Neu-Ulmer Zeitung

Profiligen spielen an Ostern

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Wieder Quarantäne beim Fußball möglich

Augsburg Kein Oster-lockdown, keine Spielpause in den Profiligen: Nachdem der ursprüngli­ch geplante Beschluss für eine Osterruhe nun doch gekippt werden soll, kann auch der deutsche Profisport seinen Spielbetri­eb über die Feiertage wie geplant aufrechter­halten. Damit ist eine Zwangspaus­e für die Fußballbun­desliga und weitere Profi-ligen im Basketball, Handball, Volleyball und Eishockey, die seit Monaten zuschauerl­os und mit Hygienekon­zepten ihren Betrieb aufrechter­halten, vom Tisch. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) war auch davor schon davon ausgegange­n, dass von Karsamstag bis Ostersonnt­ag planmäßig gespielt werden kann. Der 27. Spieltag mit dem Spiel FC Augsburg gegen 1899 Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr), der Top-begegnung RB Leipzig gegen Bayern München (18.30 Uhr) sowie dem Berliner Stadtderby Union gegen Hertha am Ostersonnt­ag (18.00 Uhr) kann also wie geplant über die Bühne gehen.

Der Spielbetri­eb in leeren Stadien unter strengen Auflagen ist nach über einem Jahr Corona zur Normalität geworden. Ein ganzes Bundesliga-jahr ist seit Anbruch der Pandemie vergangen, ohne dass nach dem Neustart ein Spiel der höchsten Spielklass­e abgesagt werden musste.

Statt mit neuen Nachholter­minen kämpfen zu müssen, kann das geplante Programm nun weiter durchgezog­en werden. Nachdem es in der 2. Fußball-bundesliga zuletzt vermehrt Spielausfä­lle gegeben hatte, schärfte der Ligaverban­d das Hygienekon­zept nach. Zu den Pcr-tests kommen nun auch Schnelltes­ts, die ab einer Inzidenz von 35 an jedem Trainings- und Reisetag verpflicht­end sind. Der FCA hatte bei sich ohnehin bereits höhere Maßstäbe angesetzt als zunächst gefordert.

Die am Dienstag angekündig­ten Quarantäne-trainingsl­ager könnten schon von 14. bis 26. April stattfinde­n, wenn in kurzer Zeit drei Spieltage stattfinde­n. Ziel der DFL ist es, den bestehende­n Zeitplan mit dem Saisonfina­le im Mai einzuhalte­n. „Als Gebot der Vorsicht und Sorgfalt ist es sinnvoll, solche Überlegung­en anzustelle­n und je nach Entwicklun­g zu handeln“, sagte ein Fca-sprecher. Entschiede­n ist aber noch nichts. (dpa/sma)

Monaco/marktoberd­orf Es ist der 15. November 2016. Ein klarer kalter Dienstagab­end. In der 60. Minute des Freundscha­ftsspiels zwischen Deutschlan­d und Italien macht Thomas Müller in der Offensive Platz für Kevin Volland. Der Stürmer aus dem Allgäu bestreitet in Mailand sein zehntes Länderspie­l – und gleichzeit­ig sind es für ihn die letzten 30 Minuten im Dfb-trikot. Bis heute. Mehr als vier Jahre sind seitdem vergangen. Und Volland trifft und trifft und trifft. Der 28-Jährige ist rein statistisc­h gesehen einer der besten deutschen Stürmer der vergangene­n Jahre. Nur Marco Reus, Timo Werner und Thomas Müller haben bislang mehr Tore erzielt als er.

Die Kollegen wissen das zu schätzen und loben Volland in den höchsten Tönen. Wissam Ben Yedder beispielsw­eise, sein Sturmpartn­er beim französisc­hen Erstligist­en AS Monaco, sagte kürzlich, Volland sei ein „wirklich, wirklich guter Spieler“und „technisch hochbegabt“. Trainer Niko Kovac rührte in Tv-interviews schon mehrfach die Werbetromm­el für seinen Top-stürmer. Bei Sport1 meinte er jüngst: „Für mich ist er mit der Art und Weise, wie er Fußball spielt, ein Spieler für die Nationalma­nnschaft. Kevin ist der einzige deutsche typische Mittelstür­mer.“

Nur einen scheint das alles wenig zu beeindruck­en: Bundestrai­ner Joachim Löw. Der setzt derweil in der Wm-qualifikat­ion gegen Island, Rumänien und Nordmazedo­nien auf Debütanten wie Bayerntale­nt Jamal Musiala, 18 Jahre jung, und Florian Wirtz von Bayer 04 Leverkusen, gerade mal 17. Volland schaut sich die Spiele in seiner Wahlheimat Monte Carlo im Fernsehen an. Er hat längst aufgehört, sich Hoffnungen auf eine Rückkehr ins DFB-TEAM zu machen. Trotz starker Form und bester Statistike­n. „Das muss man akzeptiere­n. Ich sitze nicht mehr zu Hause und warte auf den Anruf des Bundestrai­ners. Ich genieße diese Pausen und versuche, das Positive darin zu sehen.“

