Mit Bachelor in den Kreißsaal
Ausbildung Hebammen müssen in Zukunft studieren, um den Beruf zu erlernen. In Augsburg
wird der neue Bachelor-studiengang im Herbst 2023 starten. Wie kommt das an?
Augsburg Sara Stefke klingt erleichtert. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen hat sie es wieder geschafft. „Es ist ein Junge“, platzt es aus ihr heraus. Kurz vor dem Gespräch stand sie noch im Kreißsaal und begleitete die Geburt des kleinen Patrick. Die 20-Jährige ist Examensschülerin an der Augsburger Hebammenschule. Im Herbst wird sie ihre dreijährige Ausbildung abschließen.
Wenn Stefke die Schule verlässt, wird dort der letzte Jahrgang die Ausbildung zur Hebamme beginnen. Wer danach den Beruf erlernen will, muss studieren. So sieht es ein Gesetz vor, mit dem Deutschland sich dem Standard der Europäischen Union anpasst. In allen anderen Eumitgliedsländern werden Hebammen bereits an Hochschulen ausgebildet. Die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg bietet ab dem Wintersemester 2023/24 das neue Studienfach an. In München und Regensburg lief der Bachelorstudiengang bereits im Herbst 2019 an. In Landshut können berufsfachschulisch ausgebildete Hebammen eine akademische Weiterqualifizierung absolvieren. Zudem werde dort ein primärqualifizierender Studiengang geplant, sagt eine Sprecherin des bayerischen Wissenschaftsministeriums. An den Standorten
Nürnberg, Erlangen, Coburg und Würzburg startet größtenteils im kommenden Wintersemester der Studiengang. Die Standorte Augsburg und Aschaffenburg werden erst in der dritten Ausbaustufe das Bachelorfach anbieten.
Claudia Dachs leitet seit Jahren die Hebammenschule in Augsburg. Die Ausbildung an den sieben bayerischen Hebammenschulen steht aufgrund der Akademisierung vor dem Aus. Trotzdem befürwortet die Leiterin die Reform. „Ich bin absolut für die Akademisierung“, sagt Dachs, die neben der Hebammenausbildung selbst zwei Hochschulstudiengänge absolviert hat. Sie findet, dass dem gesellschaftlichen Ansehen der Hebamme ein akademischer Grad gebühre. Als Bildungsbeirätin des Deutschen Hebammenverbands verhandelte Dachs in Brüssel die Umgestaltung der Ausbildung. Mit dem Studium werde die Ausbildung nicht nur an europäische Verhältnisse angepasst, sondern auch eine berufliche Mobilität innerhalb der EU ermöglicht, erläutert Dachs die Argumente für das Studium. Zudem gelange mit dem neuen Studienfach das praktische Wissen der Hebammen in den wissenschaftlichen Diskurs – für Dachs ist das der wichtigste Vorteil. „Das Studium ist ein Gewinn für die Wissenschaft, die Hebammen und die Mütter.“
Die Vorsitzende des Bayerischen Hebammen Landesverbandes, Mechthild Hofner, steht der Reform ebenfalls positiv gegenüber: „Die Akademisierung ist die richtige Antwort auf die aktuellen Herausforderungen an den Hebammenberuf.“Dass der Studiengang in Augsburg erst im Herbst 2023 startet, bedauert sie. Dadurch fehle ein kompletter Ausbildungsjahrgang für den Hebammennachwuchs in Schwaben.
Anfang März beschloss der bayerische Ministerrat das Studienfach für das Universitätsklinikum in Augsburg. Im Moment läuft die zweijährige Konzeptionsphase für den Studiengang. Als Leiterin der ansässigen Hebammenschule wird Dachs bei der Gestaltung mit eingebunden. Das sei gut so, betont Hofner, denn die Hebammenschulen besitzen eine enorme Expertise. „Das Universitätsklinikum kann dieses große Plus nutzen“, sagt Hofner. Nicht an allen Hochschulstandorten kann auf das Vorwissen einer ansässigen Hebammenschule zurückgegriffen werden. „Dort erweist sich die Konzeption des Stu– diengangs schwieriger.“
Noch vor wenigen Jahren fehlten vielerorts in Bayern Hebammen. Geburtsstationen mussten deshalb sogar schließen. Inzwischen habe sich die Situation für die Region Augsburg sehr verbessert, sagt
Schulleiterin Dachs. „Im Geburtshilfebereich wird immer gesucht“, sagt Dachs. Es sei aber kein Vergleich zu der eklatanten Situation von damals. Dass wegen des Studiums weniger den Beruf ergreifen, befürchtet Dachs nicht. Ganz im Gegenteil, bereits heute verfügen mehr als zwei Drittel der Schülerinnen über eine Hochschulreife.
An den Arbeitsumständen wird sich aufgrund der Akademisierung ihrer Meinung nach nichts ändern. Die Bildungsreform habe nichts mit dem Verdienst zu tun, betont Dachs. Ob studierte Hebammen in Zukunft auf eine bessere Bezahlung hoffen dürfen, ist durch das neue Ausbildungsmodell nicht gesichert. Der akademische Grad werde den Berufsstand jedoch auf längere Sicht in eine höhere Tarifgruppe heben, vermutet Dachs.
Noch bis Ende April wird Schülerin Stefke den Hebammen im Rahmen ihres Praxismoduls bei den Geburten helfen. Im Mai geht es für sie wieder zurück in den Unterricht. „Ich bin froh, dass ich noch in die schulische Ausbildung gerutscht bin“, sagt Stefke. Dennoch findet sie es richtig, dass in Zukunft ein Studium notwendig wird. Nachteile gegenüber studierten Hebammen befürchtet sie nicht. Ganz im Gegenteil, die Akademisierung sieht sie als Chance, um später selbst an eine Hochschule zu wechseln.
Augsburg Nach schwierigen Jahren mit ihrem suchtkranken Ehemann wagt Nadine P. jetzt einen Neuanfang. Sie hat sich von ihrem Partner getrennt und eine eigene kleine Wohnung gemietet. Auch ihr 15-jähriger Sohn, der wegen der angespannten Situation daheim in eine schwere Krise geriet und in einer Einrichtung der Jugendhilfe lebte, ist nun in die Wohnung der 45-Jährigen eingezogen. Dank einer festen Anstellung und genügsamer Haushaltsführung kann Nadine P. den Lebensunterhalt für sich und ihren
Sohn aus eigener
Kraft bestreiten.
Für Anschaffungen allerdings fehlt das
Geld. Dies wurde deutlich, als das lädierte Sofa, auf dem die 45-Jährige seit dem Einzug ihres Sohnes schläft, völlig den Geist aufgab. Die Kartei der Not sprang hier kurzfristig ein und finanzierte ein günstiges Schlafsofa. (raf)
Spenden Möchten auch Sie Menschen aus der Region unterstützen? Das sind die Spendenkonten der Kartei der Not:
● Kreissparkasse Augsburg
IBAN: DE54 7205 0101 0000 0070 70 BIC: BYLADEM1AUG
● Stadtsparkasse Augsburg
IBAN: DE97 7205 0000 0000 0020 30 BIC: AUGSDE77XXX
● Sparkasse Allgäu
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● Spardabank Augsburg
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