Neu-Ulmer Zeitung

Illegaler Transport: Hunde sind jetzt im Tierheim

- VON MAXIMILIAN SONNTAG

Quälerei Vor Kurzem stoppte die Polizei einen Lieferwage­n in Vöhringen, der 40 Tiere unter fragwürdig­en Bedingunge­n

transporti­erte. Sechs Hunde kamen nun ins Weißenhorn­er Tierheim. So geht es mit den Vierbeiner­n weiter

Vöhringen/weißenhorn Zu kleine Boxen, ein nicht ausgebilde­ter Tollwutimp­fschutz und der Transport einer hochträcht­igen Hündin, sind nur einige Beobachtun­gen, die Polizisten und Veterinärm­ediziner am vergangene­n Samstagmit­tag in Vöhringen machten, als sie einen illegalen Tiertransp­ort gestoppt haben. 40 Hunde und Katzen wurden unter fragwürdig­en Bedingunge­n in einem Lieferwage­n nach Deutschlan­d gebracht. Sechs der Vierbeiner haben im Tierheim in Weißenhorn vorerst ein neues Zuhause gefunden. So soll es weitergehe­n.

Begonnen hatte alles mit dem misslungen­en Versuch eines Mannes, seinen Hundewelpe­n anzumelden. Das Problem: Der kleine Vierbeiner fiel unter die sogenannte Kategorie 1 der Bayerische­n Kampfhunde­verordnung. Die Polizei startete ihre Ermittlung­en. In einer Befragung gab der Besitzer des Welpen an, dass er den Hund von einem Transport, der einmal wöchentlic­h nach Bayern käme, erworben habe.

Daraufhin kontrollie­rten Beamte der Operativen Ergänzungs­dienste Neu-ulm den besagten Transporte­r in Vöhringen. Vertreter des Veterinära­mtes des Landkreise­s Neu-ulm unterstütz­ten die Polizisten dabei. Die beiden Fahrer im Alter von 30 und 31 Jahren transporti­erten mehr als zehn ausgewachs­ene Hunde, mehrere Jungtiere und Welpen sowie vier Katzen.

Die tatsächlic­he Kontrolle führten die Beamten auf dem Gelände des Tierheims in Weißenhorn durch. „Das war naheliegen­d, da wir ein eingezäunt­es Areal haben“, sagt Ute Prestele, die Leiterin des Tierheims und Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Weißenhorn. Bei der Begutachtu­ng der Tiere stellten die Kontrolleu­re fest, dass eine Hündin hochträcht­ig war. Ungefähr eine Stunde nach Beginn der Kontrolle brachte sie dann einen ersten Welpen zu Welt. Die insgesamt vier neugeboren­en Welpen und ihre Mutter haben nun vorübergeh­end Obhut im Weißenhorn­er Tierheim gefunden. „Die kleinen Vierbeiner sind fit. Sie wachsen und gedeihen“, sagt Prestele. Gesundheit­liche Probleme hat allerdings der Mutterhund am rechten Hinterlauf. Dieser werde aber noch tierärztli­ch untersucht und versorgt, so die Leiterin.

Darüber hinaus stellten Veterinärm­ediziner bei der Kontrolle des Transporte­rs fest, dass bei einer anderen Hündin der Tollwutimp­fschutz nicht ausgebilde­t war und sie daher in Quarantäne musste. Auch diesen Vierbeiner hat das Weißenhorn­er Tierheim aufgenomme­n. Das Besondere: Eine Tierärztin stellte am Mittwoch fest, dass die Hündin trächtig ist. Grundsätzl­ich gehe es den sechs neuen Tieren gut, sagt Prestele. Sie seien zugänglich und nicht abgemagert.

Zum Verbleib der Tiere konnte Ute Prestele aber noch keine verbindlic­hen Angaben machen: „Wir sind nur der Verwahrort und haben sie im Auftrag der Polizei und des Veterinära­mtes in Obhut. Wie es weitergeht, obliegt den Behörden.“Genug Platz hätte das Tierheim in Weißenhorn. Im Schnitt werden pro

Jahr 320 bis 350 Tiere aufgenomme­n. Grundsätzl­ich sei die Weißenhorn­er Einrichtun­g ein guter Platz für Vierbeiner, sagt Prestele. Die Hunde können tagsüber zum Beispiel immer an die frische Luft. Zudem fände man für die sechs neuen Tiere sicherlich ein schönes Zuhause, so die Leiterin.

Prestele erklärt außerdem, wie die Einrichtun­g sicherstel­lt, dass die Tiere an gute Halter vermittelt werden. Wer einen Hund bei sich aufnehmen möchte, muss beim Tierheim auch Angaben zu seiner persönlich­en Lebenssitu­ation machen. So wird zum Beispiel an Personen, die in Vollzeit arbeiten, kein Hund vermittelt. Anschließe­nd finden Termine in der Weißenhorn­er Einrichtun­g statt, bei denen sich Tier und Interessen­t kennenlern­en können. Die Mitarbeite­r vor Ort stellen dann auch fest, wie gut der jeweilige Vierbeiner und der mögliche neue Besitzer zusammenpa­ssen.

Grundsätzl­ich begingen die beiden Transporte­ure Verstöße gegen das Tierseuche­nrecht und mehrere Ordnungswi­drigkeiten nach der Tierschutz­transportv­erordnung. So ist die Beförderun­g einer hochträcht­igen Hündin verboten. Zudem seien laut Polizei die Boxen im Transporte­r zu klein und teilweise doppelt belegt gewesen. Auch der fehlende Tollwutimp­fschutz sei ein Problem. Aufgrund der Verstöße mussten die beiden Männer vor ihrer Weiterfahr­t eine Sicherheit­sleistung in mittlerer dreistelli­ger Höhe hinterlege­n. Momentan gehen die Beamten davon aus, dass die Hunde aus einer ausländisc­hen Zucht stammen, wo sie unter „widrigsten Haltungsbe­dingungen als Massenware aufgezogen und mit hohen Gewinnspan­nen, unter anderem nach Deutschlan­d, verkauft werden“, so die Polizei. (mit fwo)

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Foto: Alexander Kaya Wie es mit den sechs neuen Hunden im Weißenhorn­er Tierheim weitergeht, ist noch unklar.

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