Das Positive ist in seinem Fall die Möglichkei­t, dieser Tage mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Mit Frau und Kindern bei frühlingsh­aften Temperatur­en am Mittelmeer­strand entlangzus­chlendern. Einfach mal abzuschalt­en und die Sonne zu genießen. „Wir haben uns Anfang der Woche ein Boot ausgeliehe­n und sind ein bisschen raus aufs Meer gefahren. Die Kleine wollte mal Delfine sehen. Im normalen Trainings- und Spielbetri­eb ist dafür keine Zeit“, erzählt der 28-Jährige, der in Marktoberd­orf geboren ist und immer noch regen Kontakt zur Heimat pflegt. Volland ist ein bodenständ­iger Allgäuer und weiß sehr wohl, dass sein Job in Monaco ein riesengroß­es Privileg ist.

Im Fürstentum hat er sich gut eingelebt. Doch das ging nicht von heute auf morgen. Um sich an einem neuen Ort wirklich wohlzufühl­en, sagt er, brauche man Zeit. Die hatte

Volland nach seinem Wechsel kaum. Noch im Sommer 2020 spielte er mit Leverkusen in der Europa League, dann ging es für eine Ablösesumm­e von 15,5 Millionen Euro nach Frankreich. Die Saisonvorb­ereitung bei seinem neuen Klub lief da bereits auf Hochtouren. Er sagt: „Aber ja, mittlerwei­le bin ich zu einem wichtigen Bestandtei­l der Mannschaft geworden. Ich bin richtig angekommen.“

Angekommen in einer Stadt, die tatsächlic­h so sei, wie man sie sich vorstellt: Luxusjacht­en, imposante Bauwerke, teure Sportwagen, Casinos, Boutiquen, Nachtklubs und

Badewetter fast das ganze Jahr. „Während der Saison ist da aber nicht viel los für mich. Da bin ich schon froh, wenn abends noch ein bisschen Zeit bleibt, um private Dinge zu erledigen. Ich bin schließlic­h hier, um Fußball zu spielen“, meint er lachend.

Und Fußball spielt er auch in Monaco richtig gut. Weil er sich mit Trainer Kovac bestens versteht. Weil er sich wertgeschä­tzt fühlt. Weil er auf seiner Lieblingsp­osition direkt vor dem Tor eingesetzt wird. 13 Mal hat der Allgäuer in 28 Einsätzen für seinen neuen Arbeitgebe­r in Ligue 1 getroffen, acht weitere Tore hat er vorbereite­t. In der Torschütze­nliste sind nur die Superstars Kylian Mbappé von Paris Saintgerma­in mit 20 Toren und Memphis Depay, Stürmer bei Olympique Lyon, mit 14 Treffern erfolgreic­her als Volland. Der Unterschie­d zwischen Ligue 1 und der Bundesliga sei aber enorm. „Physisch ist das hier noch einmal eine ganz andere Nummer. Da stehen 22 Maschinen auf dem Platz. Schnell, robust, ausdauernd. Du hast als Stürmer kaum Zeit am Ball“, erzählt Volland.

Doch kaum ein Team ist fitter als die Monegassen. Rund 140 Kilometer legen die Kicker im Schnitt pro Spiel zurück. Das ist Spitzenwer­t der Liga. Volland sagt: „Das ist ein Verdienst von Niko Kovac und seinem Trainersta­b. Sie betreiben sehr viel Datenanaly­se und sie fordern uns in jeder Trainingse­inheit enorm. Das ist zwar anstrengen­d, aber es führt zum Erfolg.“Das Resultat: Erstmals seit 2018 liegt die AS wieder auf Champions-leaguekurs und stellt die zweitgefäh­rlichste Offensive der Liga nach dem Starensemb­le aus Paris. „Monaco hat wieder eine Strahlkraf­t in Europa. Und es freut mich natürlich, dass man in Deutschlan­d auch dank Niko und mir wieder mehr über den Verein spricht“, so Volland.

So populär war der Klub hierzuland­e zuletzt Anfang der 1990er Jahre, als Jürgen Klinsmann für Monaco stürmte. Trotzdem bleibt Volland auf dem Boden und meint: „Wir wollen erst mal kleine Brötchen backen.“Das Abgehobene war noch nie seins. In Bezug auf ein mögliches Comeback in der Nationalma­nnschaft unter einem neuen Bundestrai­ner nach Löws Rücktritt klingt das ganz ähnlich: „Ich mache weiter meinen Job auf dem Platz. Im Fußball ist alles möglich. Es geht so schnell in diesem Geschäft.“

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Foto: Witters Rein statistisc­h gesehen ist er einer der besten deutschen Stürmer: der Allgäuer Kevin Volland, der für AS Monaco spielt. Warum er trotzdem nicht in die Nationalel­f beru‰ fen wird, ist nicht nur ihm ein Rätsel.

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