Starb der Präsident an Covid19?
Tansanias Staatschef
leugnete das Virus
Daressalam Tansania war zuletzt so etwas wie eine globale Insel der Corona-skeptiker. Während die Welt im Lockdown saß, machten Touristen auf Sansibar Urlaub oder liefen Marathon am Kilimandscharo. Masken trug kaum einer. Verantwortlich dafür war Präsident John Magufuli: Er dementierte die Existenz des Virus, offizielle Infektionszahlen gab es keine. Nach tagelangen Spekulationen über sein mysteriöses Verschwinden wurde sein Tod bekannt gegeben. Ist er Karma zum Opfer gefallen und selbst an Covid-19 gestorben? Düstere Realsatire aus Ostafrika? „Es ist eine poetische Gerechtigkeit“, meinte der im belgischen Exil lebende Oppositionsführer Tundu Lissu. Er ist überzeugt, dass Magufuli an Covid-19 starb: „Er trotzte der Welt im Kampf gegen Corona, er trotzte der Wissenschaft.“Die offizielle Todesursache lautet: Herzversagen. Der 61-Jährige habe schon lange an einer Herzerkrankung gelitten, sagte Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan. Magufulis Tod spiegelt sein Leben: Er polarisierte.
Seit Amtsantritt 2015 wurde der populistische Präsident mit 58 Millionen Einwohnern verhasst und verehrt. Wegen seines kompromisslosen Führungsstils „Bulldozer“genannt, galt er als starker Staatsmann, der die Entwicklung des Landes vorantrieb. Im Ausland wurde Tansania als stabiles Land mit stetigem Wirtschaftswachstum gesehen. Kritiker sehen in Magufuli einen autokratischen Herrscher, der Menschenrechte mit den Füßen trat, die Meinungsfreiheit einschränkte und die Arbeit von Oppositionellen erschwerte. „Er war einer der bösartigsten Diktatoren, die diese Region je gesehen hat“, so Lissu. In die Geschichte eingehen dürfte Magufulis Umgang mit der Pandemie. In „seinem“Tansania gab es kein Corona: Er sprach von Lungenkrankheit oder Atembeschwerden. Er stellte die Tests infrage, warnte vor Impfstoffen, empfahl Dampfbäder und Gesundheitsdrinks und setzte auf die Kraft des Gebets. Goia Forster, dpa