Die guten, alten Zeiten – gab es die echt mal?
Oliver Baumann, Torwart der TSG Hoffenheim, ist Jahrgang 1990. Das sollte man im Auge haben, wenn man folgende Nachricht über den Keeper vernimmt. Der Schlussmann hat sich in einem Interview kritisch über den Handykonsum seiner Mitspieler geäußert. Zitat: „Früher in Freiburg war es noch verboten, das Handy in der Kabine zu haben. Das könnte man heute nicht mehr durchsetzen.“Überhaupt kommt der 30-Jährige zu keinem guten Urteil, wenn es über die aktuellen Jugendlichen geht: „Wir haben auch gezockt. Aber wir haben vorher bei Freunden stundenlang gegen das Garagentor geknallt. Das Verhältnis muss passen“, meinte er. Wegen Corona sei es zwar derzeit kaum noch möglich für Kinder, sich mit Freunden zu treffen. „Aber auch schon vorher hatte ich den Eindruck, dass immer weniger Jugendliche draußen herumrennen“, berichtete er. Das abschließende Urteil: „Manchmal würde ich mir mehr alte Schule wünschen.“
Baumann hat sicherlich recht damit, diese Missstände zu bemängeln. Der Vorwurf, dass Kinder und Jugendliche nur noch vor technischen Geräten hängen, anstatt vor die Tür zu gehen, ist aber mindestens so alt wie Baumann selbst. Als Baumann zehn Jahre alt war – also im Jahr 2000 – waren die ersten Handys (wenn auch ohne Instagram, Twitter und Facebook) bereits aufgekommen. In der Spieleindustrie war das Tamagotchi angesagt – ein virtuelles Küken, um das man sich wie ein echtes Haustier kümmern muss. Der „Käfig“des Kükens war ein kleines Plastik-ei, das man sich am Schlüsselbund befestigen konnte. Anfang des Jahres 2000 erschien die Playstation 2 – zu diesem Zeitpunkt war das Moorhuhnspiel bereits ein Jahr alt (die Älteren werden sich erinnern). Über alle dem schwebte der Vorwurf: Die Kinder von heute gehen nicht mehr nach draußen und hängen nur noch vor diesen Kästen rum! Und ja, so mancher hätte sich wohl ein wenig mehr alte Schule gewünscht.
Ohnehin scheint es mit dieser Jugend ein tief sitzendes Problem zu geben. „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer“, befand Sokrates. Der Mann lebte in den Jahren von 470 bis 399 vor Christus.