s Programm.

Denn für die Hausärzte bleibt für die Impfung nicht viel Zeit. Binnen fünf Stunden muss das Vakzin verabreich­t werden. Nur so lange hält der Impfstoff, wenn die Spritzen aufgezogen sind. Die werden in speziellen Kühltasche­n transporti­ert. Vor Ort kann es dann aber schnell gehen: Die Aufklärung erfolgt schon vorher, auch im Beisein von Verwandten. Komplizier­t könnte es dann werden, wenn beispielsw­eise eine Spritze nicht genutzt werden konnte, weil ein Patient vielleicht nicht zu Hause war und nicht angetroffe­n werden konnte. Diese Dosis soll aber nicht verfallen, sondern anderweiti­g verimpft werden.

Das Projekt ist Teil einer Machbarkei­tsstudie, erklärt der Hausarzt. Die hierbei gemachten Erfahrunge­n sollen in eine Strategie einfließen, um dann umgehend im gesamten Landkreis die besonders gefährdete

Patienteng­ruppe zu Hause impfen zu können. „Mal gucken, ob das, was wir uns ausgedacht haben, auch funktionie­rt“, sagt Thamasett. Wenn es klappt, soll es auf die rund 100 Hausärzte im Kreis ausgerollt werden. Für viele Patienten seien ihre Hausärzte die ersten Ansprechpa­rtner, wenn sie Fragen zum Impfen haben, kommentier­t Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) die Aktion: „Ich freue mich, dass die Arztpraxen bald generell die Möglichkei­t erhalten, Impfungen vorzunehme­n. Dadurch können die Impfungen weiter beschleuni­gt werden.“Wann es aber im Landkreis Neu-ulm so weit sein wird, dass Impfungen gegen das Coronaviru­s beim Hausarzt in der Praxis möglich sind, ist noch unklar. Hier wartet das Landratsam­t nach eigenen Angaben auf Anweisunge­n aus dem bayerische­n Gesundheit­sministeri­um. Geplant ist ab Anfang April.

Manchem dauert das zu lange. Zumal die Praxen entspreche­nd vorbereite­t werden müssen. Der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner hat für seine Praxis beispielsw­eise schon eine Voranmeldu­ng zur Impfung auf der Internetse­ite eingericht­et.

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